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Liége-Bastogne-Liége Challenge 2023

Am Wochenende stand Liége-Bastogne-Liége, la Doyenne – das älteste noch ausgetragene Eintagesrennen und eines der Klassiker des Radsports, auf dem Plan. Seit 1892 kämpfen sich die Profis durch die Ardennen und natürlich gibt es auch eine Version für Hobbysportler. Samstags, ein Tag vor den Profis ging es auf drei Distanzen durch die Ardennen, 80, 155 und 251 Kilometer. Dazu noch eine ordentliche Portion Höhenmeter (1445, 2869, 4442). Die lange Strecke entspricht bis auf wenigen Kilometer dem gleichen Kurs wie bei den Profis.

Ich bin mit meinen Jungs vom Hakuna Matata Racing Team ebenfalls nach Belgien, natürlich um die 251 Kilometer unter die Felgen zu nehmen. Letztes Jahr reichte es für Alex und mich nur für 200 Kilometer und so war „Wiedergutmachung“ angesagt.

Henning und Stefan sind mit dem Rad schon von Düsseldorf nach Belgien, quasi 150 Kilometer Beine warm fahren. Alex, Christian und ich haben die Räder ins Auto geworfen und sind „Watt-arm“ angereist. Vor Ort das übliche, Startnummern abholen, Supermarkt überfallen, die Räder vorbereiten, Abendessen und ein paar Bier. Gute Nacht!

Warm-up

6:20 Uhr die Sonne versteckte sich noch hinter den Bergen, das Thermometer zeigte 4 Grad. Abfahrt! Wir fuhren von Aywaille entgegengesetzt der eigentlichen Route zum Start nach Banneux. Start der Liége-Bastogne-Liége Challenge ist immer in Banneux, eine kleine Stadt 20 Kilometer südöstlich von Lüttich. Die 12 Kilometer und 200 Höhenmeter bis zum Start waren ideal um sich aufzuwärmen. Der ein oder andere zog sich noch schnell ein Kaffee rein und fast pünktlich um 7 Uhr gingen „les léopards“ auf die Strecke.

Die Sonne geht auf, die Leo’s sind raus!

Die ersten 12 Kilometer führten uns erstmal wieder zurück nach Aywaille. Zweites Frühstück? Bierchen? Nein! Stattdessen wartete der erste „benannte“ Anstieg der Côte de Havelange mit 2,8 Kilometern Länge und 5,6% Steigung ein Anstieg der 4. Kategorie. Anstieg hin oder her, im Prinzip geht es ja die ganze Zeit irgendwo hoch, laut Wahoo 40 Anstiege aber 13 dieser Anstiege werden „beworben“.

Nicht nur wir auch die Sonne schaffte es über die Berge und wir ließen eine Gruppe nach der anderen hinter uns. Henning und Mathias machten vorne Druck und wir rollten hinter her. Liége-Bastogne-Liége ist im Prinzip eine RTF, bedeutet die Straßen sind nicht gesperrt und man muss – oder es empfiehlt sich für die Gesundheit – auf den Verkehr achten. Auf seiner Spur bleiben, Kurven nicht schneiden, wenn man nicht sieht ob sie frei sind, Rechts-vor-Links und Ampeln beachten (wobei Ampeln beachten diese Rennradfahrer ja eh nie, hörte ich mal). Für manche war es dann doch ein Rennen, so ballerte eine Gruppe von drei Fahrern trotz Gegenverkehr auf der Gegenspur am Feld vorbei und zog dann unvermittelt ins Feld. Einer touchierte den Vorderreifen eines anderen Teilnehmers, der versuchte alles sich und sein Rad oben zu halten, bremste und flog dann als sein Hintermann ihm auffuhr vom Rad. Mindestens zwei hatte die Aktion abgeräumt, der Verursacher drehte sich nur ein paar Mal um und fuhr einfach weiter. Krasse Nummer!

Waffel!

Noch vor dem ersten Verpflegungspunkt nach 33 Kilometer abgeräumt hat was von Rund um Köln 😉 Wir Leoparden sind alle sicher in Manhay angekommen, kurz ne Waffel und weiter, die Taschen und Flaschen waren schließlich noch voll.

