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Peaks and Plains

Gastbeitrag von Marten Sprecher | Strava | Instagram

Über Marten
Marten und Langstrecke, das gehört zusammen. Race Across the Netherlands (1900km, 5d 7h 56m, P28), Paris-Brest-Paris (1219km, 67h 40m) oder auch „nur“ Düsseldorf 300 (300km). Er liebt die Langstecke und teilt seine Liebe auch gerne mit anderen. So ist er bei Düsseldorf 300 nicht nur Teilnehmer, sondern unterstützt seinen Heimatverein den Cycling Club Düsseldorf beim Scounting der Strecke.

Dieses Jahr ist Marten beim Peaks and Plains in Magdeburg an den Start gegangen, lest selbst wie er sich der Herausforderung in 48 Stunden 550 km und 8.000 Hm zuabsolvieren gestellt hat:


Das letzte Abendmahl

Angereist am Vorabend, traf man sich noch mit dem Veranstalter und Teilnehmern auf eine kleine Mahlzeit. Es sollte dieses Jahr härter und weiter werden, mit zusätzlichen Höhenmetern als im Vorjahr. In Summe haben sich aber 120 Teilnehmer bei der Anmeldung innerhalb von 6 Stunden alle Plätze gesichert, über 300 waren auf der Warteliste. Ob das Event noch größer wird, bleibt wohl erstmal offen. Der Run ist auf jeden Fall da und dies vollkommen zu Recht.

Race Day – mein Menüplan

Einschreiben war ab 15:30 Uhr, der GPX-Tracker wurde ans Bike angebracht und das kleine Buffet mit Kaffee und Gummibärchen geplündert. Ich war ehrlicherweise schon satt von den Nudeln und Gnocchi zum Frühstück und zu Mittag. Man beschaute die Fahrräder und wunderte sich auch manchmal, was die Leute alles mit nehmen. Ich persönlich habe mir das Peaks and Plains in drei Teile eingeteilt für ca. 24h auf dem Hobel:

(1) Flach zu Beginn mit rd. 120 km und 1.500 HM: Korridor halten zwischen 220W und 250W, so dass ich schnelle Kilometer mache und dabei gut esse und trinke. Ist alles noch bei Tageslicht und man kann gut fahren. Bei 110 km gibt es eine kompletten refill der Getränke für die Nacht und umziehen.

(2) Bergig im Mittelteil: 300 km mit ca. 5.000 HM (bei Nacht): Ziel immer über 200W, und insbesondere Bergauf nicht trödeln. Abfahrten nutzen um Zeit gut zu machen. Die Gravelpassagen bei Nacht ordentlich fahren und vor allem keine Zeit verplempern. Refill-Pause nach ist ca. 330 km (gesamt).

(3) Flach ins Ziel mit 100 km und 1.000 HM: Schauen was noch geht und auch nötig ist für die Position  – schön konstant fahren und die gute Arbeit ins Ziel retten.

Super Six Evo HiMod; vorne: 46/30; hinten: 32/11; Apidura Frameback; Dotwatcher per Tape auf dem Oberrohr

Super Six Evo HiMod; vorne: 46/30; hinten: 32/11; Apidura Frameback; Dotwatcher per Tape auf dem Oberrohr

Race Day – Auf die Räder fertig, los!

18:00 Uhr war Start, 17:30 Uhr war Briefing und es pisste in Strömen bis 17:45 Uhr. Die Straßen waren nass, die Temperatur ging runter auf knapp 12 Grad. Nervöse unter uns zogen sich schon die Regenjacken und Regenüberzieher an zum Start. Andere, wie ich, chillten in der Garage beim Kaffee.

Riders-Briefing drinnen

Riders-Briefing drinnen

Und los ging es im Trockenem mit ca. 5-6 km Neutralisation und erlaubtem Windschatten. Ab dann musste man unsupported alleine durch, so waren die Regeln und der Codex. Ehrlicherweise hielten sich nicht alle dran. Von außen immer schwer erkennbar, wegen mancher Paarwertung, wo drafting erlaubt ist. Doch die die Rennleitung war aufmerksam die ersten Kilometer und sprach auch Penalties aus. Sie begleitete uns und machte schöne Videos und Fotos  – dotwatcher standen am Straßenrand und jubelten uns zu.

Bis 116 km kam es dann bei mir zu einem 32er Schnitt, nach 3:30 h war ich an der Tanke als Platz 5: Wasser aufgefüllt, Beinlinge und Armlinge an, Windweste an und weiter. 5 min verloren – dann Platz 10. Die ersten sind durchgefahren, hatten wohl genug mit bis zum nächsten Morgen und waren schon warm genug angezogen um die Nacht im Harz zu verbringen.

