2014 bin ich mit dem Rad von Vaals in den Niederlanden, quer durch Deutschland, bis nach Küstrin in Polen gefahren. Damals mit einem guten Kumpel und unseren Stahlrennern. Noch lange bevor ich in tief in den Lycra Radsport abgerutscht bin, ging es auf Genussreise entlang des Hellwegs quer durch Deutschland.
2014 mit dem Stahlrenner auf dem Hellweg von NL nach PL quer durch Deutschland
Etwa 10 Jahre später, steht am 10. Juli 2025, das Race Across Germany an. Race? Richtig! Ich häng immer noch und vor allem noch viel tiefer in diesem Lycra Radsport. Somit ist „Genuss“ mittlerweile das Überschäumen von Laktat in den Muskeln.
Laktat wird es auf dem Rennen von Flensburg nach Garmisch-Partenkirchen vermutlich reichlich geben. In maximal 68 Stunden geht’s 1100 Kilometer von Norden nach Süden. Erst flach, dann wellig dann hügelig, so sammelt man um die 7500 Höhenmeter. Es gibt 7 Checkpoints an denen man sich melden muss, der letzte ist das Ziel in Garmisch. Parallel lässt sich die aktuelle Position via GPS Live mitverfolgen. Je nach Variante, fährt man Solo unsupported, 2er-Team nonsupported, Solo supported, 2er-Team supported. Insgesamt starten 137 Fahrer und Fahrerinnen, davon sogar ein Velomobil. Ich starte alleine und ohne Support. Sprich keine Hilfe von außen, die nicht auch jeder andere bekommen kann, kein Teamwagen, kein Windschatten. Euer Support via Instagram, Whats App oder per Kommentar beim Live-Tracking (Startnummer #074) ist natürlich nicht nur erlaubt, sondern total erwünscht!
Checkpoints
Km 264 Lauenburg (Elbe)
Km 476 Bilderlahe
Km 623 Berka (Werra),
Km 791 Kitzingen,
Km 933 Mauren,
Km 1026 Moorenweis
Km 1114 Garmisch-Partenkirchen (Ziel)
Der Plan
Die letzten Monate hieß es Route durchgehen, Zeitplan erstellen, Dinge bestellen, Setup durchgehen. Fehlt doch noch was? Alles noch mal durchgehen! Renntaktik habe ich keine, wer mich kennt, weiß ich fahr einfach Rad. Natürlich möchte ich ankommen, idealerweise bevor der Zug nach Düsseldorf fährt… Sprich Sonntag 13.07. 15:07 im Zug am Bahnhof Garmisch-Partenkirchen.
Mein Plan, am frühen Abend (Startslot: 18:08 Uhr) in Flensburg starten, die Nacht durchfahren und von der Sonne motiviert so weit wie möglich kommen. Beim ersten Kuchen, den Kopf auf den Tisch und ausruhen und dann bis zum zweiten Checkpoint nach Bilderlahe (km 476) durchziehen. Bevor es in den hügeligen Harz geht die erste richtige Pause einlegen und dann möglichst erholt weiter bis hinter den 4. Checkpoint in Kitzingen (km 791) zur Nacht wieder eine Pause und dann die letzten 300-400 Kilometer bis ins Ziel nach Garmisch.
Northcape4000 2022, Kurzes Nickerchen auf dem Weg zum Nordkap, irgendwo in Finnland
Der Gerät
Durch den Crash Ende März ist mein Specialized Tarmac leider ein Totalschaden, aber Gott sei Dank hat man ja mehr als ein Rad. Also Rennschluppen und Aerobars aufs Winterrad und dann fallen die 3 Kilo Übergewicht auch nicht auf, bestimmt nicht. Vor dem Race Across Germany lass ich die Werkstatt meines Vertrauens noch mal über das Rad gucken und dann sollten die 1100 Kilometer ein Genuss werden.
Trek Checkpoint ALR 4 2021 Shimano GRX400 Bontrager Aeolus 5 Schwalbe Pro One Tubeless 30mm BBB Aeromax BHB 60
Die Vorbereitung
Nach der spontanen Idee kurz vor der Tour ans Nordkap noch eben Aerobars zu montieren, dachte ich dieses Mal organisiere ich mir früher Aerobars und spare mir so die Bikefitting Session während des Rennens. Die vielen Testfahrten ins Büro waren perfekt um die perfekte Position zu finden. Zusätzlich zu den kurzen Fahrten bin ich mit Gepäck mehrere Runden über 200 Kilometer und auch unsere jährliche Midsommar Tour mit über 350 Kilometer als Test gefahren. So konnte man die Belastung mit dem Gepäck an Rad und Körper austesten.
Das Netzwerk
Neben der Vorbereitung auf dem Rad habe ich auch viel Bike-Packing von Freunden und Instagram Sternchen verfolgt und mir den ein oder anderen Tipp hinter die Ohren geschrieben. Sei es Mateusz beim 45 southwest, Marten und Daniel beim Peaks and Plains [zum Beitrag], Christian, Annalena und Lea beim NorthRaceWestphalia aber auch die Vorbereitung aufs Three Peaks von ebenfalls Marten und Janina habe ich genauestens verfolgt.
In einer Woche am 10. Juli geht es los! Bleibt gespannt, ich bin es auch… folgt mir auf Instagram oder direkt live via live-ultra-race.de (Startnummer #074).
21. Juni, Midsommar, der längste Tag des Jahres lass uns tun, was wir Midsommar immer tun… Radfahren! 2020 ging es das erste Mal auf Midsommar Tour, damals standen am Ende knapp 540km auf der Uhr, dieses Jahr waren es „nur“ 350, man wird ja auch nicht jünger 😉
Samstag 1:30 Uhr – ja mitten in der Nacht – ging es los. Ricardo, Stefan und ich… drei Leoparden mit Schlafstörungen trafen sich an der Theodor-Heuss-Brücke und brachen auf in die Nacht.
Erstes Highlight – gerade in der Dunkelheit – Krefeld. Gut gelaunt ging es zick zack durch Krefeld, Schlaglöcher, Kreuzungen, Ampeln wir sehnten uns nach dem Ortsausgangschild. Als wir dieses erreichten, legte ich die Arme in den Auflieger und schaltet in den Autopilot… doch zack Polizei… und wer fährt nicht auf dem Radweg? Scheiß Radfahrer, alle gleich. Aber statt Strafzettel gab es nur die Bitte die Augen nach einer vermissten Person offen zu halten, also weiter im Takt…
Keine Pommes in Venlo
Umso näher man an die niederländische Grenze kam, umso schöner wurde es, ruhige Wege durch den Wald, über alte Trassen an den Ortschaften vorbei, so kamen wir gut voran. Um 3:30 Uhr erreichten wir die Stadtgrenze von Venlo Km 50 / 350. Statt Pommes gab es am Bahnhof nur frisches Wasser für unsere Trinkflaschen – man weiß ja nie was in der Nacht noch an Möglichkeiten kommt. Vollgetankt ging es ohne lange Pause weiter Richtung Belgien.
