Sonntag 2. Juni 8.45 Uhr, Köln, es liegt Wettkampfduft in der Luft. Zusammen mit Ricardo rolle ich in den Startblock A, der halbe Block ist schon voll. Alle sind heiß und warten auf den Start um 9.30 Uhr. Im Block treffen wir noch Pierre, eine Rennbekanntschaft von der Tour de Energie und dem Erftstadt-Venn Radmarathon. Wir quatschen uns warm bis es pünktlich um 9.30 Uhr los geht.
Klack klack, piep piep, sssssssss… Schuhe klicken ein, Radcomputer starten die Aufzeichnung, die Ketten summen. Vollgas… ich glaub die ersten sind schon über den Rhein, da kachelt das Feld mit 60 Km/h in Richtung Deutzer Brücke. Die Passage unter dem Maritim Hotel wird Rücksichtsvoller durchfahren als vermutet und auch der restliche innerstädtische Teil über Schienen und vorbei an Kreisverkehren wird sicher passiert. Das immer wieder Aufschließen nach solch Hindernissen spüre ich in den Beinen und denke, zur Hölle noch 100 Kilometer.
Bei Kilometer 23 geht es scharf links in die erste Bergwertung, den Altenberg hoch. Spätestens hier teilt sich das Feld in weitere Gruppen. Ricardo und ich haben den Anstieg schon vorab als den Ort unserer Trennung definiert. Bei der Testrunde genau einer Woche vorher war er schon 40 Sekunden schneller und auch heute sollten es 43 Sekunden werden.
Die Belohnung für solche Anstiege folgt direkt. Die 5 Kilometer lange Abfahrt bringt einen ohne wilde Kamikaze-Oberrohrlagen auf mehr als 70 Kilometer pro Stunde. Bei bekannter und gesperrter Strecke ohne böse Überraschungen.
Viel Erholung gibt es nicht, in Sand wartet die nächste Bergwertung. Während wir uns dieser stellten und über Kuchen philosophierten, fragt ein Kind seine Mutter, „sind das die letzten“. Im Nachgang verriet mir mein Arbeitskollege der ebenfalls in Sand an der Strecke stand das wir wohl die 3. größere Gruppe waren. Seine Unterstützung am Streckenrand lässt mich das Laktat in den Beinen vergessen.
Motiviert geht es hoch zu Schloss Bensberg. Das 100m Kopfsteinpflaster Stück drücke ich im Sitzen hoch. Nicht mein Belag, aber zu kurz um sich lange damit zu befassen. Ein paar weiter Wellen, bevor es in den Wald nach Forsbach geht. DasTempo fällt etwas, Riegel hier, Gel dort… etwas trinken. Bei den 32 Grad lässt es sich hier im schattigen Wald sehr gut aushalten. Der Versuch das Tempo wiederanzuziehen gelingt mir nicht, alleine davon ziehen will ich schließlich aber auch nicht. Es sind ja noch 70 Kilometer zu fahren.
Nach dem Waldstück geht es wieder in die Sonne, es geht wieder bergauf. Aus „Hoffnungsthal“ nach „Lüghausen“ ob die Namen was zu sagenhaben? Am „Verpflegungsposten“ werden Trinkflaschen gereicht. Ich schnapp mir eine. Endlich was zu trinken. Manch einer schüttet sich das Zeug auf Kopf und Trikot, Flaschen werden durchs Feld gereicht man leidet zusammen, man „säuft“ zusammen.
Die Strecke nimmt Kurs auf bekanntest Terrain. Hinter Herkenrath geht es wieder auf den schon gefahrenen Abschnitt über Sand nach Schloss Bensberg. Kurz vor dem Anstieg zum Schloss stürzt ein Fahrer in einer schnellen, scharfen Linkskurve schwer. Sofort eilt ein Polizist und ein Zuschauer zur Hilfe. Glück im Unglück kein anderer wird mitgerissen.
Wieder Kopfsteinpflaster, diesmal allerdings mehr Verkehr, so dass ich etwas langsamer hinauf klettere. Wie auch am Rest der Strecke stehen die Zuschauer am Rand und feuern uns an, nicht wenige werden von außerhalb mit Trinken versorgt, ich leere die vorhin aufgenommene Trinkflasche und hab jetzt noch vielleicht 200ml für die lezten 30 Kilometer.
Vielleicht liegt es wieder am Wald nach Forsbach, mich zieht es nach vorne. Die Gruppe folgt, mit Tempo 42 geht es zurück nach Köln. Hätte ich geahnt das der Wind… aber gut „Finale“ die letzten Kilometer, der letzte Schluck Wasser und nach der Severinsbrücke auf der Zielgeraden die letzten Körner raushauen…
03:16:45 Geschafft!
Ich gönn mir erstmal zwei Kölsch Fassbrausen auf Ex… Zucker, Wasser… Da geht auch dieses Brackwasser. Ricardo ist 6 Minuten vor mir ins Ziel. Wir plaudern ein wenig über das Rennen, während der ein oder andere noch im Zielbereich zusammenbricht und machen uns dann auf den Heimweg.
Was ein Event, super Strecke, tolle Stimmung auf und an der Strecke, nur die Wasserversorgung war bei den Temperaturen mäßig.
Am Ende reichte es insgesamt (Männer) für Platz 200/975, Altersklasse Masters 1 (Männer) für Platz 73/236.
Mein Rennen in Zahlen:
3 Gels, 2 Liter Wasser,
122 Kilometer*, 1140 Höhenmeter
37,4 Km/h*, 223 Watt
https://www.strava.com/activities/2417012000
( * die offizielle Zeitnahme sagt 127km und 38,7km/h, unklar warum)
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