Der Brocken, ein Brocken.

Ab dann ging es zu den Stempelstellen – dies waren so grüne Briefkästen mit Stempeln für Wanderer. Immer schön oben auf dem Berg in Dead Ends, das heißt man fährt die gleiche Strecke hoch und runter. Hat auch was, man sieht zumindest wie weit man im Rückstand ist, wenn einem die Abfahrenden schon entgegen ballern. Stetig wurden die Stempelstellen abgefahren: Sophienhof, Brocken, Wurmberg, Ravensberg, Hanskühnenburg. Die Abfahrten waren kalt und windig. Mich persönlich hat die Abfahrt vom Brocken gekillt. Diese war sehr lang, mit Gegenwind und im Nebel. Meine Hände waren taub danach… Bremsen wurde schwierig, Schalten schwieriger, ein Gel oder ein Riegel aufzumachen war unmöglich. Aber es wurde Tag, die Sonne kam raus, ich hatte dann doch noch Carbs zu mir nehmen können und meine Hände waren wieder da.

© Christian Dürre | @the__due

No gravel, no party!

An der Hanskühnenburg gab es nach 500 HM noch weiter 55 HM mit Gravelanstieg von bis 18%, schnell Stempel und dann in 6km lange Gravelfahrt. Kein Platten geholt und dann gesagt, das Ding bringste jetzt ins Ziel.  Dann kam noch glücklich Rückenwind dazu, so dass die letzten 100km wieder mit einem 30er Schnitt weggemacht worden sind. Leider wurde ich nochmal durch stetiges Sohlenbrennen (Burning Feet) aufgehalten, sowie die Kurven mit stetigen Antritten, Kopfsteinpflaster und die gute Betonplatten-Straße (wo auch mal ne Platte gefehlt hatte) gaben mir den Rest.

Am Ende war ich fix und fertig und doch glücklich im Runners-High kreuzte ich das Ortschild Magdeburg nach 25h 16m als digitale Ziellinie und schaffte es auf den 6. Platz! Die letzten Kilomenter zum Clubhaus waren dann nur noch da um zum Start/Ziel zu kommen.

Peak an P(l)ains… Done

Finisher Pic nach 25h 16m, P6

In Summe kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin mit dem Ergebnis. Die Desktop-Research zur Strecke, die ich vorher betrieben hatte, hat sich leider nicht bewahrheitet. Es war eindeutig härter als erwartet, aber wenn man alles gibt, dann passt es auch. 10% sind nicht gestartet und knapp über 30% mussten leider unterwegs aufgeben!

Dank an für das Event und Lena für die Fotos und Videos. Und den Typen mit der rosa Mütze, der im Ziel jeden gefeiert hat, als wäre er ein Sieger. Glückwunsch an alle anderen Finisher.

Dank geht zudem an das CycleCollective in Meerbusch für das robuste Rad – es wurde nicht geschont und meine Crew für die Vorbereitung, sowie an die Familie, die mir die Zeit gibt, die ich benötige für solche Dinge, wie Peaks and Plains.

Nackte Zahlen

Position: 6 / 120
Strecke: 543 km
Höhenmeter: 7938
Gesamtzeit: 25h 16m
davon Pausenzeit 35m
Normalisierte Leistung: 183 Watt


Marten fuhr das Ding auf dem 6. Platz ins Ziel, aber auch ein alter Bekannter, Daniel, den ich schon vom Northcape4000 kenne, war bei am Start und machte beim „Heimspiel“ wie auch schon beim Northcape den 1. Platz (19h 38m). Kai aus Dresden fuhr auf den 3. Platz (21h 55m) und sicherte sich noch den letzten Platz auf dem Treppchen.

Blut geleckt? Oder nicht?

Hier findet ihr noch mehr Content, Rund um das Peaks and Plains, lasst euch beigeistern, es lohnt sich:

Roadbook 2025: https://www.cycletour.de/peaksplains/roadbook
Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=_pZ2tO9JM6U
Insta-Channel: https://www.instagram.com/peaksandplains.cc/
Web: https://www.cycletour.de/peaksplains/
Bikes of Peaks and Plains: https://dotwatcher.cc/feature/bikes-of-peaks-and-plains-2025

Für alle die mal in das Thema Langstrecke einsteigen möchten, es gibt noch Startplätze für Düsseldorf300 am 28.06.2025. Wählt aus zwei Strecken, 200 oder 300 Kilometer, die im RTF Modus gefahren werden. Leckere Landschaft, schöne Verpflegung… mehr Infos auf https://www.dus300.de/

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NC4K – Tag 17, Sie haben ihr Ziel erreicht

Dienstag 09.08.2022

Von der Sonne geweckt oder so ähnlich. Auf jeden Fall ein herrlicher Start in den letzten Tag. Es ging früh los, 6:30 drehten sich die Pedale. Wir wollten um 11 am Nordkap sein.