In Meijel, Kilometer 78 / 350 führte die Route direkt an der Sint Nicolaaskerk Kirche vorbei, schon von weitem fiel einem der pink angestrahlte Kirchturm ins Auge. Aber in Meijel sag man die ganze Kirche wurde pink angestrahlt. Profis am Werk, denn jeder weiß… pink is pro!
Europa at it’s best, no borders no limits!
Km 110 / 350 völlig unspektakulär passieren wir um x die Grenze. Europa at its best, no borders no limits! Die Route führte uns an einem Kanal entlang und mit kurzem Trikot wurde es schon knackig kalt. Die vorhergesagte Mindesttemperatur von 18 Grad lag laut Wahoo bei 10 Grad. Gerade wenn man kurz anhält, rächte sich das schnell. Dazu noch ne große Schippe Müdigkeit, da hilft nur schneller fahren! Aber unsere Wünsche nach Sonne wurden erhört und schon gegen 4:30 Uhr sah man wie es am Horizont deutlich heller wurde. Um 5 Uhr war das Licht nur noch umgesehen zu werden an. Wir riskierten alles und wagten uns noch über den „Pannenweg“ raus aus dem Ort rein in den Wald.
Fietsen door de boomen
Das erste Highlight (wenn man Krefeld jetzt mal unterschlägt), Fietsen door de boomen, lässt schon erahnen es muss irgendwas mit Radfahren und Bäumen zu tun haben. Wald war damit schon mal die Richtige Umgebung und um 7 Uhr hatten wir es erreicht, ein Radweg als Spirale angelegt, der zu den Baumkronen und wieder runterführt. Sehr coole Idee und ja es gibt ein Segment (320m, 2,6% Steigung), den KOM hält Jasper Philipsen (23s).
Nach der Runde gab es noch eine kurze Pause um ein paar Snacks in den Kamin zu werfen, während wir dort „speisten“ kam ein Gruppetto aus bestimmt 14 Fahrern und fuhr einmal durch die Spirale also durchaus auch ein beliebtes Segment für die Locals. Generell sah man so früh schon recht viele Rennradfahrer in Belgien.
Fietsen door het water
Unsere Route führte uns weiter über schöne Wege durch die Wälder. In Helchteren ging es auf eine nicht enden wollende Trasse. Über 10 Kilometer schön schattig in Richtung Süden nach Zonhoven. Traumhaft.
Bei Kilometer 165 / 350 erreichten wir „Fietsen door het water„, früh genug um noch ein paar schöne Fotos ohne diese Selfie Typen in Spandex zu machen… äh ah hm schnell ging es weiter.
In Zoutendaal hatten wir geplant eine kleine Frühstückspause einzulegen, war es ja immerhin auch schon 09:30 Uhr. Zufällig fanden wir ein kleines nettes Kaffee „Nulens“ mit einer leckeren Auswahl. KKK… Kaffee, Kuchen, Klo und weiter, 170 km to go.
Die Route führte uns am Albert Kanal entlang, von hinten rollte eine Rennradgruppe an uns heran wir ließen uns einholen, kurz unsere Trikots bestaunen und hängten uns dran. Leider musste die Gruppe nach nur 3 Kilometer in eine andere Richtung.
Auf dem Weg zum 3. Highlight sind wir ungeplant noch an einer weiteren „Rad-Attraktion“ vorbei, „Fietsen door het Heide“. Hatte ich nicht auf dem Schirm, aber Stefan hatte es auf der Karte gesehen und ich erinnerte mich dann auch wieder, war ich hier doch schon 2023 und 2024 mit der Family unterwegs.
Mittlerweile war es kurz vor 11 Uhr, sehnten wir uns morgens noch nach der Sonne, grillte diese uns jetzt schon ordentlich. Jeder Abschnitt durch den Wald war eine gern genommene Abkühlung, auch wenn es ab und an dafür hieß wir müssen auf Asphalt verzichten. Wir waren aber breit aufgestellt, Stefan 32mm, ich 30mm und selbst Ricardo mit 28mm quasi mit Gravelbereifung unterwegs.
Fietsen tussen de mijnterrils
Km 198 / 350 Das 3. Highlight “Fietsen tussen de mijnterrils” führte uns auf einer schwimmenden Brücke über einen See zwischen, wie der Name sagt, Minenhalden. Aber egal ob Highlight 1, 2 oder 3 auch die Abschnitte dazwischen waren ein Fest, schöne Radwege, hier und da Mal etwas Gravel für echte Genießer, schöne Landschaft und das Wetter… ja das Wetter! Die zweite Hälfte der Tour war leider auch die mit weniger Schatten, so führte es uns an die Maas, ohne jeglichen Schutz vor der Sonne, quasi der Leoparden Grillteller.
Grenzbereich
Km 232 / 350 woran erkennt man, dass man in Deutschland ist? Korrekt „Radwegschäden, Radfahrer frei“. Direkt hinter der Grenze befanden wir uns am westlichsten Punkt Deutschlands. Zwei Mal um die Ecke und durch die Hecke und da war er. Ich hätte mir da mehr erhofft, aber für die beiden Mitfahrer mit ostdeutschen Wurzeln sicherlich ein Highlight.
In Tüddern steuerten wir mal wieder einen Supermarkt an, einmal klassisch, 3 große Flaschen Wasser, 3 kleine Cola. Füße ausstrecken, hinsetzen… in der Hitze ließ man sich mit jeder weiteren Pause mehr Zeit. Im Schatten abkühlen, Wasser über den Kopf und natürlich auch in den Kopf.
Von Tüddern ging es noch mal durch die Niederlande, bevor wir in Herzogenrath dann endgültig die Grenze passierten. Die Strecke wurde hügeliger, zum einen die (leichten) Wurzelschäden auf den Radwegen aber auch ein paar kleine Wellen schlichen sich ins Profil. Nix wildes, aber nach 260 Km fühlen sich 3% dann doch wie 6% an.
No gravel no party
Damit es nicht langweilig wurde hatte ich noch etwas Gravel eingebaut. Alter Trick den Malte früher immer genau so NICHT geplant wie ich eingebaut hatte 😉 . Aber macht dann doch Bock und lenkt den Blick von der Restdistanzanzeige auf dem Radcomputer.
In Esch ging es auf den Terra Nova Speedway… nach dem Gravel zurück auf feinstem Asphalt. Man merkte die Stille verschwand, es wurde wieder gequatscht, man wusste wieder, wo man war und dass das Ziel mit großen Pedalumdrehungen näherkam, 310 / 350 Kilometer im Sack.
Der frische Duft von Bier
Das vermutlich letzte Highlight war die steile, enge Brückenauffahrt auf die Kardinal Frings Brücke, jedes Mal eine Herausforderung und ein gutes Beispiel von schlechter Radinfrastruktur. Aber vom Nörgeln kam man da auch nicht hoch, also kleinen Gang rein, große Skillz raus und zack war man oben! Von der Brücke sah man den Fernsehturm, quasi das Ziel im Blick. Es roch auch schon leicht nach Bier… und plötzlich klingelt mein Telefon, Alex rief an: „Wo seid Ihr? Sollen wir noch ein Finisher-Bier trinken?“, ich erwiderte „klar!“ und legte den dicken Gang wieder ein!
