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Race Across Germany 2025

Race Across Germany, 1100 Kilometer, 7500 Höhenmeter und das ganze mit dem Rad in 68 Stunden. Wie berichtet [Beitrag] habe ich mit Spannung auf das Event gewartet, um so näher der Termin rückt um so mehr möchte man das es los geht…

Anreise

Kein Bock auf übliche Reiseerfahrungen mit der Deutsche Bahn? Hier geht’s direkt zum Start!

Bevor es los geht, muss man oft erstmal zum Startort reisen, mit dem Rad auf einem nicht Rundkurs bietet sich da oft die Bahn an. Ich hatte, schon vor dem Abreisetag, die Bahnfahrt, als das „größte Abenteuer“ der ganzen Reise bezeichnet. Ich sollte nicht enttäuscht werden.

Am Bahnhof, in Düsseldorf, zunächst die üblichen Minuten Verspätung, dass ist man ja gewohnt. Umsteigezeit in Hamburg war groß genug, der Anschluss nach Flensburg passte noch. Doch die Verspätung wurde immer größer, der 30 Minuten Puffer immer kleiner aber immerhin saß man im Zug! Nach einer Stunde fahrt, war allerdings der Anschluss aufgrund der Verspätung weg, alternative konnte man einfach über die App wählen, ob das Rad mitgenommen werden kann war ungewiss. Nach 1,5 Stunden, kam die Durchsage: „aufgrund eines Personenschadens entfällt der Halt Hamburg und der Zug endet bereits in Hannover„.

Die Suche nach einer Verbindung von Hannover – kein Mensch wollte oder will nach Hannover – nach Flensburg, war nicht erfolgreich. 3 mal umsteigen und dann jedes Mal hoffen, man bekommt ein Platz für sein Rad um dann vielleicht nach Mitternacht in Flensburg anzukommen lockte mich nicht. In meiner Verzweiflung war ich allerdings nicht alleine Sebastian, sprach mich an, ob ich auch beim Race Across Germany mitfahre und eine Idee hätte wie wir weiter kommen könnten… Langes hin und her, viel DB App und Support von zu Hause brachte uns am Ende zur Idee einfach ein kleinen Transporter zu mieten und ab Hannover mit dem Auto weiter zu fahren. Wir rechneten uns die 360 Euro schön, zwei Leute, vielleicht gibt es 120 Euro Taxi Geld von der Bahn, kein Hotel in Flensburg das verfällt, man ist am geplanten Tag vor Ort… kurz wir machen es! Vom Bahnhof zu Sixt etwas gestresst durch ne unbekannte Stadt, aber es klappte alles. Wir hatten das Auto pünktlich zum Feierabend noch bekommen. Sind damit entspannt nach Flensburg gekommen und kamen am Ende „nur“ 2 Stunden später an als ursprünglich mit der Bahn geplant. [Und die 120 Euro Taxigeld gab es am Ende auch für jeden von uns]

Ein Tag in Flensburg

11 Uhr gings raus aus dem Hotel, Rad konnte ich in der Unterkunft lassen, so ging es bequem zu Fuß in die City von Flensburg. Noch essen für die Tour und den Tag kaufen, etwas Sightseeing, noch ne Postkarte nach Hause geschickt (mal sehen wer schneller ist) und dann am Hafen chillen, essen und versucht eine Runde zu schlafen. Schlaf war nur schwer möglich, mal ein paar Minuten aber die totale Erholung war es nicht.

Das Warten macht einen auch wahnsinnig, also schon um 16 Uhr zur Startnummernausgabe am Bella Ciao, noch ne Pasta reinschaufeln mit anderen Teilnehmern quatschen. Plötzlich wurde es dann doch stressig, schnell umziehen, die üblichen Blicke fürs geile Trikot einfangen, Startnummer und Reflexstreifen anbringen und dann war auch beinah 18 Uhr.

Tag 1 – 24h Schicht

510 Kilometer, von Flensburg nach Katzenstein

„4… 3… 2…. 1… Go!“, zählte Dieter runter, endlich geht’s los! Die ersten Meter durch Flensburg hatte man die Sorge an der nächsten Ampel läuft sich das Feld wieder zusammen. Aber Startslots alle 2 Minuten scheinen gereicht zu haben, erstmal sah ich keinen vor oder hinter mir.