Die Fjorde, bin mir nicht sicher ob ich es bereits erwähnt habe, sind einfach traumhaft. Sicherlich hilft das gute Wetter dabei diesen Eindruck zu bekommen. Aber ich kann es jedem empfehlen, musst ja nicht gleich von Italien mit dem Rad anreisen 😉

Erstes Ziel heute war Honigsvåg 50km vom Hotel entfernt. Auf der wunderschönen Route gab es den Nordkap Tunnel… 6,8km führt dieser unter dem Meer durch. Mit 9% Gefälle schießt man in den Tunnel um dann ab der Hälfte die 9% wieder hinauf zu klettern. Es ist ziemlich laut wenn Autos an einem vorbei fahren und 6,8km in einem Tunnel sind auch ziemlich lang. Aber es gibt kein Wind. Alles hat etwas Gutes!

Nach dem langen Tunnel folgte noch zwei weitere, aber kürzere (normale Tunnel, ohne große Steigung) und zack war man in Honigsvåg. Zur Tankstelle, der erste Kaffee des Tages eine Kleinigkeit zu essen und dann weiter. Das Ziel ruft!

Von Honigsvåg waren es 29 Kilometer bis zum Nordkap. Die Stecke führt eigentlich nur bergauf, zwei längere Anstiege a 6 und 3 Kilometer und ein paar „rolling hills“. Im Anstieg fuhr jeder sein Tempo.

Letzter Tag, fast am Ziel, da hab ich gedacht sparst du dir den kleinsten Gang und drückst noch Mal die Beine leer! Am Ende war ich eine halbe Stunde vor meinen indischen Freunden oben.

Es war unglaublich die letzten 10 Kilometer, man hat es quasi geschafft. Wilde Sprachnachrichten während der Fahrt an die Familie, die Radkumpels und einfach nur ein Gefühl von unglaublichem Stolz.

Um 11:36 erreichte ich als 136er das Nordkap. Lustiger Zufall, letztendlich ja völlig egal welcher Platz, ist ja kein Rennen.

Von Italien durch die Schweiz, Österreich, Deutschland, Tschechien, Schweden, Finnland und Norwegen. Über 3800 Kilometer mit dem Fahrrad. Tag für Tag, keine Ausnahmen! Ein cooles Gefühl. Bin noch ganz gerührt während ich diesen Beitrag schreibe.

Am Nordkap trifft man andere verrückte, welche vom NorthCape4000 Event, andere die einfach so unterwegs waren. Auch mein amerikanischer Freund Al erreichte das Nordkap. Man kennt sich kaum aber es ist als träfe man ein guten Freund nach langer Zeit wieder. Fotos, bissl Quatschen, was essen und einfach das ganze realisieren. Ich glaub letzteres dauert noch eine Weile!

Zahlen des Tages
87 Kilometer
1453 Höhenmeter
4:07 Fahrzeit
4:40 Gesamtzeit
21,1 Km/h

Insgesamt war ich 17 Tage 3 Stunden und 12 Minuten unterwegs , dabei hab ich 3.905,07 Kilometer zurückgelegt und 25.721 Höhenmeter überwunden. Wahnsinnig ?

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NC4K – Tag 4, all night long

Viel unterwegs, wenig Zeit für die üblichen Blog Beiträge, also nicht wundern wenn es was dauert, die Texte kurzer sind. Bilder fehlen vielleicht auch Mal, da hab ich dann nicht so gutes Internet… Kommt aber alles als Nachtrag!

Mittwoch 27.07.22

Heute ging es von Freudenberg nach Berlin. Es ging gleich mit Höhenmetern los. Juhuuu! Nicht!

Es war ein ewiges auf und ab, dazu gab es in Tschechien teilweise richtig schlechte Straßen. Einige Abfahrten konnte man nur langsam runter, da geht die Anstrengungen für den Anstieg quasi spaßlos verloren.

Gegen Abend waren wir auf der Suche nach einem Restaurant und einer Unterkunft letztere weniger dringend. Gut gegessen fährt es sich auch durch. Die Pizzaria unserer Wahl, lag etwas abseits der Route und als wir dort waren war schon Feierabend.. der gute Mann hat 30 Minuten früher schluss gemacht, weil nix los war. Blöd für uns. Da blieb uns nur der REWE als Quelle (der hatte noch auf!)