Bei Kilometer 50 ging es knapp 10 Kilometer auf breiter schöner Landstraße bergab nach La Roche. Typisch belgisch scheint wohl das Bremsen in Abfahrten, war es doch schlicht nicht nötigt aber wurde immer wieder festgestellt… Abfahren und einfach genießen! Man fragt sich wann man das alles hochgefahren ist aber gut vielleicht war dies die Belohnung vor der eigentlichen Arbeit? Nach der sagenhaften Abfahrt ging es in den Côte de la Roche en Ardenne, ähnlich des ersten Anstiegs ging es 2,9 Kilometer mit 5,7% bergauf. Wir fuhren jeder unser Tempo Henning der Bergfloh war gefühlt schon in Bastogne und der Rest sammelte sich oben oder dann tatsächlich in Bastogne.

Bastogne

Nach 87 Kilometer kam der zweite Verpflegungspunkt in – Trommelwirbel – Bastogne. Bastogne war zugleich der südlichste Punkt der Strecke und das Ende des totalen Gegenwinds. Wie vermutet trafen wir dort Henning und Mathias. Auch Alex stieß dort wieder zur Gruppe. Meine Beine fühlten sich nicht mehr sonderlich frisch an, scheinbar hing die vergangene Themenwoche „Pendeln im Wind“ und vor allem dieser angebliche „Cappuchino Ride“ mit DixSept am Mittwoch noch in den Muskeln. Spannend, sind es ja nur noch 164 Kilometer und ca. 3500 Höhenmeter.

Heulen bringt nix! Dieses Jahr wird Liége-Bastogne-Liége zu Ende gefahren! Von Bastogne ging es flott raus, breite Straße, dreckiger Radweg aber stetig bergab. Irgendwann durfte man runter von der breiten auf eine kleinere, ruhige Straße, „Bunny Hop“ über drei üble Kopfsteinpflaster Hubbel, zack fliegt einem die Trinkflasche aus dem Halter… gerade so nicht drübergefahren aber rechts am Rand stand schon ein Kind mit bestimmt 10 verschiedenen Trinkflaschen. Scheint häufiger ne Flasche zu fliegen. Die kleinere Straße führte zum 3. Anstieg, bei Kilometer 107 ging es in Houffalize den Côte de St. Roch hoch. Nur knapp ein Kilometer lang aber 12% durchschnittliche Steigung mit Spitzen um die 16% führen auf einer kleinen Ortsstraße durch die Häuserreihen. Herrlich belgisch!

Halbzeit

Nach der Hälfte, kamen wir in Gouvy zur 3. Verpflegungsstation. Dort richtiges Essen! Nuden! Ich nahm mir gleich zwei Portionen. Gemütlich etwas essen und ein wenig mit den Jungs quatschen ist ja ne RTF und kein Rennen! Gut gestärkt ging es weiter, die Beine waren noch da, aber frischer wurden sie nicht. Dafür wurde das Wetter schlechter, es fing an zu nieseln. Belgien ohne Regen wäre auch Betrug! Stefan war uns nach vorne entwischt. Erst war er hinter uns und während wir entspannt weiter rollten ballert er mit einem Affenzahn ans uns vorbei! Ciao… bis zur nächsten Verpflegungsstation in Stavelot (Kilometer 165) bekamen wir ihn nicht mehr zu sehen. Neben den typischen Wellen kamen auch immer wieder Abschnitte auf denen man einfach laufen lassen konnte, Vollgas minutenlang bergab ohne viel Verkehr oder schweren Kurven. Christian machte Tempo, ich hing mich in seinen Windschatten und so zog er mich aus meinem Tief raus. Vermutlich hatte ich auf dem ersten Stück bis Bastogne einfach zu wenig gegessen, mit diversen Gels, Bananen, Waffeln und Kuuuuuuuchen versuchte ich das seit Bastogne aufzuholen.

Zwischen dem ganzen Verpflegen kamen auch mal wieder zwei offizielle Anstiege, nach 158 Kilometer ging es in den Côte de Wanne (5. Anstieg), der nach einer kurzen Abfahrt direkt in den Côte de Stockeu (6. Anstieg) führte. 1,1 Kilometer und 11,5 Prozent Steigung im Schnitt mit Spitzen bis zu 20%, da freut sich das 36er Ritzel. Gemütlich geht es den Anstieg hoch am Straßenrand jubeln uns hier und da mal ein paar Leute zu und holen noch ein zwei Watt aus einem raus. Am Gipfel des Stockeu steht ein Denkmal zu Ehren Eddy Merckxs der Liége-Bastogne-Liége 5 Mal gewann (1969, 1971, 1972, 1973, 1975) und damit der Fahrer mit den meisten Siegen ist. Remco Evenepoel hat dieses Jahr seinen dritten Sieg eingefahren (2021, 2022, 2023) und ist mit seinen 23 Jahren auf einem guten Weg den Rekord von seinem Landsmann einzustellen.