Man rollte sich warm und war dann auch schnell raus aus der Stadt. Erstmal was essen – natürlich während der Fahrt. Der Rückenwind drückte aber jetzt bloß nicht übertreiben, da kommen ja schließlich noch ein paar Kilometer.

Um kurz vor 22 Uhr kam ich noch an einem REWE vorbei, bei der Planung dachte ich der ist eh schon zu aber ich war schneller als gedacht, also noch eben vor der Nacht, Wasser und Snacks nachfüllen. Ein paar andere Fahrer tat es mir gleich und nutzten schnell noch die letzte Chance. Kurz nach dem Stopp waren dann auch die ersten 100 Kilometer nach kaum 4 Stunden im Sack. 27er Schnitt. Läuft. Ich dachte, verrückt, jetzt sitzt du 4 Stunden auf dem Rad und musst „nur“ noch 1000 Kilometer!

So langsam kam die Dunkelheit, die schon ruhigen Straßen wurden noch ruhiger. Hinter mir am Horizont sah ich nur ein Licht, ein weiterer Teilnehmer folgte mir, der Abstand wurde aber weder kleiner noch größer.

Nach 7 Stunden hatte ich 200 Kilometer in den Beinen, mittlerweile hatte ich mir die Windweste drübergezogen und auch ein paar Armlinge gegönnt. Noch knapp 60 Kilometer bis zum 1. Checkpoint in Lauenburg (Elbe). So langsam kam ein Hauch von Müdigkeit um die Ecke, ein Blick auf den Akkustand der Lupine machte mich dann doch wieder wach.. nur noch 20% sprich ein Stündchen… bei noch gut 2 Stunden Dunkelheit! Ich überlegte ob ich die Ersatzlampe aus der Arschrakete holen soll, hatte aber kein Bock anzuhalten. Dank der Helmlampe klappte es dann auch ohne Stopp. Gegen die Müdigkeit gönnte ich mir dann eine Cola, trink ich ja eigentlich nicht, für solche Situationen durch aus eine gute Wahl. Um 4 Uhr stoppte ich am Checkpoint, kurzes Foto, SMS und Nachricht im Tracking-Chat, neuen GPX Track laden. Beim Blick aufs Handy völlig überraschte was da alles ab geht, Whats App, Instagram und auch der Chat explodierte. Kommentar des Abends von meinem Vater „Ich wollte ins Fitnessstudio… aber das Eisfach war einfach näher“.

Am Horizont wurde es schon heller und so langsam regte sich die Sonne über den Tellerrand. Mit der Sonne kommt dann auch die Energie! Paar Datteln in den Kamin und immer weiter… doch am Ende siegte die Müdigkeit, oder die Vernunft? Da man auf dem Rad schlecht schlafen kann (es geht aber nur sehr kurz). Habe ich mich nach gut 300 Kilometern entschieden in Niendorf die Bushaltestelle für ein kurzes Power Nap zu nutzen. Björn (#) der aktuell führende brach gerade auf, so konnte ich mich auf seinen vorgewärmten Platz legen. Schuhe aus, Füße hoch, Wecker stellen und Augen zu.

20 Minuten später ging es gut erholt wieder aufs Rad. Nach dem Nickerchen war mir bitter kalt, so hieß es erstmal, ordentlich in die Pedale treten und warm fahren! Die erste Tankstelle war mein Ziel. Kaffee! Einmal schwarz und groß! Herrlich – wäre er nicht so heiß – aber gut tat es trotzdem!

Den Koffeinpegel wieder auf Anschlag ging es weiter, in Hankensbüttel (wer kennt es nicht) kurz noch ein Edeka überfallen, neue Datteln, ein paar Bananen und ein Apfel gekauft. Quasi Frühstück. Und dann einfach immer weiter…

Nach gemütlichen knapp 15 Stunden im Sattel hatte ich die 400 Kilometer geschafft. Wenn man großzügig überschlägt etwa 1/3 der Gesamtdistanz. Mein Ziel war Kilometer 476, der Checkpoint in Bilderlahe und von dort noch eben die restlichen 35 Kilometer bis zur ersten Richtigen Pause. Wer denkt denn vorher dass man sich nach einer Tankstelle sehnt, mein Treibstoff: Kaffee.

