2021 startete mit angezogener Handbremse, Lockdown? Die nächste Corona Welle! Im Home Office braucht es eine extra Portion Motivation damit man sich aufs Fahrrad schwingt. Alte Ziele wie „La Doyenne“ aka „Lüttich Bastogne Lüttich“, wurde bereits auf Herbst 2021 verschoben. Es brauchte bis Juni, damit aus den gelegentlich gesammelten Home Office Kilometer ein geregeltes Vollzeit Pendeln wurde.
Mitte Juni hatte ich nach viel Überredungskunst der Kumpel ein Startplatz beim Ötztaler Radmarathon übernommen. Etwas Respekt vor der Strecke aber motiviert durch den Gedanken „Wer weiß was sich diese Chance noch Mal ergibt„! Gott sei Dank gab es durchs Home Office in der ersten Jahreshälfte schon deutlich mehr Höhenmeter als 2020. Außerdem waren ja noch 10 Wochen bis zum Ötztaler!
Midsommar
Im Juni war wie immer Midsommar! Auch 2021 sind wir wieder los 500km am Stück. Dieses Mal mit 4 Leuten nicht nur bis zur Grenze sondern die gesamte Tour. So war der Plan. Es lief anders aber es war wieder eine großartige Tour. Ich habe selten so gut auf dem Radweg geschlafen [zum Beitrag].
Rund um die Kö
Vor dem Ötztaler fand nach etwas zittern wieder feinster Radsport auf der Konigsallee in Düsseldorf statt. Bei bestem Wetter kämpften Kids, Lastenräder, Frauen, Männer und ein paar Raubkatzen um die Siege bei Rund um die Kö. Unser HakunaMatataRacingTeam verteidigte den 2. Platz aus der letzten Austragung.
Ötztaler
Der Ötztaler ein unglaubliches Event, gut organisiert, trotzdem hart zu fahren – insbesondere als nicht Bergfloh. Dank Felsrutsch kurz vorher, ging es auf hinter Oetz nicht hoch Richtung Kühtai, sondern weiter runter und erst in Heimingen den „Heiminger Sattle“ hoch. So sind die eigentlichen 220 Kilometer und 5050 Höhenmeter doch die auf den Finisher-Trikots gedruckten 238 Kilometer und 5500 Höhenmeter geworden. Dazu noch das Wetterchaos was 1250 Leute schon gar nicht erst an den Start lockte. Start bei 4 Grad, in Italien knapp unter 30, Schnee auf dem Timmelsjoch, Regen in Sölden. Was eine Tour… wahnsinniges Gefühl durchs Ziel zu rollen. Hartes Ding [zum Beitrag].
Querfeld.rhein
Neben Rund um die Kö hat das Team um Schicke Mütze und Cycling Club Düsseldorf dieses Jahr auch eine Gravel Veranstaltung auf den Schotter gezaubert. Querfeld.rhein lud auf die Galopprennbahn Düsseldorf. Zwei Tage Gaudi von Kind über Jedermänner und Frauen bis zu den Pros (u.a. der mindestens seit Paris Roubaix geschätzte Heinrich Hausler) war alles am Start. Ich war dieses Mal nur als Zuschauer dabei, zwei Tage Gaudi mit der Family in einer unglaublich geilen Location. Traumhaft!
Münsterland Giro
So kann das Jahr zu Ende gehen, aber nein da war ja noch der Münsterland Giro! Wie immer am 3. Oktober. Wie oft, bei scheiß Wetter. 95 Kilometer Dauerregen, Schlamm und nasse Kurven nahmen der Veranstaltung etwas das Tempo. Wenigstens war es mit 15-18 Grad nicht kalt. Quasi eine Warmduscher Wasserschlacht. Ich bin aus der Spitzengruppe geflogen und dem Rennen eigentlich nur hinter gefahren. Wenig Teamarbeit viel Arbeit im Wind, am Ende mit einer Handvoll Fahrern die Kilometer klein gekämpft. Am Ende reichte es mit nem 37er Schnitt nur für den 145. Platz. Die Kollegen von DixSept haben ordentlich abgeliefert und trotz des Wetters Max auf den zweiten Platz gefahren (02:08:41, 42er Schnitt!).
Rapha500
Bis zum Jahresende konnte ich auf ein paar Ausfahrten und dem üblichen ins Büro pendeln noch gut Kilometer sammeln. Das Ziel 11.111 Kilometer fiel somit am 5. Dezember. Bis zu den Weihnachtsferien standen 11.700 Kilometer auf dem Tacho. Mit Rapha 500 sollten auch die 12.000 Kilometer kein Problem werden.
Nach 4 Tagen Rapha Festive, standen 3 Tage Familienbesuch an, die restlichen 200 Kilometer großmutig geplant für den Abend des 30. und den 31.12… die erste Erkältung des Jahres machte mir dann einen Strich durch die Rechnung und mein Radjahr 2021 war somit am 27.12.2021 nach 12.005km und 50.726 Höhenmetern vorbei.
Termine 2022
Das neue Jahr bringt ein paar Events mit sich, die Klassiker
22.05.2022 Rund um Köln
12./13.08.2022 Rund um die Kö
03.10.2022 Münsterland Giro
aber auch das lang ersehnte Lüttich Bastogne Lüttich (23.04.2022) steht auf dem Kalender.
Ob es dieses Jahr wieder ein Ötztaler Radmarathon (28.08.2022) zu fahren gibt, wo die Midsomar Tour (ca. 24.06.) lang führt und ob ich dieses Jahr auf der Galopprennbahn in Düsseldorf bei Querfeld.rhein (22./23.10.2022) ins Gravelfieber komme ist noch abzuwarten.
Freitagnachmittag parallel zum Kindergeburtstag, Sachen rausgesucht, Tasche gepackt, Auto beladen. Sonntag ist der Ötztaler! Ein Blick aufs Wetter ließ mich alles einpacken von Kurz/Kurz bis Lang/Lang, selbst die Winterschuhe kamen in die Tasche.
Um kurz nach 21 Uhr geht es los, Nachtschicht auf der Autobahn. Knapp über 730km stehen auf der Uhr, im Radio läuft „Can’t stop“ von den Red Hot Chili Peppers. Auf geht es! Bis kurz hinter Stuttgart dort gönn ich mir nach 4 Stunden eine Pause.
Erstaunlich gut erholt geht es um 04:20 Uhr weiter, noch 290km bis zum Frühstück in Sölden. Um kurz nach 8 Uhr sitze ich mit Henning am Frühstückstisch.