What a day… Stefan hat die 400 noch vollgemacht und wir haben uns vollgemacht!
Nackte Zahlen
Distanz 360,77 km Anstieg 819 hm Bewegungszeit 13h38m Pausenzeit 3h14m Kalorienverbrauch 8.881 Schnitt 26,5 km/h
Lust auf die Strecke? Mach’s doch selbst…
354 Kilometer, 960 Höhenmeter. 9% sind laut Komoot „off-road“. Es gibt drei Abschnitte die reinrassige Straßenfahrern vermutlich vermeiden möchten:
Kilometer 193 vor As (Belgien)
Kilometer 208 hinter Eisden (Beglien)
Kilometer 290 hinter Broich (Deutschland)
Ich habe für euch unsere original Strecke und noch eine modifizierte „Asphalt“-Variante bei Komoot freigegeben. Viel Spaß beim Nachfahren:
Neben der Route und den oben verlinkten Radhighlights der Region Limburg kann ich euch auch die Webseite „visitlimburg.be/de“ ans Herz legen, dort findet man noch weitere schöne Ecken in der Gegend.
Über Marten Marten und Langstrecke, das gehört zusammen. Race Across the Netherlands (1900km, 5d 7h 56m, P28), Paris-Brest-Paris (1219km, 67h 40m) oder auch „nur“ Düsseldorf 300 (300km). Er liebt die Langstecke und teilt seine Liebe auch gerne mit anderen. So ist er bei Düsseldorf 300 nicht nur Teilnehmer, sondern unterstützt seinen Heimatverein den Cycling Club Düsseldorf beim Scounting der Strecke.
Dieses Jahr ist Marten beim Peaks and Plains in Magdeburg an den Start gegangen, lest selbst wie er sich der Herausforderung in 48 Stunden 550 km und 8.000 Hm zuabsolvieren gestellt hat:
Das letzte Abendmahl
Angereist am Vorabend, traf man sich noch mit dem Veranstalter und Teilnehmern auf eine kleine Mahlzeit. Es sollte dieses Jahr härter und weiter werden, mit zusätzlichen Höhenmetern als im Vorjahr. In Summe haben sich aber 120 Teilnehmer bei der Anmeldung innerhalb von 6 Stunden alle Plätze gesichert, über 300 waren auf der Warteliste. Ob das Event noch größer wird, bleibt wohl erstmal offen. Der Run ist auf jeden Fall da und dies vollkommen zu Recht.
Race Day – mein Menüplan
Einschreiben war ab 15:30 Uhr, der GPX-Tracker wurde ans Bike angebracht und das kleine Buffet mit Kaffee und Gummibärchen geplündert. Ich war ehrlicherweise schon satt von den Nudeln und Gnocchi zum Frühstück und zu Mittag. Man beschaute die Fahrräder und wunderte sich auch manchmal, was die Leute alles mit nehmen. Ich persönlich habe mir das Peaks and Plains in drei Teile eingeteilt für ca. 24h auf dem Hobel:
(1) Flach zu Beginn mit rd. 120 km und 1.500 HM: Korridor halten zwischen 220W und 250W, so dass ich schnelle Kilometer mache und dabei gut esse und trinke. Ist alles noch bei Tageslicht und man kann gut fahren. Bei 110 km gibt es eine kompletten refill der Getränke für die Nacht und umziehen.
(2) Bergig im Mittelteil: 300 km mit ca. 5.000 HM (bei Nacht): Ziel immer über 200W, und insbesondere Bergauf nicht trödeln. Abfahrten nutzen um Zeit gut zu machen. Die Gravelpassagen bei Nacht ordentlich fahren und vor allem keine Zeit verplempern. Refill-Pause nach ist ca. 330 km (gesamt).
(3) Flach ins Ziel mit 100 km und 1.000 HM: Schauen was noch geht und auch nötig ist für die Position – schön konstant fahren und die gute Arbeit ins Ziel retten.
Super Six Evo HiMod; vorne: 46/30; hinten: 32/11; Apidura Frameback; Dotwatcher per Tape auf dem Oberrohr
Race Day – Auf die Räder fertig, los!
18:00 Uhr war Start, 17:30 Uhr war Briefing und es pisste in Strömen bis 17:45 Uhr. Die Straßen waren nass, die Temperatur ging runter auf knapp 12 Grad. Nervöse unter uns zogen sich schon die Regenjacken und Regenüberzieher an zum Start. Andere, wie ich, chillten in der Garage beim Kaffee.
Riders-Briefing drinnen
Und los ging es im Trockenem mit ca. 5-6 km Neutralisation und erlaubtem Windschatten. Ab dann musste man unsupported alleine durch, so waren die Regeln und der Codex. Ehrlicherweise hielten sich nicht alle dran. Von außen immer schwer erkennbar, wegen mancher Paarwertung, wo drafting erlaubt ist. Doch die die Rennleitung war aufmerksam die ersten Kilometer und sprach auch Penalties aus. Sie begleitete uns und machte schöne Videos und Fotos – dotwatcher standen am Straßenrand und jubelten uns zu.
Bis 116 km kam es dann bei mir zu einem 32er Schnitt, nach 3:30 h war ich an der Tanke als Platz 5: Wasser aufgefüllt, Beinlinge und Armlinge an, Windweste an und weiter. 5 min verloren – dann Platz 10. Die ersten sind durchgefahren, hatten wohl genug mit bis zum nächsten Morgen und waren schon warm genug angezogen um die Nacht im Harz zu verbringen.
Der Brocken, ein Brocken.
Ab dann ging es zu den Stempelstellen – dies waren so grüne Briefkästen mit Stempeln für Wanderer. Immer schön oben auf dem Berg in Dead Ends, das heißt man fährt die gleiche Strecke hoch und runter. Hat auch was, man sieht zumindest wie weit man im Rückstand ist, wenn einem die Abfahrenden schon entgegen ballern. Stetig wurden die Stempelstellen abgefahren: Sophienhof, Brocken, Wurmberg, Ravensberg, Hanskühnenburg. Die Abfahrten waren kalt und windig. Mich persönlich hat die Abfahrt vom Brocken gekillt. Diese war sehr lang, mit Gegenwind und im Nebel. Meine Hände waren taub danach… Bremsen wurde schwierig, Schalten schwieriger, ein Gel oder ein Riegel aufzumachen war unmöglich. Aber es wurde Tag, die Sonne kam raus, ich hatte dann doch noch Carbs zu mir nehmen können und meine Hände waren wieder da.
An der Hanskühnenburg gab es nach 500 HM noch weiter 55 HM mit Gravelanstieg von bis 18%, schnell Stempel und dann in 6km lange Gravelfahrt. Kein Platten geholt und dann gesagt, das Ding bringste jetzt ins Ziel. Dann kam noch glücklich Rückenwind dazu, so dass die letzten 100km wieder mit einem 30er Schnitt weggemacht worden sind. Leider wurde ich nochmal durch stetiges Sohlenbrennen (Burning Feet) aufgehalten, sowie die Kurven mit stetigen Antritten, Kopfsteinpflaster und die gute Betonplatten-Straße (wo auch mal ne Platte gefehlt hatte) gaben mir den Rest.