Kudos an

In Bilderlahe wurde richtig groß aufgetischt, Wasser, Bananen, Salzstangen ich hatte eigentlich kein Hunger, hatte ich ja eben erst an der Tankstelle zugeschlagen. Es hieß am Abend gibt es dort Party und Bier… ich zögerte kurz… Bier oder doch weiter?

Natürlich ging es weiter, 18 Stunden in den Beinen, noch knapp 20 Kilometer, man gönnt sich ja sonst nix. Das Bier schlug ich mir aus dem Kopf, aber den nächste Kuchenstopp gönnte ich mir. Zwei Stücke Erdbeerkuchen und – natürlich – Kaffee. Gestärkt ging es weiter, höchst motiviert und zack steh ich an der Unterkunft? Völlig irritiert, eigentlich wollte ich hier erst später sein und eigentlich wollte ich vorher ne Pizza essen und für den nächsten Tag einkaufen… ein Blick auf den Wahoo und Google Maps und ich wusste, der Kuchenstopp vorhin, war genau dort wo ich eigentlich mein Abendessen organisieren wollte… statt den Hügel wieder rauf, gings zum nächsten Netto, einmal Abendessen einkaufen und dann zur Unterkunft.

Die Unterkunft, war eine Art Motel, keine Rezeption, alles digital per Smartphone. Perfekt, wenn man nicht weiß wann man ankommt und weiter will. Die Bude selbst war großartig, riesen Badezimmer, kleine Küchenzeile, Kühlschrank, bequemes Bett – wobei nach 18,5 Stunden im Sattel und 23 Stunden unterwegs, wäre glaube ich jedes Bett bequem gewesen.

Die Technik an den Strom, ich unter die Dusche. Die Gelgenheit nutzte ich auch um meine Bib und meine Socken zu waschen. Für Tag 2 hatte ich eine 2. Bib, die 1. durfte dann bis Tag 3 trocknen und ich konnte jeden Tag mit einer frischen Hose starten. Frisch geduscht, ab ins Bett, Füße hoch und rein mit dem Essen, zwei Nudelsalate, zwei Mal Bulugursalat, dazu zwei Brötchen. Perfekt!

Ich nutzte die Zeit um mal zu Hause bei den Liebsten anzurufen, die vielen Nachrichten zu beantworten und machte mir ein Plan für den 2. Tag. Eigentlich wollte ich – mit meiner sehr defensiven Planung – erst um 22 Uhr in der Unterkunft angkommen, dann spätestens um 4 Uhr weiter. Scheinbar lief der erste Teil doch sehr gut, gute Beine, gute Strecke, weniger Pause gemacht als gedacht, so lag ein 27er Schnitt an und ich war gute 5 Stunden vorher an der Unterkunft als geplant. Das Regenradar sagte von Mitternacht bis ca. 2 Uhr Regen an, so entschied ich mich dann bis 2 Uhr Pause zu machen, viel zu viel aber ich wollte ja „nur“ ankommen und nicht erster werden 😉

Um 1:30 Uhr klingelte der Wecker, war ja auch quasi ausgeschlafen. Ein Coffee-2-Go, Brötchen und ne Banane rein, Zähne putzen, Rad packen und Abflug! Dank meiner maximalen Ineffizienz saß ich auch schon um 2:45 auf dem Rad. Gut dass es hier „Race“ Across Germany heißt.

Tag 2 – Harz aber Herzlich

400 Kilometer, von Katzenstein nach Wassertrüdingen

Aber die Straßen waren trocken, der Himmel – keine Ahnung war dunkel. So ging es motiviert durch die Ausläufer des Harzes, Berg hoch, Berg runter, links, rechts. Großartige Straßen und keine Autos unterwegs. Hier und da aber endlich auch mal andere Teilnehmer. Hatte die Pause doch ein Sinn 😉 Ich pedalierte von Rücklicht zu Rücklicht. Hier und da stand mal ein Fahrer am Rand, müde zum Teil desorientiert. Ich grüßte immer nett, fragte kurz ob alles gut ist und trat dann wieder meinen Stiefel. Gegen die noch dunkle Nacht, legte ich mir unsere „Handball-Taxi“ Partymusik auf ein Ohr und motiverte mich so maximal.

