Gastbeitrag von Marten Sprecher | Strava | Instagram
Über Marten
Marten und Langstrecke, das gehört zusammen. Race Across the Netherlands (1900km, 5d 7h 56m, P28), Paris-Brest-Paris (1219km, 67h 40m) oder auch „nur“ Düsseldorf 300 (300km). Er liebt die Langstecke und teilt seine Liebe auch gerne mit anderen. So ist er bei Düsseldorf 300 nicht nur Teilnehmer, sondern unterstützt seinen Heimatverein den Cycling Club Düsseldorf beim Scounting der Strecke.
Dieses Jahr ist Marten beim Peaks and Plains in Magdeburg an den Start gegangen, lest selbst wie er sich der Herausforderung in 48 Stunden 550 km und 8.000 Hm zuabsolvieren gestellt hat:
Das letzte Abendmahl
Angereist am Vorabend, traf man sich noch mit dem Veranstalter und Teilnehmern auf eine kleine Mahlzeit. Es sollte dieses Jahr härter und weiter werden, mit zusätzlichen Höhenmetern als im Vorjahr. In Summe haben sich aber 120 Teilnehmer bei der Anmeldung innerhalb von 6 Stunden alle Plätze gesichert, über 300 waren auf der Warteliste. Ob das Event noch größer wird, bleibt wohl erstmal offen. Der Run ist auf jeden Fall da und dies vollkommen zu Recht.



Race Day – mein Menüplan
Einschreiben war ab 15:30 Uhr, der GPX-Tracker wurde ans Bike angebracht und das kleine Buffet mit Kaffee und Gummibärchen geplündert. Ich war ehrlicherweise schon satt von den Nudeln und Gnocchi zum Frühstück und zu Mittag. Man beschaute die Fahrräder und wunderte sich auch manchmal, was die Leute alles mit nehmen. Ich persönlich habe mir das Peaks and Plains in drei Teile eingeteilt für ca. 24h auf dem Hobel:
(1) Flach zu Beginn mit rd. 120 km und 1.500 HM: Korridor halten zwischen 220W und 250W, so dass ich schnelle Kilometer mache und dabei gut esse und trinke. Ist alles noch bei Tageslicht und man kann gut fahren. Bei 110 km gibt es eine kompletten refill der Getränke für die Nacht und umziehen.
(2) Bergig im Mittelteil: 300 km mit ca. 5.000 HM (bei Nacht): Ziel immer über 200W, und insbesondere Bergauf nicht trödeln. Abfahrten nutzen um Zeit gut zu machen. Die Gravelpassagen bei Nacht ordentlich fahren und vor allem keine Zeit verplempern. Refill-Pause nach ist ca. 330 km (gesamt).
(3) Flach ins Ziel mit 100 km und 1.000 HM: Schauen was noch geht und auch nötig ist für die Position – schön konstant fahren und die gute Arbeit ins Ziel retten.

Super Six Evo HiMod; vorne: 46/30; hinten: 32/11; Apidura Frameback; Dotwatcher per Tape auf dem Oberrohr
Race Day – Auf die Räder fertig, los!
18:00 Uhr war Start, 17:30 Uhr war Briefing und es pisste in Strömen bis 17:45 Uhr. Die Straßen waren nass, die Temperatur ging runter auf knapp 12 Grad. Nervöse unter uns zogen sich schon die Regenjacken und Regenüberzieher an zum Start. Andere, wie ich, chillten in der Garage beim Kaffee.