Am Ende war ich fix und fertig und doch glücklich im Runners-High kreuzte ich das Ortschild Magdeburg nach 25h 16m als digitale Ziellinie und schaffte es auf den 6. Platz! Die letzten Kilomenter zum Clubhaus waren dann nur noch da um zum Start/Ziel zu kommen.
Peak an P(l)ains… Done
In Summe kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin mit dem Ergebnis. Die Desktop-Research zur Strecke, die ich vorher betrieben hatte, hat sich leider nicht bewahrheitet. Es war eindeutig härter als erwartet, aber wenn man alles gibt, dann passt es auch. 10% sind nicht gestartet und knapp über 30% mussten leider unterwegs aufgeben!
Dank an Dü für das Event und Lena für die Fotos und Videos. Und den Typen mit der rosa Mütze, der im Ziel jeden gefeiert hat, als wäre er ein Sieger. Glückwunsch an alle anderen Finisher.
Dank geht zudem an das CycleCollective in Meerbusch für das robuste Rad – es wurde nicht geschont und meine Crew für die Vorbereitung, sowie an die Familie, die mir die Zeit gibt, die ich benötige für solche Dinge, wie Peaks and Plains.
Nackte Zahlen
Position: 6 / 120 Strecke: 543 km Höhenmeter: 7938 Gesamtzeit: 25h 16m davon Pausenzeit 35m Normalisierte Leistung: 183 Watt
Marten fuhr das Ding auf dem 6. Platz ins Ziel, aber auch ein alter Bekannter, Daniel, den ich schon vom Northcape4000 kenne, war bei am Start und machte beim „Heimspiel“ wie auch schon beim Northcape den 1. Platz (19h 38m). Kai aus Dresden fuhr auf den 3. Platz (21h 55m) und sicherte sich noch den letzten Platz auf dem Treppchen.
Blut geleckt? Oder nicht?
Hier findet ihr noch mehr Content, Rund um das Peaks and Plains, lasst euch beigeistern, es lohnt sich:
Für alle die mal in das Thema Langstrecke einsteigen möchten, es gibt noch Startplätze für Düsseldorf300 am 28.06.2025. Wählt aus zwei Strecken, 200 oder 300 Kilometer, die im RTF Modus gefahren werden. Leckere Landschaft, schöne Verpflegung… mehr Infos auf https://www.dus300.de/
Am Wochenende stand Liége-Bastogne-Liége, la Doyenne – das älteste noch ausgetragene Eintagesrennen und eines der Klassiker des Radsports, auf dem Plan. Seit 1892 kämpfen sich die Profis durch die Ardennen und natürlich gibt es auch eine Version für Hobbysportler. Samstags, ein Tag vor den Profis ging es auf drei Distanzen durch die Ardennen, 80, 155 und 251 Kilometer. Dazu noch eine ordentliche Portion Höhenmeter (1445, 2869, 4442). Die lange Strecke entspricht bis auf wenigen Kilometer dem gleichen Kurs wie bei den Profis.
81 km, 1445 hm155 km, 2869 hm251 km, 4442 hm
Ich bin mit meinen Jungs vom Hakuna Matata Racing Team ebenfalls nach Belgien, natürlich um die 251 Kilometer unter die Felgen zu nehmen. Letztes Jahr reichte es für Alex und mich nur für 200 Kilometer und so war „Wiedergutmachung“ angesagt.
Henning und Stefan sind mit dem Rad schon von Düsseldorf nach Belgien, quasi 150 Kilometer Beine warm fahren. Alex, Christian und ich haben die Räder ins Auto geworfen und sind „Watt-arm“ angereist. Vor Ort das übliche, Startnummern abholen, Supermarkt überfallen, die Räder vorbereiten, Abendessen und ein paar Bier. Gute Nacht!
6:20 Uhr die Sonne versteckte sich noch hinter den Bergen, das Thermometer zeigte 4 Grad. Abfahrt! Wir fuhren von Aywaille entgegengesetzt der eigentlichen Route zum Start nach Banneux. Start der Liége-Bastogne-Liége Challenge ist immer in Banneux, eine kleine Stadt 20 Kilometer südöstlich von Lüttich. Die 12 Kilometer und 200 Höhenmeter bis zum Start waren ideal um sich aufzuwärmen. Der ein oder andere zog sich noch schnell ein Kaffee rein und fast pünktlich um 7 Uhr gingen „les léopards“ auf die Strecke.
Die Sonne geht auf, die Leo’s sind raus!
Die ersten 12 Kilometer führten uns erstmal wieder zurück nach Aywaille. Zweites Frühstück? Bierchen? Nein! Stattdessen wartete der erste „benannte“ Anstieg der Côte de Havelange mit 2,8 Kilometern Länge und 5,6% Steigung ein Anstieg der 4. Kategorie. Anstieg hin oder her, im Prinzip geht es ja die ganze Zeit irgendwo hoch, laut Wahoo 40 Anstiege aber 13 dieser Anstiege werden „beworben“.
Nicht nur wir auch die Sonne schaffte es über die Berge und wir ließen eine Gruppe nach der anderen hinter uns. Henning und Mathias machten vorne Druck und wir rollten hinter her. Liége-Bastogne-Liége ist im Prinzip eine RTF, bedeutet die Straßen sind nicht gesperrt und man muss – oder es empfiehlt sich für die Gesundheit – auf den Verkehr achten. Auf seiner Spur bleiben, Kurven nicht schneiden, wenn man nicht sieht ob sie frei sind, Rechts-vor-Links und Ampeln beachten (wobei Ampeln beachten diese Rennradfahrer ja eh nie, hörte ich mal). Für manche war es dann doch ein Rennen, so ballerte eine Gruppe von drei Fahrern trotz Gegenverkehr auf der Gegenspur am Feld vorbei und zog dann unvermittelt ins Feld. Einer touchierte den Vorderreifen eines anderen Teilnehmers, der versuchte alles sich und sein Rad oben zu halten, bremste und flog dann als sein Hintermann ihm auffuhr vom Rad. Mindestens zwei hatte die Aktion abgeräumt, der Verursacher drehte sich nur ein paar Mal um und fuhr einfach weiter. Krasse Nummer!
Waffel!
Noch vor dem ersten Verpflegungspunkt nach 33 Kilometer abgeräumt hat was von Rund um Köln ? Wir Leoparden sind alle sicher in Manhay angekommen, kurz ne Waffel und weiter, die Taschen und Flaschen waren schließlich noch voll.