Einrollen
Im Anschluss gleich das zweite Frühstück, auf dem Rad! Einrollen für Sonntag. Henning und ich fuhren einmal nach Vent und zurück. Herrliche Gegend, traumhaft schön. 36 Kilometer und 730 Höhenmeter. Wahrscheinlich zählt das hier noch als flach, zu Hause muss man so eine Strecke erstmal suchen!
Afterwork
Der Nachmittag war entspannt, Startnummern abholen, ein wenig durch Sölden schlendern und viel essen. Zwischendurch gönnte ich mir ein Nickerchen. Neben dem ständigen Blick aus Wetter, war auch die mögliche Streckenführung eine spannende Unbekannte. Es sah so aus als sorgt ein Felssturz im Kühtai dafür das die 40. Austragung des Ötztaler Radmarathon, wieder über die Originalstrecke mit einer Länge von 238 Kilometern und 5500 Höhenmetern führt. Pacing Sheet und Erfahrungen aus vorherigen Austragungen verloren somit an Bedeutung.
Fahrerbriefing
Nach dem Abendessen wurde das Fahrerbriefing im Fernsehen übertragen, der Wetterbericht, wenn auch sehr fröhlich von der Wetterdame vorgetragen, ließ nix Gutes erahnen. Regen schon am Start bei circa 4 Grad, in Italien Föhn über 20 Grad und auf dem Timmelsjoch Schnee… Wir tauschten die Klamotten, pinnten die Startnummer um. Guckten noch mal durch diverse Apps. Der Start wohl doch trocken, Regen erst am Nachmittag. Nur der Schnee auf dem Timmelsjoch der war scheinbar sicher. So tauschten wir erneut die Klamotten inkl. Startnummer.
Letzte Infos vor dem Rennen!
Wintertrikot, Windweste und leichte Regenjacke?
Richtige Regenjacke, leichte Regenjacke und Wintertrikot?
Start
Um 4:30 klingelte der Wecker, anziehen, Kaffee, Frühstück, Blick aufs Wetter und noch Mal aufs Klo und dann ab in den Startblock. Eine Stunde vor dem Start hieß es warten, sich mit anderen Fahrern austauschen, die Atmosphäre genießen. Neben uns wurden die Heißluftballons eingeheizt und ganz langsam brach der Tag an. Alle hatten Bock, alle waren angespannt. 4 Grad, gefühlt kälter… Aber wenigstens war es wirklich trocken!
Sölden hinter sich lassen
Die Hubschrauber für die Live-Bilder waren gestartet. 6:45 Uhr es ging los, das Feld rollte, doch es kommt nicht weit. Ein Werbebanner liegt kurz hinter dem Start auf der Strecke. Erster Test ob alle aufmerksam sind war geglückt. Zügig ging es weiter. In den Ortschaften standen schon die ersten Zuschauer und feuerten uns an. Da Feld fuhr aufmerksam, Fahrbahnteiler wurden gut angezeigt und es ging flott bis nach Oetz.
Heiminger Sattel
Die Vermutung bestätigte sich, aufgrund eines Felssturzes, führte der 40. Ötztaler Radmarathon nicht direkt aufs Kühtai, sondern über Oetz auf den Heiminger Sattel zum Kühtai. Gute 10 Kilometer und 500 Höhenmeter extra. Die liebevolle lokale Aussprache „Heiminger Sattele“ trügt. 9,65 Kilometer 1009 Höhenmeter… wie heißt es auf Quäldich.de „ist auch für Tiroler Verhältnisse kein ganz leichtes Unterfangen“. Ich quälte mich diesen unrhythmischen Endgegner hoch. 11km/h, 12km/h, 8km/h… das Powermeter pendelt zwischen 250 und 280 Watt… ich glaub mein FTP ist irgendwo bei 235. Es wurde warm, erste Jacke auf. Kurze Zeit später das Trikot auf, die Handschuhe aus. Ich fuhr mein Tempo, möglichst gleichmäßig. Es tat weh, ich dachte den Ötztaler fahr ich niemals zu Ende.
Kühtai
Vom Heiminger Sattel kommt man auf die ursprüngliche Route. Eine kurze Abfahrt und dann folgt noch ein Anstieg. Das Orga-Team scheuchte die Kühe von der Straße, eine Frau feuerte uns an „gleich habt ihr es geschafft, der erste Berg“. Nur kam er nicht, der Gipfel. Vielleicht war ich zu langsam für ihr „gleich“, vielleicht meinte sie „mit dem Auto habt ihr es gleich geschafft“. Um kurz nach 9 Uhr passierte ich die Verpflegungsstation am Kühtai. Ich stoppte ein paar Meter dahinter, aß kurz ein Gel packte mich wieder warm ein und gönnte mir dann die Abfahrt runter nach Innsbruck. Die Abfahrt war, wie im Fahrerbriefing angekündigt, teilweise sehr schlecht und die angekündigten Weidegitter erforderten in der eigentlich nicht besonders anspruchsvollen aber durchaus schnellen Abfahrt etwas mehr Aufmerksamkeit.
Brenner
Vom Kühtai ging es nach Innsbruck, aus der Wildnis in die Stadt. Verpflegen, im Windschatten rollen und genießen. Selbst die Sonne blinzelte durch die Wolken. Das Gruppetto rollte auf den Brennerpass. Etwa 38 Kilometer 3-4% durchschnittliche Steigung. Nach den bisherigen Steigungen redet man sich ein es wäre flach! Erholung? Mir kamen die Worte in den Sinn „am Brenner brauchst du eine gute Gruppe“. Ein italienischer Fahrer machte das Tempo, 38kmh, wir wechselten ein paar Mal, doch außer uns beiden wollte keine mitmachen. Das Tempo fiel, man rollte so vor sich hin. Alle wollten Körner sparen. Am Ende brachte ich das Stück Innsbruck bis Brenner in 1:20 Stunden mit einem Schnitt von 28,4 km/h hinter mich. Nach insgesamt 120 Kilometern gönnte ich mir an der Labestation am Brenner neue Getränke, eine Kleinigkeit zu essen, motivierende WhatsApp Nachrichten aus der Heimat und eine Toilette.