„Keep right“

Die Abfahrt vom Stockeu hatte ich schlechter in Erinnerung aber vielleicht lag es an der schlechteren Form… neuen Asphalt oder sonstige Instandhaltung von Straßen in Belgien kann man ja getrost ausschließen. Vielleicht etwas enger, aber das ist ja nicht unbedingt schlechter. Nach 165 Kilometer erreichte man Stavelot. Stavelot liegt genau zwischen den Anstiegen Côte de Stockeu und dem Côte de la Haute-Levée und ist der Ort der 4. Verpflegungsstation. Das übliche, irgendwas zu essen packen und rein damit. Die Auswahl nahm gefühlt immer mehr ab. Auch dauerte es hier eine Ewigkeit bis man seine Trinkflasche füllen konnte. Es gab quasi nur eine Station an der man sein Trinken auffüllen konnte und das Prinzip des Anstellens war nicht allen Teilnehmern klar. Es fing an zu regnen, schnell die Regenjacke drüber und weiter. Zunächst sogar typisch belgisch auf Kopfsteinpflaster. Bei Liége-Bastogne-Liége eher die Ausnahme. Keine Ausnahme waren die Anstiege. Der Côte de la Haute-Levée ist der 7. Anstieg mit 3,6km Länge, 202hm und 5,6% Steigung wesentlich einfacher zu fahren als der Stockeu aber auch weniger spektakulär! Größte Schwierigkeit hier, der Autoverkehr! Warntafeln zeigen mit „Keep right“ an, es wird eng! Dank Betonwand als Mittelstreifen ist hier viel Geduld der Autofahrer gefordert. Die meisten fahren Ewigkeiten hinter den Rennradgruppen hinterher, dem ein oder anderen Platz aber dann doch mal eine Sicherung. Über die gesamte Strecke waren solche Ausfälle aber doch erstaunlich selten. Muss man doch sagen auch die Radfahrer legten manche Ampel oder Rechts-vor-Links Situation recht flexibel aus.

Die Strecke führte Richtung Nordosten nach Francorchamps unweit der bekannten Formel 1 Rennstrecke Spa-Francorchamps vorbei. Letztes Jahr hörte man hier sogar die Motoren heulen, dieses Jahr stand der Wind vermutlich ungünstig. In Francorchamps drehte man dann wieder Richtung Südwesten und nahm Anlauf auf den 8. Anstieg, den Côte de Rosier. Mit 4,4 Kilometern einer der längeren Anstiege bei Liége-Bastogne-Liége. Nach einem U-Turn warten durchschnittlich 5,8% mit Spitzen über 10% auf die Oberschenkel. Oben das übliche man hält einfach unvermittelt an oder zieht von der Mitte unvermittelt nach Links um seinem Schatz ein Bussi zu geben… „me first“. Aber gut nach 185 Kilometern ist man vielleicht auch etwas müde. Mir taten die Anstiege gut, die Beine erholten sich, vermutlich kam das – gefühlt – dauerhafte Essen an!

Die Abfahrt durch den Wald war zwar verregnet und der Asphalt nicht sonderlich geil, aber es machte nach wie vor „Spa-ß“. Keine Autoseele weit und breit einfach nur großes Blatt und abfahren! Der nächste Anstieg ließ schließlich nicht lange auf sich warten. 10 Kilometer später ging es direkt hinter Spa in den Anstieg Nr. 9. Rauf zum Côte de Desnié. Das steilste Stück der 6,5 Kilometer wartete direkt am Anfang auf dem Weg durch den Ort Desnié mit bis zu 12% Steigung, hinten raus wurde es flacher bevor es wieder fast 10 Kilometer nur bergab geht. Die Belohnung!