Bei Kilometer 50 ging es knapp 10 Kilometer auf breiter schöner Landstraße bergab nach La Roche. Typisch belgisch scheint wohl das Bremsen in Abfahrten, war es doch schlicht nicht nötigt aber wurde immer wieder festgestellt… Abfahren und einfach genießen! Man fragt sich wann man das alles hochgefahren ist aber gut vielleicht war dies die Belohnung vor der eigentlichen Arbeit? Nach der sagenhaften Abfahrt ging es in den Côte de la Roche en Ardenne, ähnlich des ersten Anstiegs ging es 2,9 Kilometer mit 5,7% bergauf. Wir fuhren jeder unser Tempo Henning der Bergfloh war gefühlt schon in Bastogne und der Rest sammelte sich oben oder dann tatsächlich in Bastogne.
Bastogne
Nach 87 Kilometer kam der zweite Verpflegungspunkt in – Trommelwirbel – Bastogne. Bastogne war zugleich der südlichste Punkt der Strecke und das Ende des totalen Gegenwinds. Wie vermutet trafen wir dort Henning und Mathias. Auch Alex stieß dort wieder zur Gruppe. Meine Beine fühlten sich nicht mehr sonderlich frisch an, scheinbar hing die vergangene Themenwoche „Pendeln im Wind“ und vor allem dieser angebliche „Cappuchino Ride“ mit DixSept am Mittwoch noch in den Muskeln. Spannend, sind es ja nur noch 164 Kilometer und ca. 3500 Höhenmeter.
Heulen bringt nix! Dieses Jahr wird Liége-Bastogne-Liége zu Ende gefahren! Von Bastogne ging es flott raus, breite Straße, dreckiger Radweg aber stetig bergab. Irgendwann durfte man runter von der breiten auf eine kleinere, ruhige Straße, „Bunny Hop“ über drei üble Kopfsteinpflaster Hubbel, zack fliegt einem die Trinkflasche aus dem Halter… gerade so nicht drübergefahren aber rechts am Rand stand schon ein Kind mit bestimmt 10 verschiedenen Trinkflaschen. Scheint häufiger ne Flasche zu fliegen. Die kleinere Straße führte zum 3. Anstieg, bei Kilometer 107 ging es in Houffalize den Côte de St. Roch hoch. Nur knapp ein Kilometer lang aber 12% durchschnittliche Steigung mit Spitzen um die 16% führen auf einer kleinen Ortsstraße durch die Häuserreihen. Herrlich belgisch!
Halbzeit
Nach der Hälfte, kamen wir in Gouvy zur 3. Verpflegungsstation. Dort richtiges Essen! Nuden! Ich nahm mir gleich zwei Portionen. Gemütlich etwas essen und ein wenig mit den Jungs quatschen ist ja ne RTF und kein Rennen! Gut gestärkt ging es weiter, die Beine waren noch da, aber frischer wurden sie nicht. Dafür wurde das Wetter schlechter, es fing an zu nieseln. Belgien ohne Regen wäre auch Betrug! Stefan war uns nach vorne entwischt. Erst war er hinter uns und während wir entspannt weiter rollten ballert er mit einem Affenzahn ans uns vorbei! Ciao… bis zur nächsten Verpflegungsstation in Stavelot (Kilometer 165) bekamen wir ihn nicht mehr zu sehen. Neben den typischen Wellen kamen auch immer wieder Abschnitte auf denen man einfach laufen lassen konnte, Vollgas minutenlang bergab ohne viel Verkehr oder schweren Kurven. Christian machte Tempo, ich hing mich in seinen Windschatten und so zog er mich aus meinem Tief raus. Vermutlich hatte ich auf dem ersten Stück bis Bastogne einfach zu wenig gegessen, mit diversen Gels, Bananen, Waffeln und Kuuuuuuuchen versuchte ich das seit Bastogne aufzuholen.
Zwischen dem ganzen Verpflegen kamen auch mal wieder zwei offizielle Anstiege, nach 158 Kilometer ging es in den Côte de Wanne (5. Anstieg), der nach einer kurzen Abfahrt direkt in den Côte de Stockeu (6. Anstieg) führte. 1,1 Kilometer und 11,5 Prozent Steigung im Schnitt mit Spitzen bis zu 20%, da freut sich das 36er Ritzel. Gemütlich geht es den Anstieg hoch am Straßenrand jubeln uns hier und da mal ein paar Leute zu und holen noch ein zwei Watt aus einem raus. Am Gipfel des Stockeu steht ein Denkmal zu Ehren Eddy Merckxs der Liége-Bastogne-Liége 5 Mal gewann (1969, 1971, 1972, 1973, 1975) und damit der Fahrer mit den meisten Siegen ist. Remco Evenepoel hat dieses Jahr seinen dritten Sieg eingefahren (2021, 2022, 2023) und ist mit seinen 23 Jahren auf einem guten Weg den Rekord von seinem Landsmann einzustellen.
„Keep right“
Die Abfahrt vom Stockeu hatte ich schlechter in Erinnerung aber vielleicht lag es an der schlechteren Form… neuen Asphalt oder sonstige Instandhaltung von Straßen in Belgien kann man ja getrost ausschließen. Vielleicht etwas enger, aber das ist ja nicht unbedingt schlechter. Nach 165 Kilometer erreichte man Stavelot. Stavelot liegt genau zwischen den Anstiegen Côte de Stockeu und dem Côte de la Haute-Levée und ist der Ort der 4. Verpflegungsstation. Das übliche, irgendwas zu essen packen und rein damit. Die Auswahl nahm gefühlt immer mehr ab. Auch dauerte es hier eine Ewigkeit bis man seine Trinkflasche füllen konnte. Es gab quasi nur eine Station an der man sein Trinken auffüllen konnte und das Prinzip des Anstellens war nicht allen Teilnehmern klar. Es fing an zu regnen, schnell die Regenjacke drüber und weiter. Zunächst sogar typisch belgisch auf Kopfsteinpflaster. Bei Liége-Bastogne-Liége eher die Ausnahme. Keine Ausnahme waren die Anstiege. DerCôte de la Haute-Levée ist der 7. Anstieg mit 3,6km Länge, 202hm und 5,6% Steigung wesentlich einfacher zu fahren als der Stockeu aber auch weniger spektakulär! Größte Schwierigkeit hier, der Autoverkehr! Warntafeln zeigen mit „Keep right“ an, es wird eng! Dank Betonwand als Mittelstreifen ist hier viel Geduld der Autofahrer gefordert. Die meisten fahren Ewigkeiten hinter den Rennradgruppen hinterher, dem ein oder anderen Platz aber dann doch mal eine Sicherung. Über die gesamte Strecke waren solche Ausfälle aber doch erstaunlich selten. Muss man doch sagen auch die Radfahrer legten manche Ampel oder Rechts-vor-Links Situation recht flexibel aus.