Jaufen
Gestärkt und gut gelaunt ging es vom Brenner auf überwiegend breiten Straßen runter nach Sterzingen. Mit 50km/h im Schnitt schaffte man die 15 Kilometer in 17 Minuten. Schon stand man am Fuß des Jaufenpass. Nun hieß es wieder 15 Kilometer, allerdings bergauf. 1100 Höhenmeter mit durchschnittlich 7,5% Steigung. Ich nahm ein großer Schluck von der Trinkflasche und es ging weiter, was willst du auch machen, der kürzeste Weg nach Hause war genau dieser. Der Jaufenpass fühlte sich angenehm an, schön gleichmäßig durch den Wald. Gott sei Dank, denn in der Sonne war es schon elendig heiß. Ich fuhr mein Tempo, stur den Pass hoch. Das letzte Stück bis zur Verpflegungsstation am Jaufenpass hat man freie Sicht auf genau diesen, das motivierte – mich zumindest. Nach 1:45 Stunden war ich oben. An der Verpflegungsstation gab es Banane, Kuchen, Wasser, Gels… Quasi einmal Buffet. Schließlich warteten ja noch 70 Kilometer und ca. 1800 Höhenmeter auf mich.
Von der Verpflegungsstation ging es, welch eine Gemeinheit, ging es noch 100 Meter weiter hoch bis zum Gipfel. Doch dann folgt die Belohnung. Eine traumhafte Abfahrt, schnell aber auch technisch anspruchsvoller. Mit jeder Kurve wurde das Grinsen im Gesicht breiter und es waren einige Kurven.
Timmelsjoch
Am Ende der Abfahrt vom Jaufenpass bremste einen eine schöne enge 180 Grad Kurve, angefeuert von den Zuschauern wurde im Anschluss wieder kräftig in die Pedale gedrückt. Aus dem bergab wurde wieder mehr und mehr bergauf. Das Timmelsjoch steht auf dem Programm, der Endgegner vom Ötztaler? 29 Kilometer und läppische 1724 Höhenmeter. Man hat ja auch erst gut 190 Kilometer und knapp 4100 Höhenmeter in den Beinen. Aber es wäre nicht der Ötztaler, wenn es einfach gewesen wäre. Die zusätzliche Mini Verpflegungsstation am Fuß des Anstiegs sparte ich mir, geht ja auch auf Zeit hier, ist ja keine Kaffeefahrt. Es war elendig warm, das Tacho zeigt 29 Grad. Ich packte meine Weste in die Jacke, die Jacke hinten in die Bib. Handschuhe unters Trikot. Mein Plan war erst an der letzten Station „Schöne Aussicht“ zu stoppen. Also weiter! Der Tacho zeigte 11, 8, 9 km/h an. Ich versuchte gleichmäßig zu pedalieren.
Erinnerte mich wie ich auf dem Stück 2013 hier von Sölden kommend mit dem Stahlrenner runter bin. Ich kam zu dem Entschluss, runter ging es schneller. In Gedanken versunken, rief jemand meinen Namen. Simon! Wie geil, am Start nicht zusammengefunden, aber dann auf der Strecke. Mega! Wir quatschten uns die Höhenmeter in die Beine. Die Sicht auf das Timmelsjoch wurde offener, man sah wo man hoch musste. Simon sagte leicht witzelnd nur noch 2,5 Stunden.
Es ist der Wahnsinn, es sind doch nur noch 20 Kilometer. Man hört die Schaltungen ins Leere schalten, da ist kein kleinerer Gang mehr. Ich sagte zu einem unbekannten Mitfahrer „ist scheinbar ein größeres Problem hab jetzt schon mehrere getroffen die ähnliches Problem haben“. Man lachte, leicht verzweifelt. An der letzten Verpflegungsstation, war es Mal wieder Zeit für ne Toilette. 9 Stunden unterwegs, hauptsächlich Gels, da sagt der Magen auch gerne Mal „f#@k dich“. Ich gönnte mir Käsebrot, Banane, eine Suppe, Cola und füllte auch meine Flaschen wieder auf. Simon saß auf einer Bank, ich blieb stehen. Ich dachte, jetzt sitzen und ich steh erst wieder für den Besenwagen auf.
Noch 11 Kilometer und 750 Höhenmeter bis zum Gipfel. Weiter ging es. Das quatschen wurde weniger. Jeder konzentriere sich auf den Anstieg. Mal lagen ein paar Meter zwischen uns aber wir kamen immer wieder zusammen. Vor einer Kehre ploppte eine Bierflasche auf. Unverschämt. Die Streckenposten sauften. Simon ergatterte ein Schluck und mit neuer Energie ging es gleich viel einfacher weiter, bestimmt! Das Wetter wurde schlechter, es fisselte. Der Wind blies kalt um die Ohren. Am Tunneleingang vor dem Gipfel zogen wir uns die letzten Klamotten an. Der Tunnel führte in eine andere Welt. Auf der österreichischen Seite wartete schlechtes Wetter auf uns. Doch es war geschafft, um kurz nach Fünf, passierten wir den Gipfel auf 2488m. Schneeregen von oben und eine ganz leichte Schneeschicht auf der Straße. Es war nass, es war kalt. Aber es war geschafft!
Nach kurzem Foto-Stopp, ging es runter ins Ziel nach Sölden. Ich fuhr gemäßigt bergab. Vor mir ein Fahrer als Orientierung, bis diese plötzlich die Kontrolle über sein Rad verlor und nur mit viel Mühe und Geschick nicht in die Mauer knallte. Ich war erschrocken. Nahm noch etwas mehr raus. Ich dachte mir, sich so kurz vorm Ziel noch lang machen, das muss nicht sein. Es geht um nix, Hauptsache ankommen! Nach einer schönen, aber dieses Mal sehr nassen Abfahrt kam der gerne vergessene Gegenanstieg hoch zur Mautstation. 2,5 Kilometer, 110 Höhenmeter. Das tat richtig weh. Mental war das Ziel der letzte Gipfel und dann so ein Gegenanstieg. Verflucht! Aber Zähne zusammenbeißen und dann war dieser auch geschafft. Von der Mautstation ging es nur noch runter, es war nass und kalt aber gleich geschafft. Das letzte Stück ab Zwieselstein führte auf der gleichen Route wie der Rückweg von Vent, man kannte die Strecke und konnte laufen lassen.
Zielsprint
Es roch nach Ziel, die Füße standen im Wasser, der Regen prasselte auf mich ein. Ich überholte noch schnell das Auto der Organisation und fuhr auf die Zielgerade. Kuhglocken, Jubel von Zuschauern. Noch 500m… Vollgas… Eieieiei sind 500m lang, ich strecke die Siegerfaust in die Kamera und erreiche das Ziel nach 11:12 Stunden!