Côte de la Redoute – Belgisches Volksfest

Nach der Abfahrt passierte man wieder Aywaille, im Ziel war man aber noch nicht. Statt Siegerbier gab es aber die 5. und letzte Verpflegungsstation. Noch mal den Bauch voll schlagen bevor es in die letzten Anstiege geht! Direkt nach der Verpflegungsstation ging es in den vielleicht bekanntesten Anstieg von Liége-Bastogne-Liége, den Côte de la Redoute (10. Anstieg). Hier wurden schon einige der Profirennen entschieden. Bemalte Straßen, Wohnwagen säumen den Weg, Reggea schallt aus den Lautsprechern bis niederländischen Schlager übernimmt… ein geiles Gefühl! Erinnert man sich gleich an die Bilder aus dem Fernsehen, und sieht vor sich wie die Profis den Anstieg erklimmen. Der Anstieg selbst die Leute trinken Bier, machen Stimmung! Der Veranstalter nahm hier sogar die Zeit ab, 10:32, für 1,54 Kilometer (9,8%), Remco Evenepoel brauchte nicht mal die Hälfte (04:12).

Vom Côte de la Redoute waren es noch 40 Kilometer bis ins Ziel. Man mag es kaum glauben aber Liége-Bastogne-Liége führte doch auch nach Liége. Für die Profis endete La Doyenne auch tatsächlich in Liége. Wir Jedermänner und Frauen durften nur etwas Liége schnuppern. Kurz bevor es in die Stadt ging, kommt der Côte de la Roche-aux-Faucons. Der 12. Anstieg war mit seinen 4,32km und 4,2% ein zähes Ding, im ersten Drittel tauchten auch mal ne 18% auf dem Wahoo auf. Dann ging es kurz bergab und das letzte Drittel knackte dann wieder die 10% Marke. Aber jammern nützte nix… beißen!

Der letzte Anstieg!

Wir drehten Liége den Rücken zu und nahmen Anlauf in den letzten der 13 offiziellen Anstiege. Der Côte de Cortil. Das schwerste des nur 2,6 Kilometer langen Anstiegs war nicht der Anstieg selbst (Durchschnittlich 6,6%) sondern der Autoverkehr, sinnlose Überholmanöver in Lücken die es nicht gab forderten noch mal besondere Aufmerksamkeit. Einmal im Jahr ist hier Liége-Bastogne-Liége aber dann hat man es eilig und quetscht sich durch? Aber gut, wollen wir nicht meckern, in Deutschland wäre es deutlich schlimmer! Nach der Abfahrt hatte man es eigentlich geschafft, kurz vor Banneux standen allerdings drei Wegweiser falsch und sorgten dafür, dass der ein oder andere Teilnehmer falsch abbog, so auch ich. Aber Christian und der Blick auf den Wahoo verrieten mir, ich bin falsch und so drehte ich direkt um und konnte schlimmeres vermeiden.

Das Ziel zum Greifen nah, flog man die letzten Kilometer hoch zum Ziel und dann war das Ding im Sack!

Stark! Endlich! War ein Stück Arbeit aber Christian hat mich im entscheidenden Moment mitgezogen und auch das restliche Team hat stark gearbeitet und alle haben die Kiste nach Hause gebracht! Leo’s for Life!

Die nackten Zahlen

251 Kilometer, 4444 Höhenmeter in 9:46 Stunden (Brutto: 11:20)!
194 Watt (225 Watt NP), 6692kal, 25,7kmh

Bier! Pommes! Gute Nacht!

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Radmomente beim Radmonument „Lüttich-Bastonge-Lüttich“

Lüttich-Bastonge-Lüttich, eines der Radsport Monumente, auch „La Doyenne“ genannt ist das älteste noch ausgetragene Eintagesrennen. Seit 1892 kämpfen sich die Radprofis durch die wunderschöne Landschaft der wallonischen Ardennen.

„Lüttich-Bastonge-Lüttich Challenge“

Hobbyfahrer und Fahrerinnen können bereits einen Tag vor den Profis auf der nahezu identischen Strecke belgischen Radsport erleben. Das Ganze, ist aufgrund der nicht gesperrten Straßen als RTF und nicht als Rennen zu verstehen, aber das macht es keineswegs schlecht.

Auf dem Plan stehen bekannte Anstiege wie „Côte de Stockeu“ oder „Côte de la Redoute“. Insgesamt findet man nur 11 so genannte „Hellinge“, doch eigentlich geht es ständig auf und ab. Am Ende kommt man auf der 255 Kilometer langen Strecke auf 4200 Höhenmeter.