Die Strecke führte Richtung Nordosten nach Francorchamps unweit der bekannten Formel 1 Rennstrecke Spa-Francorchamps vorbei. Letztes Jahr hörte man hier sogar die Motoren heulen, dieses Jahr stand der Wind vermutlich ungünstig. In Francorchamps drehte man dann wieder Richtung Südwesten und nahm Anlauf auf den 8. Anstieg, den Côte de Rosier. Mit 4,4 Kilometern einer der längeren Anstiege bei Liége-Bastogne-Liége. Nach einem U-Turn warten durchschnittlich 5,8% mit Spitzen über 10% auf die Oberschenkel. Oben das übliche man hält einfach unvermittelt an oder zieht von der Mitte unvermittelt nach Links um seinem Schatz ein Bussi zu geben… „me first“. Aber gut nach 185 Kilometern ist man vielleicht auch etwas müde. Mir taten die Anstiege gut, die Beine erholten sich, vermutlich kam das – gefühlt – dauerhafte Essen an!
Die Abfahrt durch den Wald war zwar verregnet und der Asphalt nicht sonderlich geil, aber es machte nach wie vor „Spa-ß“. Keine Autoseele weit und breit einfach nur großes Blatt und abfahren! Der nächste Anstieg ließ schließlich nicht lange auf sich warten. 10 Kilometer später ging es direkt hinter Spa in den Anstieg Nr. 9. Rauf zum Côte de Desnié. Das steilste Stück der 6,5 Kilometer wartete direkt am Anfang auf dem Weg durch den Ort Desnié mit bis zu 12% Steigung, hinten raus wurde es flacher bevor es wieder fast 10 Kilometer nur bergab geht. Die Belohnung!
Côte de la Redoute – Belgisches Volksfest
Nach der Abfahrt passierte man wieder Aywaille, im Ziel war man aber noch nicht. Statt Siegerbier gab es aber die 5. und letzte Verpflegungsstation. Noch mal den Bauch voll schlagen bevor es in die letzten Anstiege geht! Direkt nach der Verpflegungsstation ging es in den vielleicht bekanntesten Anstieg von Liége-Bastogne-Liége, den Côte de la Redoute (10. Anstieg). Hier wurden schon einige der Profirennen entschieden. Bemalte Straßen, Wohnwagen säumen den Weg, Reggea schallt aus den Lautsprechern bis niederländischen Schlager übernimmt… ein geiles Gefühl! Erinnert man sich gleich an die Bilder aus dem Fernsehen, und sieht vor sich wie die Profis den Anstieg erklimmen. Der Anstieg selbst die Leute trinken Bier, machen Stimmung! Der Veranstalter nahm hier sogar die Zeit ab, 10:32, für 1,54 Kilometer (9,8%), Remco Evenepoel brauchte nicht mal die Hälfte (04:12).
Vom Côte de la Redoute waren es noch 40 Kilometer bis ins Ziel. Man mag es kaum glauben aber Liége-Bastogne-Liége führte doch auch nach Liége. Für die Profis endete La Doyenne auch tatsächlich in Liége. Wir Jedermänner und Frauen durften nur etwas Liége schnuppern. Kurz bevor es in die Stadt ging, kommt der Côte de la Roche-aux-Faucons. Der 12. Anstieg war mit seinen 4,32km und 4,2% ein zähes Ding, im ersten Drittel tauchten auch mal ne 18% auf dem Wahoo auf. Dann ging es kurz bergab und das letzte Drittel knackte dann wieder die 10% Marke. Aber jammern nützte nix… beißen!
Der letzte Anstieg!
Wir drehten Liége den Rücken zu und nahmen Anlauf in den letzten der 13 offiziellen Anstiege. Der Côte de Cortil. Das schwerste des nur 2,6 Kilometer langen Anstiegs war nicht der Anstieg selbst (Durchschnittlich 6,6%) sondern der Autoverkehr, sinnlose Überholmanöver in Lücken die es nicht gab forderten noch mal besondere Aufmerksamkeit. Einmal im Jahr ist hier Liége-Bastogne-Liége aber dann hat man es eilig und quetscht sich durch? Aber gut, wollen wir nicht meckern, in Deutschland wäre es deutlich schlimmer! Nach der Abfahrt hatte man es eigentlich geschafft, kurz vor Banneux standen allerdings drei Wegweiser falsch und sorgten dafür, dass der ein oder andere Teilnehmer falsch abbog, so auch ich. Aber Christian und der Blick auf den Wahoo verrieten mir, ich bin falsch und so drehte ich direkt um und konnte schlimmeres vermeiden.
Das Ziel zum Greifen nah, flog man die letzten Kilometer hoch zum Ziel und dann war das Ding im Sack!
Stark! Endlich! War ein Stück Arbeit aber Christian hat mich im entscheidenden Moment mitgezogen und auch das restliche Team hat stark gearbeitet und alle haben die Kiste nach Hause gebracht! Leo’s for Life!
Mit dem Rad zum Nordkap, 3800 bzw… am Ende wurden es 3900km in 17 Tagen. 17 großartige Tage auf dem Rad. In der Hitze die Alpen überquert, die Nächte in Deutschland durchgefahren und durch Finnlands Endlosigkeit bei 7 Grad und Dauerregen um dann die endlose Schönheit der Fjorde zu erleben. Der ganze Tripp. Ein unvergessliches Erlebnis.
Am zweiten Tag ging es durch Österreich der Tag wurde immer wärmer, passend zum Anstieg knallte die Sonne bei 33 Grad. Die letzte Tankstelle ausgelassen und mit nur einer Trinkflasche durch die Hitze. [zum Beitrag]
Dreckigster Tag
Finnland ist ein schönes Land, aber gefühlt reicht da ein Tag, jeder weitere gleicht dem vorherigen. Einsame Straßen, Kiefernwälder, Rentiere… wenn das Wetter dann noch umschlägt, es die ganze Zeit regnet und ein eisiger Wind um die Nase weht, dann braucht es schon ne gehörige Portion Motivation. [zum Beitrag]
Kürzester Tag
Unfreiwillig war Tag 10 nur 137 Kilometer lang, Ziel Stockholm. In Stockholm ging es dann per Fähre weiter nach Turku (Finnland). [zum Beitrag]
Längster Tag
Tag 4, von Amberg nach Berlin: Beim Fahrerbriefing hieß es Obacht in Finnland wird es auch Mal einsam, aber selbst in Deutschland gab es Abschnitte ohne viel Zivilisation bzw. ohne geöffnete Geschäfte. Und ohne Hotels. So fuhren und fuhren wir immer weiter bis in die Nacht und die dann einfach durch. Ein Nickerchen auf einer Wiese und weiter… 500km am Stück aber in bester Begleitung. [zum Beitrag]
Beste Unterkunft
Am 11 Tag übernachteten Al und ich in Kaustinen im „Hotelli Kaustinen„, ein ehmaliges Altenheim, umgebaut zum Hotel. Die Zimmer, waren halt Zimmer, aber der Service war außerordentlich gut. Super flexibel wurde für uns noch was zu essen gezaubert, es gab leckeres Bier und auch das Frühstück am nächsten Tag konnte sich sehen lassen. Wobei es weder in Schweden noch in Finnland schlechtes Frühstück gab. [zum Beitrag]
Schönster Moment neben dem Rad
Es gab viele schöne Momente, unglaubliche Landschaften und Eindrücke. Aber der schönste Nordcape4000 Moment war in Stockholm. In Stockholm war der Radladen „CycelCity“ der Checkpoint. Dort wurde man super freundlich empfangen und direkt gefragt ob das Rad mal durchgeguckt werden soll (bis auf Materialkosten, kostenlos!). Direkt nebenan ein Taco Laden „Dirty Taco„, dort konnte man die Wartezeit lecker verbringen. Am Checkpoint trafen sich dadurch dann einige Northcape4000 Teilnehmer. All die Gesichter die man die Tage auf der Strecke getroffen hat, Al, Feras, Noemie, Camille traf man dort wieder und hatte Zeit sich neben dem Rad ganz entspannt, vielleicht bei einem Bier, zu unterhalten. [zum Beitrag]
Schönster Moment auf dem Rad
Der letzte Tag, war episch. Nach den Tagen durch den Regen und gegen den Wind, zeigte sich ein völlig anderes Wetter und nach dem langweiligen Finland ging es durch die Schönheit der norwegischen Fjörde! Mit dem Wissen nur 80 Kilometer bis zum Ziel zu benötigen, hatte alles noch eine extra Leichtigkeit. Die Letzten 30 Kilometer von Honigsvag hoch zum Nordkap wurde man von der Motivation getragen. [zum Beitrag]
Life Saver
Neben den vielen Gummibärchen die Northwave Regenhose, kein Aero aber Wind- und wasserdicht! Hatt mir im wahrsten Sinne des Wortes in Finnland den Arsch gerettet. [zum Beitrag]
Drei Wochen auf dem Rad, kein Begleitfahrzeug oder Gepäckservice… Wettervorhersage: Sonne, Wolken, Wind, Regen… 5-35 Grad. Was muss an Gepäck mit?