Im Ziel wartete schon Simon, wir fielen uns in die Arme. Was war das für ein Tag, hart, härter Ötztaler! Unglaublich was man da hinter sich gebracht hat. Der Radcomputer zeigt 236,64 Kilometer, 5585 Höhenmeter 204 Watt (NP), 10 Stunden und 17 Minuten in Bewegung (23 Km/h), insgesamt 11 Stunden und 13 Minuten zwischen Temperaturen von 3 bis 29 Grad unterwegs!
Epilog
Zurück im warmen, trockenen Hotel wartete bereits Henning. Er war etwas flotter und fuhr mit 09:04:35 auf den 208. Platz! Wahnsinn! Aber dafür verpasste er den Regen. Wir tauschten uns aus, wie lief es am Sattel, wer litt wo, wie war die Gruppe am Brenner, wann schlug das Essen auf den Magen… Geduscht und aufgewärmt ging es zusammen mit Ronny ins Vaya den Abend kulinarisch ausklingen lassen.
Fazit
Der Ötztaler ist jede Pedalumdrehung wert. Selbst ohne den perfekt organisierten Radmarathon ist die Region traumhaft schön. Das zu erleben, wenn Sölden zum Radsport Mekka wird, mit gesperrten Straßen, Verpflegungsstationen und vielen anderen „verrückten“ Radsportlern, kann ich jedem empfehlen! Eine großartige Herausforderung! Ich selbst würde mich bei meinem nächsten Ötztaler besser vorbereiten, dies war aufgrund der knappen Zusage, zwei Monate vorher nicht wirklich möglich. Trotzdem Danke Henning, für das Überreden, ich habe es nicht bereut! Bei der Klamottenfrage würde ich in Zukunft wohl anders entscheiden und eher weniger als zu viel mitnehmen. Aber wenn man eins nicht planen kann, dann ist es das Wetter, vor allem beim Ötztaler!
Sonntag 12. September, 8 Uhr in Düsseldorf, auf der Heinrich-Heine-Allee beschmeißen sich Jugendliche noch mit Bierflaschen und auf der Königsallee wird fleißig abgeschleppt. Autos natürlich. Letzte Absperrgitter werden zurechtgerückt und Stefan Hörsken vom Cycling Club Düsseldorf macht einen Soundcheck. Was ist nur los? Rund um die Kö startet zum 50. Mal!
Die Kö, der Prachtboulevard der sonst nicht mal halb so groß ist, weil der Rest von Autos zugeparkt ist wirkt riesig, offen und frei. Perfekt um ein paar Runden zu drehen. Nicht mit dem Supercar – die dürfen am Wochenende ja eh nicht mehr her – sondern mit den Superbikes…. Pianrello, Colnago, Trek, Specialized jede Menge teures Plastik aber auch edler Stahl ist am Start.
Unser Hakuna Matata Racing Team schnappt sich die Startnummern, bespricht letzte Taktiken und rollt sich für die erste Runde der Stadtmeisterschaft warm. Der Gegner, DixSept, ein bekannter aus der ersten Runde und dem Finale 2019. Quasi das Classico von Rund um die Kö.
Nach dem Fahrerbriefing geht es los, die erste Runde fährt das Team TGV op de Kö gegen das Team 40468 Cloppenburger Weg. Den Auftakt gewinnt das Team vom Cloppenburger Weg. In der zweiten Paarung trifft Bellsangels auf die Kettenhunde. Erstere springen für das Team RTC DSD ein und haben gerade noch vor dem Start einen vierten Fahrer organisieren können. Doch trotz der kurzfristigen Verpflichtung reicht es nicht. In der dritten Begegnung fährt das Porno Al Forno Original Schlüssel Team gegen das Team Straßen4er. Während der Straßen4er gewinnt rollen wir uns auf der Kasernenstraße ein.
Heiß wie Frittenfett geht es auf die Startposition. 3, 2, 1 los… Ricardo, Alex, ich und Malte (Reihenfolge???) reihen uns wie an einer Perlenschnur auf. Vollgas bis zur ersten Kurve, durch die Kurve und dann wieder Vollgas, Führungswechsel und bis zur Kurve… Es macht richtig Bock aber es läuft noch nicht so rund. Ricardo verliert den Anschluss, wir nehmen raus… 52km/h… 47… 40… 38… Was ist da los? Plötzlich ruft Ricardo „ich hab’en Platten„. Ich höre nur „zieh durch, zieh durch“ und ziehe die letzte Führung durch. Am Ende kommen alle ins Ziel, 5:58, 20 Sekunden hinter DixSept. Wie 2019, jetzt können wir nur noch über die beste Zeit weiterkommen.
Im fünften Rennen fährt das agile sipgate Team gegen das Campana Racing Team. Am Ende gibt es keine Gnade für den Hauptsponsor Sipgate und die Jungs vom Campana Racing Team gewinnen das Rennen.
Das Düsseldorfer Nachwuchsteam „SG Radschläger Kids“ fahren aufgrund der Absage des Cyclits Cycling Collective ohne Gegner und kommen sicher weiter.
Nach dem Rennen war etwas Zeit um den anderen Rennen beizuwohnen, etwas über die Kö zu flanieren. Ein Paar Socken von Lifeisaride.de – übrigens Schöpfer unserer Trikots, zwei Schicke Mützen für die Kids und ganz wichtig was zu essen!
Neben den Rennen trifft man alle die Leute die man teilweise nur von Strava kennt oder zumindest in Zivil nur schwer erkennt. Verwandtschaft, Freunde mit jedem Rennen füllt sich die Kö mehr und mehr, das anfangs noch zurückhaltende Wetter dreht ebenfalls auf. Man tauscht sich aus und genießt das Radsportspektakel.
Wie bei der letzten Austragung von Rund um die Kö, gab es dieses Jahr wieder Schülerrennen und den Petit Départ. Ein buntes Feld, vom auf Wettkampf getrimmten Rennrad bis zum zu Fahrrad zwei Nummern zu klein, mit Korb und Schloss am Rahmen war alles dabei. Aber egal welches Rad alle kämpften sich großartig 10 Runden über die Kö.
Neben dem reinen Frauenrennen, war das Lastenradrennen eines der neuen Formate dieses Jahr. Besondere Challenge unterwegs muss Ladung geladen und gelöscht werden. Unglaublicher Spaß vor allem als Zuschauer.