Gegen 4:30 wurde es wieder hell, ich sah jetzt auch mal ein Supported Fahrer mit Begleitfahrzeug. Fragte mich ob der Windschatten vom Begleitfahrzeug eigentlich „illegaler Support“ wäre. Hielt sicherheitshalber großen Abstand und ließ das Begleitfahrzeug davon ziehen.

So richtig wollte die Sonne nicht in den Tag starten, es blieb trüb. Aber das Licht reichte aus um zu sehen was da an Anstiegen auf einen wartet. Hier mal 7%, da mal ne Spitze über 10%. Nach nicht mal 70 Kilometer hatte ich mit 1000 Höhenmetern schon die Hälfte der Höhenmeter von Tag 1 gesammelt. Aber man wurde auch immer wieder mit schönen Abfahrten belohnt und eine Alternative gab es ja doch nicht.

Nach 5 Stunden hatte ich gerade mal 110 Kilometer geschafft, 22 Km/h, gute 5 Km/h langsamer als den Tag zuvor. Es war kurz vor 8 Uhr… Man rechnet – mache ich generell viel auf dem Rad, lenkt ab und es gibt immer irgendwas, was man sich gerade ausrechnen kann – noch knapp 300 Kilometer, 22 Km/h Fahrtempo… 13-14 Stunden… puh… aber ein Regenschauer lenkte mich ab.

Den 3. Checkpoint in Berka / Werra erreichte ich um 8:42 Uhr, ich steuerte den REWE an, holte mir ein Kaffee und ein Baguette und machte eine kurze Frühstückspause. Gezwungen durch die Warteschlange vor der Toilette wurde diese Pause etwas länger. Immerhin hatte ich so den Regenschauer „verpasst“.

Nach einer halben Stunde ging es weiter, durch schöne kleine Örtchen und über ruhige Landstraßen. Ich passierte nun immer mal wieder die ehemalige innerdeutsche Grenze, der Wessi würde behaupten man merkte es auch direkt auf der Straße, aber gut ich alter Krefeld-Liebhaber fühlte mich da gleich heimisch. Highlight war eine Baustelle, ein Potpourri von verschiedenen Schotter-Variationen. Aber es gab auch diese Trasse, die Route schickte mich in Vacha auf den Feldatalradweg, eine alte Bahntrasse die über 30 Kilometer feinsten Radweg bietet. Träumchen.

In Neustadt an der Saale führte die Route durch die Stadt, an einer roten Ampel sah ich an der Ecke eine Tankstelle. Wer weiß wann die nächste kommt, ich machte einen Schlenker über die Tankstelle. Die Tankstelle war anlaufpunkt für einige Radfahrer, den Schlenker von der Kreuzung rüber machten einige. Ich gönnt mir mein klassisches Menü, Kaffee schwarz und Brötchen. Frisches Wasser für die Trinkflaschen und schon ging es weiter. Doch da sah ich Torsten vom Cycling Club Düsseldorf, er kam gerade als ich los wollte, wir sprachen kurz und dann trennten sich unsere Wege wieder. Torsten fuhr das zur selben Zeit stattfindende Bavaria Extrem, welches im Prinzip das halbe Race Across Germany ist und erst nach 550 Kilometer in Eschwege startet. Ich wusste von seiner Teilnahme, hätte aber nicht gedacht, dass man sich trifft.

Von der Tankstelle bis zum nächsten Checkpoint in Kitzingen waren es noch 70 Kilometer. Arme in den Auflieger und ab geht es. In Kitzingen wollte ich eigentlich bei Freunden vorbei, aber zum einen ist das ja ein „unsupported“ Event und zum anderen hatten die Freunde keine Zeit. Mittlerweile hatte ich insgesamt 815 Kilometer in den Beinen, von der Schlafpause „nur“ 315. Für Hunger reichte es trotzdem, ich gönnte mir in Segnitz eine Pizza und eine Portion Pasta beim Italiener. Mittlerweile hatte ich Ricardo getroffen, wir aßen zusammen und als wir vom Italiener los rollten, entdecke ich vor uns Torsten. Was ein Zufall. Zu dritt ging es nun weiter,

Zu dritt rollten wir in den Abend, immer schön nebeneinander, das freut die Autofahrer und entspricht dem Regelment „kein Windschatten“. Die Strecke führte uns in eine Baustelle aber so direkt sah man keine Alternative. Von daher hieß es, no-risk, no-fun und rein da! Vorteil, die Straße war für andere Verkehrtsteilnehmer gesperrt und so hatten wir eine schöne breite Landstraße nur für uns alleine. Herrlich, wir hofften es folgt nicht eine fehlende Brücke. Wir hatten Glück und mussten nicht umdrehen. Gegen 21:30 wurde es langsam dunkel. Der oft recht trübe Tag, machte auch ein wenig früher das Licht aus. Wir hielten in Ansbach noch ein einer Tankstelle, Abendbrot besorgen und noch mal die Trinkflaschen auffüllen.