Die so genannte „Lüttich-Bastonge-Lüttich Challenge“, das war auch für meine Kumpels und mich das Ziel. Radmomente beim Radmonument „Lüttich-Bastonge-Lüttich“ was passte denn besser? Noch vor Corona hatten wir uns entschieden, „La Doyenne“ das müssen wir mal unter die Reifen nehmen und uns für 2020 angemeldet. Dann kam Corona dazwischen aber am vergangenen Wochenende war es endlich so weit, es ging nach Belgien.

Vorspiel

Autobahnschild "Lüttich" (Liége), Anfahrt zu Lüttich-Bastonge-Lüttich

„Banneux“ der Startort für die Hobbyfahrer ist keine 1,5 Stunden von Düsseldorf entfernt. Wir entschieden uns trotzdem ein Tag vorher anzureisen um für den Start am Samstag um 6:30 Uhr nicht mitten in der Nacht aufstehen zu müssen – man wird ja nicht jünger.

Auf dem 8 Kilometer Weg von der Ferienwohnung in Theux zur Startnummernausgabe gewannen wir schon mal einen Eindruck von der Landschaft und den Straßen… ein ständiges Hoch und Runter bringt es auf der kurzen Strecke auf über 200 Höhenmeter: Willkommen in „Belgien“

Zurück in der Ferienwohnung, ging es noch mit Alex und Ricardo eine Runde aufs Rad, die Beine warm fahren. Großartige Landschaft bei bestem Wetter und der letzten Sonne. Traumhaft!

Während wir die Landschaft genossen, erholte sich Stefan in der Badewanne. Er kam von seiner 5-tägigen BE-NE-LUX Tour mit über 800 Kilometern in den Beinen schon leicht warmgefahren in Belgien an.

Hennig kam passend zum Abendessen in der Ferienwohnung an. Wir aßen etwas, machten die Räder fertig, legten alles bereit und ließen den Abend gemütlich ausklingen. Und zack war der nächste Tag! „in 4 Stunden und 17 Minuten klingelt der Wecker“ na dann gute Nacht!

Lifeisaride "LiAR" Leopard Trikot meets Leffe Bier, Warm-Up Lüttich-Bastonge-Lüttich
LiAR… life is a ride… life is a leffe!

Hauptgang

Die Nacht war kurz und keiner war so wirklich froh jetzt aufs Rad zu dürfen aber nach Kaffee und einer Kleinigkeit zum Frühstück zwang sich die Gruppe gegenseitig (das können wir am besten). Jetzt also die gleiche Strecke zum Start wie gestern nur auf dem Rad. Motivation machte sich breit und es rollte sich ganz gut. Alex preschte vor, Hennig war noch an seiner Weste beschäftigt und so sprengte sich die Gruppe schon vor dem Start. Am Start mussten wir zur Strafe in der Kälte auf Hennig warten, der wie wir in dem Moment festelllten, auch der einzige war, der gestern nicht schon Bekanntschaft mit dem Startbereich gemacht hat.

Um 06:42 Uhr ging es auf die Strecke. Die Sonne stieg so langsam über die Hügel und das Feld rollte in Richtung Süden. Bis Bastonge wollten wir nicht übertreiben, schließlich wartet ein Großteil der Hellinge erst dahinter. Unser kleines Team rollte gut zusammen, die Fahrweise des Felds war etwas gewöhnungsbedürftig, bergauf wurde man überholt und die gleichen Leute bremsten dann aber nahezu ab, wenn der Anstieg geschafft war. Unser Moment draufzuhalten und sich für den Anstieg zu belohnen.

Der erste Verpflegungspunkt kam bereits nach 33 Kilometer. Wir gönnten uns eine Kleinigkeit und bevor wir ins Plaudern verfielen, machte Henning Druck und es ging weiter. Gut so! In Beffe, nach etwa 50 Kilometern, lag ein Radfahrer auf dem Boden am Streckenrand, vermutlich ein Epileptischer Schock, wir stiegen von den Rädern guckten ob wir den zwei weiteren bereits zur Hilfe eilenden Radfahrern helfen konnten. Externe Hilfe zu rufen war ein großer Akt. Weder der Notruf noch die Organisation sprach englisch und die Französischkenntnisse auf unserer Seite reichten auch nicht aus. Erst zwei Handwerker die zufällig mit dem Autovorbei kamen konnten weiterhelfen.  Als der Radfahrer wieder zu sich kam und die Hilfe verständigt war stiegen wir etwas mitgenommen auf die Räder und ließen ihn mit den 2 anderen Radfahrern wieder alleine. Spätestens jetzt waren alle wach.