Am Nachmittag ging es bei der Stadtmeisterschaft weiter, wir konnten uns dieses Mal ohne Platten, gegen die Straßen4er durchsetzen. Neben uns sind auch die Kettenhunde, DixSept und das Campana Racing Team weitergekommen. DixSept musste im Halbfinale gegen das Campana Racing Team ran. Ein packendes Rennen, am Ende kommen DixSept mit 5:39.90 und das Campana Racing Team mit 5:39.66 ins Ziel. Bitter, für die Kumpels von DixSept aus Düsseldorf, aber gut für uns, unser „Angstgegner“ ist raus. Wir siegten gegen die Kettenhunde und mussten im Finale gegen das Campana Racing Team fahren. Chancenlos verloren wir das Finale mit 11 Sekunden Rückstand, aber im 2. Jahr, das zweite Mal, Zweiter… ich denke da ist eine Tradition geboren!
Nach dem die Stadtmeisterschaft gefahren genossen wir noch die anderen Rennen jubelten Alex beim FixedGear Crit zu, feierten Irena bei Ihrer Fahrt zum Sieg im Hobbyrennen der Frauen und tranken das ein oder andere Bier. Nach der Siegerehrung, löste sich unsere Truppe auf, die Kids mussten nach x Stunden Radsportspektakel nach Hause. Malte und ich blieben auf einige letztes Biere und guckten uns noch das Amateurrennen der Herren an. Max, eben noch Gegner aus dem Team DixSept jetzt von uns mit allem was wir hatten angefeuert. Das ist Radsport!
Fazit
Rund um die Kö, Radsport der Extraklasse und das für die ganze Familie. Bei Traumwetter gab es großartige Rennen, viel Abwechslung, nette Leute und gute Stimmung. Bestens organisiert Dank breiter Unterstützung von Porno al Forno Original Schlüssel, Schicke Mütze, Cycling Club Düsseldorf und vielen weiteren helfenden Händen! Im nächsten Jahr hoffentlich mit etwas mehr Ausstellern, Pommes und einer Hüpfburg 😉
Am Sonntag den 19. September startete die erste Kidical Mass in Düsseldorf. Eine Fahrraddemo für ein sicheres Schulradwegnetz und gesicherte Radwege an Hauptstraßen in Düsseldorf. Was als kleiner WhatsApp Gruppenaufruf startete, mobilisierte in kurzer Zeit über 300 Teilnehmer.
Nach und nach trudeln immer mehr Teilnehmer auf den Frankenplatz
Eltern mit ihren Kindern und andere Fahrradbegeisterte sorgten zusammen mit dem ADFC Düsseldorf für einen fröhlichen, bunten Zug durch die Stadt.
Perfekt begleitet von der Polizei, unter anderem auch mit dem Fahrrad vor Ort, ging es um 15 Uhr am Frankenplatz in Derendorf los. Die Route führte im Zickzack durch Derendorf, Pempelfort und die Altstadt.
Route Kidical Mass Düsseldorf
Vorbei an verschiedenen Schulen ging es über die Blumenthalstraße, die Rolandstraße, die Ulmenstraße bis runter zur Moltkestraße. Von dort weiter über Schloßstraße, Leenestraße und Tußmannstraße quer durch zum Hofgarten. Über die Ratinger Straße runter zum Rhein und am Rheinuferradweg entlang bis zum Ziel, dem Johannes-Rau-Platz.
Mit der Fahrraddemo sollte sichtbar gemacht werden, wie viele Kinder auf Fahrrädern in den Stadtteilen unterwegs sind und wie wichtig es ist für die Kinder aber auch für alle anderen Radwege sicher zu gestalten.
In einer Petition sammelt die Aktion Kidical Mass stimmen für
Sichere Schulradwege-Netze in Düsseldorf bis 2030
Schulstraßen und verkehrsberuhigte Bereiche vor Schulen und Kitas in Düsseldorf
Stetige jährliche Finanzierung mit konkreten Zielvorgaben an die Kommunen
3.. 2… 1… Vollgas, den Kopf gesenkt am Vordermann orientiert wird gekurbelt bis es in den Beinen brennt, durch die Kurve schnurrt der Freilauf… raus beschleunigen, alles geben die Gerade wird immer länger, sind noch alle da? Weiter weiter… durch die nächste Kurve… Wieder voll in die Pedale…
Rund um die Kö ruft zum 50. Mal „Allez allez“.
Am 12. September ist es so weit! Nach 2019 treten wir wieder zur Stadtmeisterschaft [hier anmelden] an. Letztes Mal noch als zusammengewürfelter Haufen belächelt, reichte es am Ende mit großer Anstrengung für den zweiten Platz. Dieses Jahr wollen wir uns nicht nur auf der Strecke, sondern generell etwas mehr Mühe geben, stimmige Trikots, etwas mehr Vorbereitung.
Rund um die Kö, „Die 4 Ballermänner“, so sahen wir auch aus, wie frisch aus dem Sangria Eimer
Urlaub, Einschulung, Vater werden, sind die Kleinigkeiten die uns bisher noch ein Strich durch die Rechnung machen aber gut, selbst zwei Trainingsfahrten würden unser Trainingsaufwand gegenüber 2019 verdoppeln.
Neben der erwähnten Stadtmeisterschaft finden insgesamt 15 Rennen statt. Vom Laufradrennen über den Petit Depart, Nachwuchsrennen, Fixed Gear Crit, Frauen-Hobby Rennen, Elite Rennen bis zum Lastrenradrennen… es wird bunt und schnell auf der Kö!
Neben heißen Reifen und surrenden Ketten gibt es rund um die Strecke auch wieder eine kleine Bike-Expo, ein paar Beatz auf die Ohren, was leckeres zu Essen und die Gelegenheit sich mit feinstem Düsseldorfer Altbier die Kehle zu ölen um die Starter vom Streckenrand gebührend anfeuern zu können.
Packt die Familie ein, kommt zur Kö und erlebt Radsport direkt vor der Haustür! Es lohnt sich!
Registriert für einen Kumpel, keinen Startplatz bekommen, Thema begraben. Plötzlich ist ein Startplatz übrig, fahren oder nicht fahren? DEN Ötztaler?
Die sportliche Herausforderung meines Lebens. Von Sölden über Oetz, rauf aufs Kühtai (2020m), Brenner, Jaufenpass (2090m) und zum Schluss noch der Endgegner das Timmelsjoch (2509m). 248 Kilometer und 5500 Höhenmeter „Spaß“.
Ötztaler Radmarathon Höhenprofil Pässe
Ich überleg hin und her. Eigentlich passt es nicht in den Kalender, Freitag vorher noch Kindergeburtstag im Haus. Keine Ferien um mit der ganzen Familie ein paar schöne Tage in der Gegend um Sölden zu verbringen. Aber die Chance dabei zu sein ist so klein. 4000 Plätze für über 15.000 Bewerber. Nach Rücksprache mit der Liebsten, reichlicher Überlegungen und hartnäckiger Überzeugungsarbeit der Radsport Kumpels hab ich mich dafür entschieden Ötztaler zu fahren.