In Wassertrüdingen war der Tag geschafft, mittlerweile war es beinah 23 Uhr, 410 Kilometer in den Beinen, knapp 20h unterwegs, davon 17 Stunden im Sattel. In der Ferienwohnung hing ich erstmal wieder alles an den Strom, duschen, Abendbrot und dann ab ins Bett. Der Plan war um 3 Uhr wieder auf die Strecke, so dass man die letzten 220 Kilometer nach Garmisch-Partenkirchen, schafft bevor dort der Zug um kurz nach 15 Uhr fährt.

Tag 3 – Locker ausrollen – 220km

220 Kilometer, von Wassertrüdingen nach Garmisch-Partenkirchen

3 Uhr, endlich wieder Rad fahren. Nach 500 und 400 Kilometer standen nun nur lockere 220 Kilometer an. Es ging durch die dunkle Nacht auf einem lustig bepinselten Weg, irgendwer hat wohl eine Fahrbahnmarkierungsmaschine missbraucht und über viele Kilometer einen geschlängelten Mittelstreifen über die Fahrbahn gepinselt.

Nach 1,5 Stunden war der 4. Checkpoint „Mauren“ erreicht. Direkt nach dem Checkpoint ging es über ein Stück abgefräste Straße sehr sehr ruckelig weiter. Wir wurden also nach dem schöne Anstieg über auf den Bockberg nicht durch eine schöne Abfahrt entlohnt. Bock hatten wir trotzdem! Die Sonne hatte scheinbar heute auch mehr Bock, 4:30 Uhr und am Horizont wurde es hell.

Die Sonne ließ sich dann doch mehr Zeit und es wurde noch mal richtig knackig kalt. Nebelbänke schwebten über den Wiesen und schafften eine schöne Szenerie. Dank einer kleinen Hügelkette lag die Strecke noch recht lange im Schatten. Nach 2 Stunden rollten wir am ersten Bäcker vorbei, drehten um und machten kurz Pause.

Vom Bäcker waren es noch lächerliche 40 Kilometer bis zum 5. Checkpoint nach Moorenweis. Mittlerweile hatte es die Sonne zu uns geschafft. Aufgeladen von der Sonne ging es in Richtung Checkpoint. Allmählich sah man die Alpen am Horizont. Am Checkpoint machten wir nur kurz Pause, einmal den Standort melden, den letzten Track laden und dann ging es weiter auf die letzten knapp 90 Kilometer.

Ricardo hatte am letzten Checkpoint seine Radbrille vergessen, so dass er noch mal umdrehen musste. Ich fuhr entspannt weiter und ließ mich nach ein paar Kilometer wieder von ihm einholen. Wir rollten durch die Landschaft, so langsam ging uns das Wasser aus wir entschieden uns bei der nächsten Gelegenheit anzuhalten und noch mal unsere Trinkflaschen aufzufüllen. Wir ahnten nicht, dass wir fast 2 Stunden unterwegs waren bis wir in Murnau eine Tankstelle fanden. In Murnau war dazu noch ein bayrisches Volksfest, Traktoren, Trachten, viele Menschen, gute Stimmung. Wir packten was von der guten Stimmung ein, waren aber auch froh als wir aus dem Trubel wieder raus waren.

Nach 8 Stunden auf dem Rad waren die ersten 200 Kilometer in den Beinen. Von Murnau waren es noch 26 Kilometer bis Garmisch-Partenkirchen. Ich legte mich in die Auflieger und machte Tempo. Ich war mir sicher, die letzten Kilometer schaffe ich auf jeden Fall. Innerlich grinste ich über beide Ohren, wie verrückt, 1100 Kilometer in 3 Tagen mit dem Fahrrad. Ich schüttelte den Kopf und erinnerte mich an den Spruch eines anderen Teilnehmers „eigentlich ist es nur Radfahren, einfach die ganze Zeit Radfahren“.