Nach gut 3 Stunden Fahrzeit waren wir in Bastogne, 30er Schnitt. Überraschend flott, auch wenn ich das Gefühl hatte die richtigen Beine liegen noch in der Wohnung und schlafen. Alex wartete bereits, er hatte den Unfall nicht mitbekommen da er vorher schon etwas Vorsprung hatte. Wieder hieß es neu verpflegen, wieder mahnte Hennig zur Weiterfahrt. Wieder hatte er recht, war es doch bitter kalt dort im Wind rum zu stehen.

Unterwegs sieht man neben der traumhaften Landschaft immer wieder zwei drei Autos die hinter Gruppen aus 10 bis 20 Rädern hängen und sehr geduldig warten bis der Anstieg vorbei ist um dann die Gruppe zu überholen. Manches mal aber auch nicht, weil bergab das Rennrad dann doch schneller ist.

2 von 11 Hellinge hatten wir geschafft, 1300 von 4200 Höhenmetern. Irgendwann hatten wir Alex verloren aber das gute an Lüttich-Bastonge-Lüttich ist, an jedem Verpflegungspunkt kann man sich wieder zusammenfinden. So auch am 3. Punkt in Gouvy bei Kilometer 120. Hier gab es sogar Nudeln! Großartig! Die Pause hier wurde etwas länger, Alex war aufgebraucht, ich hatte meine Beine immer noch nicht gefunden und die Idee abzukürzen fand ich direkt hervorragend. So trennten wir uns von Ricardo, Stefan und Henning. Gönnten uns noch eine Waffel und machten uns dann zu zweit auf den Weg. Motiviert bis in die Haarspitzen, dass wir ja quasi schon zu Hause sind.

Wir folgten weiter der offiziellen Route und gönnten uns noch 4 Hellinge unter anderem den Côte de Stockeu (1km, 12,6% Steigung, max. 24%) an dessen Gipfel sich ein Denkmal zu Ehren von Eddy Merckx befindet. Mit 5 Siegen ist er der Rennfahrer, der Lüttich-Bastonge-Lüttich am häufigsten gewonnen hat. Im folgt u.a. Alejandro Valverde mit 4 Siegen und Fred De Bruyne  mit 3 Siegen. Nach der Abfahrt folgte unser letzter Verpflegungspunkt. Zeit für eine Waffel! Bei Kilometer 180 wichen wir von der Route ab, Spa…rten uns so den Anstieg „Côte du Rosier (4,6km, 5,6%, max. 19%)“ zwischen Francorchamps und Spa. Dafür ging es direkt durch Spa, allerdings nur durch und nicht „ins“ Spa. In Spa stießen wir wieder auf die original Strecke bogen aber gleich wieder ab und kehrten der Strecke gänzlich den Rücken. Unser Lüttich-Bastonge-Lüttich war somit schon nach 200,4 Kilometern und 3300 Höhenmetern in Theux zu Ende.

Nachspiel

Während die anderen noch heldenhaft die Strecke zu Ende fuhren und sich noch mal 1000 Höhenmeter auf 55 Kilometer gaben, erholten wir uns schon von der Tour. Frisch geduscht und verpflegt empfingen wir dann die anderen drei, knappe zwei Stunden später. Gemeinsam ging es dann noch zu Pizza und Pasta nach Theux. Bevor wir den Abend auf dem Sofa bei belgischem Bier ausklingen ließen.

Nackte Zahlen

  • 1 . DNF
  • 200,4 Kilometer
  • 3327 Höhenmeter
  • 7:42:09 Bewegungszeit
  • 9:19:19 Gesamtzeit
  • 26,0 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
  • 217 Watt gewichtete Leistung
  • 5.071 Kcal

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Vuelta, Giro, Tour…

Vuelta, Giro, Tour… dieses Jahr ist alles anders. Corona stoppte früh den Rennkalender, Termine wurden verschoben, noch mal verschoben abgesagt das traf nicht nur uns Normalos sondern zog sich durch bis zur Elite.