Riders-Briefing drinnen
Und los ging es im Trockenem mit ca. 5-6 km Neutralisation und erlaubtem Windschatten. Ab dann musste man unsupported alleine durch, so waren die Regeln und der Codex. Ehrlicherweise hielten sich nicht alle dran. Von außen immer schwer erkennbar, wegen mancher Paarwertung, wo drafting erlaubt ist. Doch die die Rennleitung war aufmerksam die ersten Kilometer und sprach auch Penalties aus. Sie begleitete uns und machte schöne Videos und Fotos – dotwatcher standen am Straßenrand und jubelten uns zu.
Bis 116 km kam es dann bei mir zu einem 32er Schnitt, nach 3:30 h war ich an der Tanke als Platz 5: Wasser aufgefüllt, Beinlinge und Armlinge an, Windweste an und weiter. 5 min verloren – dann Platz 10. Die ersten sind durchgefahren, hatten wohl genug mit bis zum nächsten Morgen und waren schon warm genug angezogen um die Nacht im Harz zu verbringen.
Der Brocken, ein Brocken.
Ab dann ging es zu den Stempelstellen – dies waren so grüne Briefkästen mit Stempeln für Wanderer. Immer schön oben auf dem Berg in Dead Ends, das heißt man fährt die gleiche Strecke hoch und runter. Hat auch was, man sieht zumindest wie weit man im Rückstand ist, wenn einem die Abfahrenden schon entgegen ballern. Stetig wurden die Stempelstellen abgefahren: Sophienhof, Brocken, Wurmberg, Ravensberg, Hanskühnenburg. Die Abfahrten waren kalt und windig. Mich persönlich hat die Abfahrt vom Brocken gekillt. Diese war sehr lang, mit Gegenwind und im Nebel. Meine Hände waren taub danach… Bremsen wurde schwierig, Schalten schwieriger, ein Gel oder ein Riegel aufzumachen war unmöglich. Aber es wurde Tag, die Sonne kam raus, ich hatte dann doch noch Carbs zu mir nehmen können und meine Hände waren wieder da.
No gravel, no party!
An der Hanskühnenburg gab es nach 500 HM noch weiter 55 HM mit Gravelanstieg von bis 18%, schnell Stempel und dann in 6km lange Gravelfahrt. Kein Platten geholt und dann gesagt, das Ding bringste jetzt ins Ziel. Dann kam noch glücklich Rückenwind dazu, so dass die letzten 100km wieder mit einem 30er Schnitt weggemacht worden sind. Leider wurde ich nochmal durch stetiges Sohlenbrennen (Burning Feet) aufgehalten, sowie die Kurven mit stetigen Antritten, Kopfsteinpflaster und die gute Betonplatten-Straße (wo auch mal ne Platte gefehlt hatte) gaben mir den Rest.
Am Ende war ich fix und fertig und doch glücklich im Runners-High kreuzte ich das Ortschild Magdeburg nach 25h 16m als digitale Ziellinie und schaffte es auf den 6. Platz! Die letzten Kilomenter zum Clubhaus waren dann nur noch da um zum Start/Ziel zu kommen.
Peak an P(l)ains… Done

In Summe kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin mit dem Ergebnis. Die Desktop-Research zur Strecke, die ich vorher betrieben hatte, hat sich leider nicht bewahrheitet. Es war eindeutig härter als erwartet, aber wenn man alles gibt, dann passt es auch. 10% sind nicht gestartet und knapp über 30% mussten leider unterwegs aufgeben!
Dank an Dü für das Event und Lena für die Fotos und Videos. Und den Typen mit der rosa Mütze, der im Ziel jeden gefeiert hat, als wäre er ein Sieger. Glückwunsch an alle anderen Finisher.
Dank geht zudem an das CycleCollective in Meerbusch für das robuste Rad – es wurde nicht geschont und meine Crew für die Vorbereitung, sowie an die Familie, die mir die Zeit gibt, die ich benötige für solche Dinge, wie Peaks and Plains.
Nackte Zahlen
Position: 6 / 120
Strecke: 543 km
Höhenmeter: 7938
Gesamtzeit: 25h 16m
davon Pausenzeit 35m
Normalisierte Leistung: 183 Watt
Marten fuhr das Ding auf dem 6. Platz ins Ziel, aber auch ein alter Bekannter, Daniel, den ich schon vom Northcape4000 kenne, war bei am Start und machte beim „Heimspiel“ wie auch schon beim Northcape den 1. Platz (19h 38m). Kai aus Dresden fuhr auf den 3. Platz (21h 55m) und sicherte sich noch den letzten Platz auf dem Treppchen.
Blut geleckt? Oder nicht?
Hier findet ihr noch mehr Content, Rund um das Peaks and Plains, lasst euch beigeistern, es lohnt sich:
Roadbook 2025: https://www.cycletour.de/peaksplains/roadbook
Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=_pZ2tO9JM6U
Insta-Channel: https://www.instagram.com/peaksandplains.cc/
Web: https://www.cycletour.de/peaksplains/
Bikes of Peaks and Plains: https://dotwatcher.cc/feature/bikes-of-peaks-and-plains-2025

Für alle die mal in das Thema Langstrecke einsteigen möchten, es gibt noch Startplätze für Düsseldorf300 am 28.06.2025. Wählt aus zwei Strecken, 200 oder 300 Kilometer, die im RTF Modus gefahren werden. Leckere Landschaft, schöne Verpflegung… mehr Infos auf https://www.dus300.de/