Für die Tour zum Nordkap hat mich der Hauptsponsor Northwave mit Klamotten ausgestattet. Perfekt aber auch ungewohnt. Man kennt seine Klamotten ja ganz gut. Aber ich muss ehrlich sagen, mich hat kein Teil im Stichgelassen und die überhaupt nicht Aero Regenhose hat mich zusammen mit der Regenjacke und der Polartec Jacke warm und trocken durch den norwegischen Dauerregen gebracht! Für das leibliche Wohl (Sitzcreme, Gel und Getränkepullver) hat mich Xenofit ausgerüstet auch hier meine Empfehlung, gerade die Sitzcreme war täglich im Einsatz und hat mich nicht enttäuscht. Damit es gut rollt gab es Mäntel und Schläuche von Schwalbe.
USB-Ladekabel (um Lichter & Wahoo gleichzeitig zu laden)
Kopfhörer
Sonstiges
Schlafsack, für den Notfall
Augenmaske
Bargeld
Kredit- und EC-Karte
Ausweis
Krankenversicherungskarte
Impfpass
Das ganze Gepäck muss natürlich ans Rad / ins Trikot, damit alles passt habe ich verschiedene Taschen für den Rahmen, die Sattelstange, den Lenker und das Oberrohr mitgenommen.
Was keiner vorhergesagt hat, das eigentliche Abenteuer beginnt erst jetzt. Die Rückreise! Radfahren können wir, man steigt aufs Rad und fährt… So einfach! Aber wie kommt man vom Nordkap zurück nach Hause?
Am Nordkap fährt am Nachmittag ein Bus, also Rad an den Bus stellen und hoffen es gibt ein Platz! Reservieren bringt nix, ist kein Platz da haste Pech! Ne Stunde vor Abfahrt ging das Gewusel los, Vorderrad raus, Rad rein und hoffen das klappt! Im Bus dann die Ansage wir müssen einmal umsteigen. Oh nee..
Wir erreichten nach knapp 4,5h Alta, von dort gehen verschiedene Flüge und Busse in größere Städte wie Tromsø oder Oslo. Vom Bus ging es zur Suche nach Kartons… Im Baumarkt würden wir fündig und auf der Suche haben wir uns noch ein paar „nicht“ Fahrradklamotten gekauft. Eine frische Unterhose ist wie ein neues Leben (oder wie hieß das Lied noch gleich).
Wir trafen die Spanier Mendez und Mendez (keine Brüder aber der gleiche Nachname), sie halfen uns beim Einkaufen und beim einpacken… richtig gut mit vielen Händen und der Erfahrung der beiden (sie hatten ihre Räder schon gepackt) ging es echt super.
Das Hotel Zimmer teilte ich mir spontan mit Feras, er war immer wieder mal mein Wegbegleiter beim NorthCape4000. So kostete das Zimmer „nur“ 95€ statt 190!
Zwischen Fahrrad einpacken und umziehen versuchte ich noch einen Flug für den nächsten Tag von Alta nach Tromsø zu bekommen und mein bereits gebuchten Flug für Samstag ebenfalls auf morgen umzubuchen. Perfekt 7:00 Abflug! Preislich günstiger als die Busfahrt und eine Nacht in Tromsø und Mittwoch gegen 14/15 Uhr wieder in Düsseldorf bei der Familie ❤️.
21:45 etwas zu essen zu finden war da schon schwieriger aber bei „Erica“ gab es noch was Leckeres! Wir stießen auf unsere Leistung an und waren uns alle einig, es war eine großartige Reise mit besonderen Herausforderungen und epischen Momenten, aber es wird ein einmaliges Event bleiben!
Mittwoch 10.08.2022
Um 5 Uhr wartete das Taxi, ich schlich mich also wie nach einem One-Night Stand aus dem Hotelzimmer und ließ Feras zurück.
Es fuhren etwa 10 Taxen zum Flughafen alle mit einem Fahrrad im Gepäck. Wiegen, aufgeben, abwarten. Lange nicht mehr einfach nur gewartet. Kaffee und Brötchen und Zack ging der Flieger sich schon.
30 Minuten später in Tromsø: Warten aufs Fahrrad… Es kam dann übers Gepäckband und nicht über den Sperrgepäckschalter (das arme arme Ding). In Tromsø ging das Warten dann weiter… Besonders auffällig alle haben es eilig am Check-in, durch die Sicherheitskontrollen zu kommen um dann… zu warten… Ewigkeiten zu warten. Komisch.
Um 14:15 landeten wir in Düsseldorf, ne Stunde später kam dann auch mein Rad. Die Gepäckausgabe am Flughafen Düsseldorf ist das reinste Chaos über all herren- und frauenlose Koffer. Super langsame Gepäckabfertigung… Furchtbar. Da wurde selbst mir das warten zu anstrengend.
Nach drei Wochen, endlich wieder meine Liebste in den Arm nehmen tat so gut! Spontan gleich zur Schule die Kinder abholen. Große Überraschung ❤️, wussten sie doch nichts davon, dass ich den Flug von Samstag auf Mittwoch umgebucht habe.
Nachtrag:
Das Fahrrad hat die Reise ganz gut überstanden, ein paar Erfahrungsmarkierungen und ne leicht krumme Bremsscheibe.
Von Karasjok ging es… Richtig nach Norden! Zunächst sah die Straße noch aus wie gestern, lange geradeaus und dann ständig auf und ab. Dies änderte sich aber mit der Zeit, Kurven führten uns langsam in die Fjorde.