Die großen drei, Vuelta, Giro und die Tour hat die UCI zum größten Teil in Absprache mit den Veranstalter und im Rahmen der Möglichkeiten in das letzte Jahres Drittel gestopft. Anstatt Anfang Mai bis Anfang September heißt es jetzt Ende August bis Mitte November. Das wirkt sich natürlich auf den gesamten Rennklander aus und lokale Veranstaltungen wie die Deutschland Tour oder der Münsterland Giro haben keinen Platz mehr im Kalender.

Der Rennkalender
01.08. Strade Bianche
08.08. Mailand-Sanremo
05.08. – 09.08. Polen Rundfahrt
12.08. – 16.08. Critérium du Dauphiné
23.08. Nationale Strasenmeisterschaften
– 29.08. – 20.09. Tour de France (anstatt 27.06. 19.07.)
30.9. La Flèche Wallonne
– 03.10. – 25.10. Giro de Italia (anstatt 09.06. – 31.05.)
– 03.10. CyclassicsHamburg
– 04.10. Liege – Bastonge – Liege
10.10. Amstel Gold Race
– 18.10. Flandern Rundfahrt
– 20.10. – 10.11. La Vuelta (anstatt 14.08.-06.09.)
– 25.10. Paris-Roubaix
– 31.10. Lombardei-Rundfahrt

Alle Termine

Für den Radsport Fan daheim die Gelegenheit sich das Eurosport Monatsabo für 3 Monate a 6,99€ zu holen und so alle drei großen Rundfahrten im Wohnzimmer zu haben.

Für den Fan an der Strecke wird es kniffliger, kann man hinfahren? Findet die Jedermann Version statt? Wie sind die Regeln vor Ort? Möchte ich das Risiko eingehen?

Eine spannende Zeit, ich selbst wollte beim Start der Vuelta in Utrecht dabei sein, der fällt aufgrund der Pandemie und dem neuen Rennklander aus. Gleichzeitig findet angeblich die verschobene Austragung der Jedermann Version von Lüttich-Bastonge-Lüttich, bei der ich starten wollte, statt. Ich bin gespannt und werde, wenn ich nicht auf dem Rad sitze, die Rennen via Eurosport verfolgen. Allez Allez!

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La Doyenne

La Doyenne, die Älteste, erstmal nur verschoben

Heute wären wir La Doyenne „die Älteste“ gefahren. Allgemein auch bekannt als Lüttich-Bastonge-Lüttich. 1892 starte zum ersten Mal das Rennen durch die wallonischen Ardennen. Mittlerweile ist der Radklassiker das Älteste ausgetragene Eintagesrennen, daher der Name „la Doyenne“ französisch, „die Älteste“.

Ein Saison Highlight auf das mit Ehrfurcht geschaut wurde. 266 Kilometer Ardennen. Und wer schon mal in den Ardennen war, ahnt was da auf einen zu kommt. Kurze knackig Anstiege. Quasi unsere „Sunday Sunrise Ride“ Ausfahrt in böse.

Aber ein Monument des Radsport, belgische Luft, Radsport pur. So was muss man mal gefahren sein auch wenn es weh tut.

Heute wurde es nix. Das Corona-Virus hat nicht nur den Radsport sondern die ganze Welt im Griff. Wenn es gut läuft hat man nur die Kinder daheim und muss mit ihnen das Home Office auf die Reihe bekommen, für einige läuft es aber ohne Beatmungsgerät nicht mehr.

Wir blicken vorsichtig nach vorne, der Veranstalter von Lüttich-Bastonge-Lüttich hat „la Doyenne“ erstmal abgesagt und ist zusammen mit der UCI auf der Suche nach einem neuen Termin. Das trifft neben dem Jedermann Rennen natürlich auch das WorldTour Rennen. Man selbst zweifelt zwar daran das dieses Jahr noch irgendein Event auf der Straße ausgetragen wird aber wer weiß was schon was in 3 Monaten ist, wenn man nicht mal 14 Tage vorhersagen kann.

Wer „La Doyenne“ Corona freundlich fahren möchte, kann sich auf keepmoving.eu registerien und alleine Kilometer sammeln und mit der Lüttich-Bastonge-Lüttich Community teilen. Quasi ein Social Distance Lüttich-Bastonge-Lüttich Ride.

Bleibt gesund, steigt aufs Rad. Macht das beste draus!