Jetzt sind es noch genau 9 Tage bis am Morgen des 29. August der Startschuss in Sölden zu hören ist. Die Tage von der Ummeldung bis heute hab ich Podcasts gehört, Videos geguckt und in Rennradzeitungen geblättert und mir alles rund um den Ötztaler reingezogen. Leicht wird es nicht aber ich bin fitt, hab immerhin 6.750 Kilometern in den Beinen und mit 33.000 Höhenmeter fast 1000 mehr als im gesamten letzten Jahr. Aber wichtiger als diese Zahlen, ich hab richtig Bock.
Viel Zeit bleibt nicht mehr, das Rad war noch Mal beim Mechaniker meines Vertrauens, Packliste steht. Eigentlich kann es los gehen. Die Tage gönne ich mir noch ein paar Höhenmeter und vielleicht ein paar Bier weniger… Mal sehen…
Für alle daheim gebliebenen wird von 6:30 bis 21:30 Uhr ein Livestream des Ötztaler Radmarathon angeboten.
Mehr oder wenig zufällig bin ich bei einer Tour von Leer nach Groningen auf Trinkwasserbrunnen gestoßen. Die Idee war, ohne große Pause die Trinkflaschen aufzufüllen. Nach etwas Recherche vor der Tour, fand ich eine Übersicht über die Trinkwasserbrunnen in der Provinz Groningen.
Perfekt! Meine mit Komoot geplante Route führte zufällig exakt an einem dieser Trinkwasserbrunnen vorbei. Für die weitere Fahrt suchte ich nach Trinkwasserbrunnen in der angrenzenden Provinz Friesland, so kam ich schließlich auf die App von „Refill„.
Über eine App werden Trinkwasserbrunnen oder Geschäfte angezeigt, welche das Nachfüllen der Trinkflasche mit Leitungswasser ermöglichen. Die Idee hinter der „Refill“ Kampagne ist Verschmutzung durch Plastik zu verhindern und den Menschen zu helfen mit weniger Abfall zu leben. Neue Stationen können ebenfalls über die App oder über ein Formular auf der „Refill“ Webseite angelegt werden.
Da es sich um eine durch die Gemeinschaft getriebene Initiative handelt, sind wir als Gemeinschaft gefragt. Kennt ihr Trinkwasserbrunnen oder Geschäfte die kostenlos Trinkwasser anbieten? Dann legt los und werdet teil der Refill Gemeinschaft. Wäre doch genial wenn man in Zukunft auf der Radtour unkompliziert den nächsten Trinkwasserbrunnen findet.
Die Brunnen der Stadtwerke Düsseldorf sind zum Teil schon dabei, aber ich war verwundert wo man überall in Düsseldorf schon auffüllen darf,
Wie schon 2020 ging es auch dieses Jahr auf Midsommar Tour. Letztes Jahr rollten Malte und ich noch den Größtenteil alleine, dieses Jahr hatten wir Stefan und Janosch als Unterstützung dazu gewinnen können. Die Route der „Midsommar 500“ Tour führte von Düsseldorf über Venlo, südlich vorbei an Breda bis nach Helwijk in den Westen der Niederlande. Von Helwijk ging es über Nijmegen und Arnhem zurück nach Düsseldorf. So weit der Plan.
Heute? Morgen?
Samstag um 5 Uhr sollte es losgehen, wäre da nicht der Regen im Anmarsch gewesen. Im Verlauf des freitagmittags kam aufgrund der Wettervorhersage der Vorschlag auf, unsere Midsommar Tour früher zu starten. Am Samstag um 4 oder gleich um 22 Uhr am Freitag? Schlussendlich entschieden wir uns für 0 Uhr. Das sollte reichen um nicht in den Regen zu kommen und Janosch behielt so etwas mehr Zeit zwischen Feierabend und Abfahrt.
Das letzte Abendmahl
Mein Gepäck
Alles in der neuen Rahmentasche
Fertig zur Abfahrt!
Zehn nach Mitternacht ging es los, über die Fleher Brücke nach Uedesheim. Uedesheim? Ja genau wir haben quasi als erste Amtshandlung die Route leicht verändert. Anstatt durch Grimmlinghausen ging es über Uedesheim raus, die Straßen waren eh frei, da ging es dann auch entspannt über die Landstraße.
Nachtexpress
Frisch und voller Energie drückten wir die ersten Kilometer in die Kette. „Kürzer“ rief man von hinten um dann langsamer zu werden und dem Nächsten ein „Kürzer“ nach vorne zu zurufen. Der Wille war da. Die ersten 30 Kilometer in einer Stunde, es lief. Doch Malte mahnte von hinten um etwas mehr Disziplin. Zu Recht, es warteten schließlich noch 470 Kilometer.
Wir pendelten uns schließlich auf 26-28 Km/h ein und erreichten nach 60 Kilometer gegen 2:15 Uhr die niederländische Grenze. Yeaaah nur noch 440 Kilometer.
Es wurde geplaudert und gewitzelt, die Führung wechselte regelmäßig. Nach einer Passage durch den Wald, ging plötzlich die Sonne schon wieder auf.
Quicky aufm Radweg
Es wurde heller, man sieht sich wieder und so ist Janosch auch die Dichtmilch an Stefans Tasche aufgefallen. Nur fuhr Stefan nicht mit tubeless. Die Dichtmilch entpuppte sich als undichte Fresubinflasche. Zeit für einen kurzen Stop. 4:30 Uhr irgendwo auf einem Radweg in den Niederlanden (Hooge Mierde), Stefan fing an die gesamt Tasche auszupacken um die Sauerei zu beseitigen. 120 Kilometer in den Beinen, Perfekt, dachte ich mir, dann Schlaf ich eine Runde. Also Rad zur Seite gelegt, mich daneben. 5 Minuten Power Nap. Malte und Janosch legten sich dazu. Gute Nacht!
Natürlich war Stefan ruck zuck fertig und es ging weiter. Quasi ausgeschlafen und mit dem Sonnenaufgang im Rücken gen Belgien.
Einmal um den Pudding rum
Plötzlich waren wir in Belgien, ohne dass wir es wussten. Zufällig führte die Route an einem Pudding Fachgeschäft vorbei. 6:47 Uhr, bei „aernouts“ räumte die Dame gerade die Auslage ein, wir räumten diese dann wieder aus.
Was ein Fest nach 164 Kilometern. Teilweise bereute man diese Eskalation mit Pudding schon bevor der Pudding gegessen war, aber gut – wird schon klappen. Pedal the Pudding! Energie ist Energie.