In Garmisch wurde es dann noch mal wild, die Strecke führte mitten in die Stadt, auch wenn es eine kleine ist, so viel Autos hatte ich die letzten 3 Tage insgesamt nicht gesehen. Vermutlich macht hier der ein oder andere Münchener gerade sein Sonntagsausflug. Ich mogelte mich durch den Verkehr, Radfahrer halten sich ja eh nie an die Regeln und so kam ich nach 66 Stunden und 56 Minuten am Ziel an! Yeaaaah! Wie geil!

Im Ziel empfing mich neben dem Race Across Germany Team auch Ricardo und ein kühles Bier! Dieter und Fritz waren super nett, gratulierten mir und jeder Teilnehmer wurde ein wenig gefeiert. Es gab das Finisher Trikot, eine Medaille und Fritz meinte bei der Übergabe noch, ich wäre der Teilnehmer mit der größten Fanbase gewesen. Dank euch!

Ich nutzte die Möglichkeit schnell unter die Dusche zu springen, gönnte mir zivile Bekleidung und zusammen mit Sebastian der noch zufällig vorbei kam, aßen wir noch eine Kleinigkeit und gönnten uns ein, zwei Bier bevor es mit dem Zug zurück ging.

Nackte Zahlen

Distanz 1130,28 km
Anstieg 7.265 hm
Bewegungszeit 43h56m
Pausenzeit 22h58m
Kalorienverbrauch 37.250
Schnitt 25,7 km/h
Platz 60 von 105 (solo nonsupported)

Abreise

Zurück natürlich wieder mit der Bahn. Mit dem Regio von Garmisch-Partenkirchen nach München ging ohne Probleme, viel später hätte man aber nicht zusteigen sollen, da wäre kein Platz mehr für Fahrräder gewesen. In München dann pünktlich in den ICE. Dort wurden wir dann mit einer „Bremssystemstörung“ begrüßt… aber der Zugführer konnte das Problem nach gut 20 Minuten beheben und die Fahrt ging los. Bierchen im Bordbistro holen, alle Reste von der Tour auf den Tisch und dann Beine lang machen, essen und entspannen. Der Zug kam gut durch, die Verspätung wurde kontinuierlich länger. Dieses Mal entfiel aber erst der Halt hinter Düsseldorf, so dass wir nur 98 Minuten später als geplant, aber immerhin in Düsseldorf an kamen. Die Postkarte war noch nicht da.

Fazit

Mega… was man auf dem Rad so schafft, was der Körper aushält und mit ein paar Tagen Abstand wie wenig der Körper noch „nach leidet“. Kein Muskelkater nur die Knie machten noch zwei Tage Probleme. Aber selbst der Hintern war einverstanden, direkt ab Montag wieder ins Büro zu pendeln.

Mega… auch die Strecke, viele ruhige Straßen, überwiegend guter Asphalt und insbesondere in den Nachtfahrten keine Probleme mit der Navigation, so dass man flüssig durch kam.

Mega… geile Fanbase, Familie, Freunde, Kollegen alle hatten die Finger am Race Across Germany Chat, bei WhatsApp und Instagram. Das treibt einen an und motiviert insbesondere wenn man sich völlig müde gerade in der Tankstelle einen Kaffee reinzieht. Danke!

Mega… viel Pause gegönnt. Bis zur ersten Pause – wie vorher geplant – nach 510 Kilometern war ich an Position 2 und viel zu schnell, somit die Pause mit fast 9 Stunden zwar sehr entspannend aber viel zu lang. Da könnte man in Zukunft optimieren. Angemessener Erholung wäre vermutlich auch bei der halb so viel Pause drin gewesen.

Lasst ein Like bei Sebastian @sebastian_trimborn oder guckt mal was er sonst so verrücktes auf Youtube treibt, bei den Jungs vom Race Across Germany @raceacrossgermany, insbesondere bei Fritz @fritzgeers.de. Pannenfrei durch gekommen auch Dank des Team von @radsport_jachertz. Für alles Gerüstet Dank der Klamotten von @northwave_de. Das geile Trikot gibt’s bei @lifeisaride.de.

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