Bei einem Kaffeestop trafen wir auf einen Motorradfahrer aus Spanien, wir kamen ins Gespräch, er meinte zu der Leistung der Sieger des „es ist kein Rennen“-Rennen, er hätte alleine mit dem Motorrad von Spanien hier her mehr als 9 Tage gebraucht. Ein weiterer, Jeroene, hat gefragt ob er uns in „diesem Rennen“ begleitet kann. Klar! Neues Gesicht, neuen Beine.
An der Küste war die Landschaft wunderschön, einzigartige Szene durch die man da fährt. Das Wetter spielte heute auch mit. Beinah kein Regen! Mein Hinterrad hat sich wieder ein Platten eingefangen, ärgerlich hab ich doch extra die Schwalbe Durano Reifen aufgezogen da diese die super pannensicher sein sollen.
Die Tunnel die wir heute passieren sind schon Mal ein Vorgeschmack für morgen. Lang, dunkel, nass! Aber in der Gruppe sind wir mit unseren blinkenden Lichtern nicht zu übersehen.
Das Ziel war heute Repvåg, eine kleine „Halbinsel“ leicht abseits der Strecke. Viel mehr Möglichkeiten gab es nicht. So landeten wir quasi zufällig in einem kleinen Fischerdorf. Etwas in die Jahre gekommenes, uriges Hotel aber sehr schöne Lage und sehr hilfsbereite Eigentümern.
Zahlen des Tages 186 Kilometer 1213 Höhenmeter 7:55 Fahrzeit 10:13 Gesamtzeit 23,5 Km/h
Yeaaah Regen zum Start, man soll mit dem anfangen mit dem man aufgehört hat!
Die ersten Kilometer bis zum Supermarkt nieselte es nur, aber nach gestern nicht das was man braucht. Am Supermarkt füllten wir unsere Taschen mit Essen auf. Sicher ist sicher!
Nach dem Stopp wurde der Regen mehr, auch nahm der Wind zu, leider kam er dieses Mal nicht von hinten. Fieser kalter Wind von vorne oder von der Seite und Regen. Yeaah!
Al machte den Vorschlag dass wir uns alle im Wind abwechseln, jeder 5 Minuten und dann wird gewechselt. Es „kreiselte“ sich echt gut. Die 5 Minuten im Wind waren gerade in den Abfahrten eisig. Aber gut 5 Minuten fürs Team in den Wind und 15 Minuten vom Team windgeschützt ist schon sehr fair!
In Ivalo stoppten wir zur Mittagspause, 120 Kilometer noch zu fahren, aber man stoppt besser dort wo es auch etwas zu essen gibt. Es gab heiße Schokolade und was warmes zu essen.
Ich zog mir meine Northwave Polartec Jacke an und die nicht so „Aero“ Regenhose, damit sollte ich durch den Rest des Tages kommen. Al kam nicht mehr durch den Tag und entschied sich, nach der gestrigen Fahrt durch die Hölle und dem grauenhaften Vormittag, für heute zu stoppen.
Ich hoffe er erholt sich und vielleicht treffen wir uns noch vor dem Nordkap. War ein Spaß mit ihm durch die Gegend zu fahren. Aber keine Sorgen ich bin nicht alleine, Krishna und Sasi begleiteten mich weiterhin.
Mit Al ließen wir scheinbar auch den Regen hinter uns. Es wurde immer weniger. Fast drei Stunden kein Tropfen, selbst die Straße trocknete und die Sonne war hinter den Wolken zu erahnen.
Die Straße jedoch war weniger motivierend, lange gerade Straße mit ein paar Wellen drin. Allerdings zu steil um „Mal eben“ drüber zu rollen. Aber haben wir eine Wahl? Nein!
Gegen 19:30 erreichten wir quitschend das Hotel in Karasjok. Irgendwas am Fahrrad braucht etwas Pflege nach dem vielen Regen. Es gab Abendessen am Feuer, dann eine Dusche!
Zahlen des Tages 189 Kilometer 1294 Höhenmeter 8:20 Fahrzeit 10:29 Gesamtzeit 22,7 Km/h
Es ging direkt mit Begleitung los, Al und ich teilten das Zimmer, Krishna und Sashi, die indischen Fahrer, trafen wir direkt vor der Wohnung.
So schön das Apartment in Oulu auch war, es gab keine Frühstück. Also erstmal einkaufen!
Die Radinfrastruktur in Oulu ist großartig, wir würden über ein schönen Radweg aus der Stadt geführt.
Leider war das Wetter weniger schön, es fing früh an zu regnen. Aber haben wir eine Wahl? Nein!
Durch den Regen, über die einsamen Straßen Finnlands. Wobei die Hauptstraßen Recht voll waren und man große Teile der Tour aus Sicherheitsgründen nur hintereinander fahren konnte.
Unser erster und beinah letzter Stopp, war nach 40 Kilometer. Der erste heiße Kaffee des Tages.
Nach dem Stopp fing es wieder an zu regnen. Jacke zu und durch! Zwischenzeitlich hatten wir eine Gruppengröße 7 Fahrern, es rollte gut. Auf den großen Hauptstraßen war es schwer dem „Spray“ des Vordermans auszuweichen. Direkt hinter dem Vordermann war es kaum auszuhalten.
Ich ging in die Führung, James folgte mir und ich hatte das Gefühl es rollt super gut. Allerdings verloren wir den Rest der Gruppe. Scheinbar war ich zu schnell unterwegs. Ich sah nur James hinter mir und dachte, okay die anderen sind hinter mir. Dem war leider nicht so, es gab etwas Diskussionsbedarf weil die anderen sich abgehängt fühlten aber es konnte alles geklärt werden. Sicherlich war da auch etwas der Hunger und der Regen Schuld. Die letzten Tage funktionierte die Gruppe ja auch super.
150 Kilometer nach dem ersten Stopp hielten wir an einem kleinen Park. Fragten dort nach Kaffee und hatten Glück. Der Mann vor Ort machte uns Kaffee und bat uns rein. Es stellte sich heraus, es war die private Unterkunft des Mannes, kein öffentlicher Park.
Wir waren begeistert von der Gastfreundlichkeit. Kaffee, Kuchen, Saft, Joghurt alles wurde aufgetischt. Es ahnte noch keiner, das der Mann 10€ pro Nase für seine Gastfreundlichkeit habe wollte. Komische Wende, aber egal wir hatten Kaffee und fühlten uns gut für die letzten 40 Kilometer.
Am Polarkreis angekommen, war der Checkpoint bereits geschlossen. Unklar warum man einen Ort wählt der nur von 10-16 Uhr geöffnet hat, wenn direkt nebenan ein Hotel mit einer 24h Rezeption ist.
Check-in, lecker Abendessen und dann ab ins Santa Clause Cottage. Sehr sehr touristisch hier, ähnelt ein wenig einem Center Parcs.
Zahlen des Tages 234 Kilometer 774 Höhenmeter 9:14 Fahrzeit 11:49 Gesamtzeit 25,3 Km/h
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