Kaffee gab es leider keinen und auch eine Tankstelle mit Verkauf suchten wir lange vergeblich. So fuhren wir immer weiter und weiter.
Aspirin, Doping fürs Knie
Nach 184 Kilometern machte Janoschs Knie leichte Probleme. Malte packte seine Reiseapotheke aus und half mit etwas Schmerzmittel aus. In guter Tradition der Midsommar500 Touren gab ich meine Beinlinge zur Unterstützung (bzw. es war dieses Jahr nur ein Beinling).
Knapp 50 zähe Kilometer später, in Numansdorp gab es wenigstens Gelegenheit die Getränke aufzufüllen und eine Drogerie für Janosch. Leider hatten die Restaurants noch zu, daher ging es ohne Mittagspause aber mit bandagiertem Knie und frischem Wasser weiter. Neuer Versuch im circa 20 Kilometer entfernten Dordrecht. Bis Düsseldorf waren es auch „nur“ noch 265 Kilometer.
Mittagspause
Die grob 20 Kilometer bis Dordrecht, wurden 35 Kilometer bis kurz hinter Dordrecht. Mein persönlicher Tiefpunkt. Das erfolglose Suchen nach Mittagessen und die Müdigkeit machten mir zu schaffen. Visier hoch, Wind ins Gesicht und sturres Pedalieren. In Sliedrecht fanden wir, nach insgesamt 269 Kilometer und 10 Stunden Fahrzeit, in einer kleinen Fußgängerzone die erste Chance für eine Mittagspause. Endlich Kaffee! In einem kleinen Panini Laden „BEL PANiNi“ bestellten wir uns durch die Speisekarte. Panini für alle! Schließlich war die Hälfte der Midsommar Tour geschafft. Die Angestellten hatten viel Arbeit und wir Zeit um Mal kurz die Augen zu schließen.
Die Pause war nötig, zwei Stunden gönnten wir uns, insgesamt waren wir nun gut 14 Stunden unterwegs. Noch mal ab in den Supermarkt, frische Bananen und Wasser für die kommenden Kilometer einkaufen und dann weiter, nur noch 230 Kilometer. Gut gelaunt und reichlich erholt ging es auf feinsten Radwegen weiter.
Träumchen, ohne Stress und Amplen über die Hauptverkehrsstraßen
Einer für alle, alle für einen!
Janosch biss zwar ordentlich auf die Zähne, aber spätestens nach 280 Kilometer, knapp 100 davon mit dem Knieproblem, war allen klar, die Tour fährt er nicht zu Ende. Kurz vor Gorinchem guckten wir, wo wir ihn auf die Bahn setzten könnten. Wir passten unsere Route an und eskortierten Janosch in Richtung „s’Hertogenbosch“.
Neue Route in grün, Flexibilität ist das A und O, der Weg ist das Ziel… egal welcher!
Mit Windschatten und etwas Schieben versuchten wir es Janosch möglichst angenehm zu machen. Einer für alle, alle für einen.
In Zaltbommel erkannte Malte die Möglichkeit, Janosch noch 15 Kilometer zu ersparen und etwas früher auf die Bahn zu kommen. Janoschs Midsommer Tour war somit nach 313 Kilometern beendet. Stramme Leistung. Respekt! Ich hätte mit dem Knie keine 150 Kilometer mehr getreten. Die kurze Abschiedspause nutzte Malte noch um sein Fuß mit Panzertape zu bandagieren… Blasen drohten mit einem weiteren Ausfall!
Flotter Dreier
Nur noch zu dritt, verfranzten wir uns dann auch direkt und drehten eine Ehrenrunde durch Zaltbommel. Wieder orientiert wurde ordentlich in die Pedale getreten. Mit der Fähre ging es über die Maas und dann weiter bis nach Oss. 342 Kilometer geschafft. Der Wahoo sagt, 13:08 Stunden Fahrzeit. Kurzer Wasserstop und wieder mit Vollgas weiter.
Malte als Wasserträger
Die Beine fühlten sich gut an, die etwas entspannteren letzten Kilometer mit Janosch zahlten sich aus. Das Ziel Düsseldorf in unter 24 Stunden wieder zu erreichen, schien zum Greifen nah. Doch nach 348 Kilometern fing es in Koolweijk an zu tröpfeln…. Regen! Gott sei Dank nur wenige Tropfen… aber der Blick in den Himmel versprach nachschlag.
In Overloon gönnten wir uns eine letzte Pause, einmal Toilette, kalte Cola und Stefan gönnte sich frische Klamotten. Ein kurzer Videocall mit der Family gab noch mal eine extra Portion Motivation für die letzten 100 Kilometer. Nur die Frage ob es in Düsseldorf schon regnet verhallte im Off. Ein Zeichen?
Tut gut auch mal die Schuhe auszuziehen
Wasserschlacht
Nach der Pause ging es wieder zügig weiter, doch wir waren nicht lange zu dritt, ein alter Bekannter kam zurück. Der Regen! Das Wetter vor dem wir quasi schon zum Start der Tour geflüchtet sind hatte uns 70 Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Ich dachte „Midsommar“ hatte was mit Sommer, Sonne, Sahnetorte zu tun… aber vielleicht ist es dieser „Klimawandel“ an den keiner glaubt.
Innerhalb von 10 Minuten stand das Wasser in den Schuhen. Windschatten fahren ohne Schutzbleche brachte einem näher wie eine Naturteichfilteranlage funktioniert. Noch 2 bis 3 Stunden durch die Nacht standen auf dem Zettel, bei dem Regen der Tod. Wir entschieden uns in Venlo den Zug zu nehmen. Abfahrt 22.15, keine Ahnung wie viel Uhr es war, aber ein „das schaffen wir locker“ gab mir keinen Grund, das in Erfahrung zu bringen.
In Venlo, kurz vorm Bahnhof sammelte Malte noch eine Scherbe auf, Platten! Unter einer Unterführung konnten wir, wenigstens im Trockenen, den Schaden beseitigen. Die Uhr sagte in 10 Minuten kommt der Zug, der letzte Zug! Zügig aber möglichst Zielgerichtet beseitigte Malte den Platten, Stefan und ich halfen so gut wir konnten und dann ging es zackig weiter… weil es gerade so gut rollte, rollten wir noch mal eben falsch. Schließlich erreichten wir aber den Bahnsteig zeitgleich mit dem Zug.
Endzug
Im Zug kämpfte Stefan mit der Bahn App, erst der nette Zugbegleiter konnte uns mit dem Trick als Start nicht etwa Venlo – nein, nein da steigt man ja nur ein – sondern Kaldenkirchen anzugeben. Zack klappte es auch. In Mönchengladbach mussten wir umsteigen, um nicht zu erfrieren zog ich mir im Bahnhof alles an was ich hatte, kurzes Trikot, langes Trikot, Windweste, Regenjacke. Nach 15 Minuten Warten im kalten Bahnhof ging es wieder in einen warmen Zug.
Um 22:15 erreichten wir Düsseldorf, Malte und ich stiegen aus, Stefan musste noch bis Mettmann. Kaum hatte ich mich von Malte an der Völklinger Straße verabschiedet, fielen die ersten dicke Tropfen vom Himmel. Der Regen aus Venlo hatte mich wieder eingeholt. Ich schaffte es vor dem großen Regen noch nach Hause, ab unter die Dusche und dann lud die beste Frau der Welt zur Pasta Party!
Nackte Zahlen
Am Ende unser Midsommar Tour waren 429,52 Kilometer und 408 Höhenmeter in den Beinen. 16 Stunden und 17 Minuten mit einer Durchschnittsleistung von 116 Watt. Alle Pausen inklusive roter Amplen, Zebrastreifen, offener Brücken summierten sich auf 6 Stunden und 11 Minuten. In Summe waren wir 22 Stunden und 28 Minuten unterwegs. Mehr Zahlen findet ihr auf Strava.
Letztes Jahr sind Malte und ich zum ersten Mal auf „Midsommar“ Tour gefahren. Zur Sommersonnenwende ging es mit dem Fahrrad in einem Stück von Düsseldorf nach Amsterdam und zurück.
Mittlerweile ist die Erinnerung an die Schmerzen verblasst. Zeit es noch Mal zu tun. Dieses Jahr führen die 500 Kilometer Im vergangenen Jahr begleiteten uns Janosch und Stefan schon die ersten 100 Kilometer, dieses Jahr gehen sie in die Vollen und begleiten uns auf der gesamten Tour.
Gino, Stefan, Malte (hinten links), Lui, Janosch und Marlon
Dieses Jahr geht es somit zu viert auf die 500km Runde von Düsseldorf über Roermond nach Dordrecht und dann über Arnheim und Venlo zurück nach Düsseldorf. 4 Leute versprechen weniger Arbeit im Wind und trotzdem gute Gespräche die einem die hoffentlich die Kilometer leichter vom Tacho nehmen.
„PreLUDERS“, Streckentest
Um aggressive, Fahrradfahrer niederfahrende Autofahrer und schlechte deutsche Radwege zu vermeiden. Haben wir den deutschen Teil der Strecke am vergangenen Sonntag Mal unter die Räder genommen. Sehr schön, selbst für deutsche Radwege. Lediglich zwei ungünstige Stellen haben wir in der Midsommar Strecke noch angepasst.
Die Qual der Wahl
Folgt die Frage was nimmt man mit, Aerorenner oder Alupanzer… Arschrakete oder Rahmentasche… Jacke oder Weste. Nach der guten Erfahrung von der ersten Midsommar Tour, bei der am Ende 538km auf dem Tacho standen, würde ich wieder den Aerorenner wählen, allerdings erwartet uns vermutlich ab Samstag Abend Regen. Vielleicht also doch das Rad mit Schutzblechen? Die Arschrakete, da bin ich mir sicher, tausche ich hingegen aus den frühen Erfahrungen durch die Rahmentasche aus. Verspreche mir dadurch leichteren Zugriff aufs Gepäck und eine bessere Organisation des Gepäcks. Bei der Bekleidungsfrage kommt beides in die Tasche, kurze Windweste und dünne Regenjacke.
In weniger als 24 Stunden geht es los
Ich bin gespannt, in ungefähr 20 Stunden geht es los, es wird Zeit die letzten Sachen zu organisieren. Powerbank, Licht und Wahoo laden, Rad fertig machen (wenn man sich entschieden hat welches man nimmt), Tasche packen, Klamotten rauslegen. Und dann geht es Samstag früh raus Mal eben 500 Kilometer in die Kette strampeln. Folgt uns via Instagram @radmomente oder #midsommar500
Im April geht es auf einen Klassiker, die Strecke des „Sunday Sunrise Ride“ kurz „SSR“. Ursprünglich mit dem Beginn der Saison immer ein fester Regeltermin um seine Form zu testen und völlig leergefahren mit Brötchen die Familie zu wecken. Jeden Sonntag um 7 Uhr am Apollo warten 90 Kilometer und knapp 1000 Höhenmeter. Leiden in der Gruppe, oder wie heißt es so schön in der Gruppenbeschreibung auf Strava:
Der SSR ist absolut ungeeignet für Anfänger. Die Routen und die Fahrweise des SSR richtet sich an fortgeschrittene Rennrad Fahrer. Dies bezieht sich auf die Kondition, die Radbeherrschung und das sichere Fahren in der Gruppe. Disclaimer: You might get dropped!
Strava Club „Sunday Sunrise Ride Düsseldorf“
Die Strecke führt zunächst mitten durch die Stadt um genau diese zu verlassen. Ab Gerresheim geht es über kleine gut asphatierte Wirtschaftswege durch wunderschöne Landschaften durch Knittkuhl, das Angertal, Flandersbach in Richtung Velbert. Viele kleine Hügel reihen sich fies hintereinander Marsstraße, Gellenberg oder der Esel locken das Laktat in die Muskeln.
Nach dem Anstieg Gellenberg geht es von der Ruhrlandklink den Kutschenweg runter. Hier ist Vorsicht geboten, wenn man zu schnell in die erste Kurve fährt geht einem die Straße aus und auch im Anschluss wird die Straße so miserabel das man aufpassen muss wo man lang fährt.
Nach dem man in Essen-Kettwig den Esel hinter sich gelassen hat führt das letzte Drittel der Strecke überwiegend Flach zurück über Lintorf nach Düsseldorf. Je nach Windrichtung hat man von Kaiserswerth bis zur Altstadt einen weiteren Gegner. Aber auch ohne Wind wird das flache Stück im SSR Grupetto gerne genutzt um einfach weiter zu „ballern“.
Hinweis
In dieser Variante der SSR geht es, um noch ein paar Höhenmeter mehr zusammeln, kurz vor dem Esel runter von der Werdener Straße auf eine Schleife über Isenbügel, in der Regel wird die extra Runde nicht gefahren und man folgt weiter der Ruhr bis Kettwig vor der Brücke.
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.