Also „Street food“ und dann weiterfahren und abwarten wie es läuft!

Um Mitternacht zog Regen auf, Regen wir stellten uns unter mehreren Tannen verbrachten. Aus den 15 Minuten laut Regenradar würde über eine Stunde. Nach dem Regen war es gefühlt eiskalt auf der Rad. Da sehnt man sich nach Anstiegen!
Rettungsdecke unters Trikot und
strampeln bis es warm wird!

Insgesamt kamen wir erstaunlich gut durch die Nacht. In Begleitung von Fuchs, Jgel und Wild war auch immer was Aufmerksamkeit gefragt. Gegen 5 Uhr legten wir uns eine Stunde auf ne Wiese. Herrlich ich war direkt eingeschlafen. Nach der Stunde ging es weiter. Es war bitter kalt und ganz schön weit bis zu einer Ortschaft mit Frühstück. Mittags müssten wir noch Mal schlafen, also kurz stoppen hinkehen und dann weiter.

In Berlin ging es erst an der Wohnung von der lieben Fritzi vorbei, zum Brandenburger Tor. Dann zu einem Freund von Fritzi ein Paket mit den warmen Sachen abholen und wieder in die Wohnung. Über feinstes Kopfsteinpflaster – unfahrbar! Berlin ist das totale Chaos. Besonders wenn man sich nicht auskennt. Schrecklich vorallem nach 500 Kilometer.

Angekommen gab es noch für jeden je eine Portion Pizza und Nudeln. Kühles Bier und Beine ausstrecken.

Zahlen des Tages
505km
4422hm
23:35 Fahrzeit,
33:53 Gesamtzeit
21,4km/h

Titelbild NorthCape4000
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NorthCape4000

Was ist das für ein Event?

NorthCape4000 ist ein „unsupported ultra mega long distance cycling“ Event… also lang beziehungsweise sehr lang Fahrrad fahren. Ziel ist das Nordkap „North Cape“, gestartet wird etwa „4000“ Kilometer südlich in Italien. Die Strecke gilt es ohne Unterstützung zu absolvieren. Alles was man braucht hat man am Rad oder besorgt man sich unterwegs. Kein Begleitfahrzeug, keine gesperrten Straßen, keine vom Veranstalter organisierten Verpflegungs- oder Übernachtungspunkte. Das Zeitlimit sind 21 Tage.

Der Veranstalter hat eine Route ausgearbeitet und begleitet das Rennen mit einem Team, welches Eindrücke von der Strecke sammelt und die schnellen Fahrer, die innerhalb von 14 Tagen ankommen, am Ziel persönlich empfängt.

Die Route ist eine Empfehlung, allerdings gibt es 4 Checkpoints die passiert werden müssen. Damit dies sichergestellt ist und auch kein Fahrer verloren geht, hat jeder ein GPS-Tracker der den Live-Standort mitteilt.

NorthCape4000 Checkpoints and Route

Die 2022er Ausgabe von NorthCape4000 startet in nicht mehr ganz 100 Tagen am 23. Juli in der Nähe vom Gardasee in Rovereto. 320 Starter machen sich von dort auf den Weg via München, Berlin, Stockholm und Rovaniemi bis zum Nordkap. Eine Herausforderung sondergleichen. Drei Wochen auf dem Rad quer durch Europa. Das Einzige was sicher ist, ist der Weg den man absolvieren will. Der Rest ist ungewiss… Wird es nass? Wird es kalt? Wo schläft man? Wie weit kommt man am Tag? Hält das Material? Hält der Hintern? Aber vielleicht ist es genau diese Ungewissheit die Menschen reizt, in der heutigen Zeit ist scheinbar alles planbar, wo bleibt da das Abenteuer?

Was zur Hölle hab ich damit zu tun?

Cover Tour Magazin 12/2021, Artikel NorthCape4000

Im Dezember 2021 blättere ich noch durch das TOUR Magazin und las den Bericht über die Teilnahme von Sara Hallbauer am NorthCape4000 und dachte geil, aber wie soll man das zeitlich zwischen Job und Familie in den Kalender bringen? Unmöglich! Dachte ich bis mich im Februar die Frage „Kennst du die Veranstaltung NorthCape4000?“ errichte. Nadine vom Hauptsponsor Northwave war auf der Suche nach jemandem der für Northwave von dem Event berichtet, einziger Haken… dieser „Jemand“ muss die 3800 Kilometer mit dem Rad fahren ?.

Eine vielleicht einmalige Gelegenheit? Ich grübelte… googelte, wo ist das Nordkap? Wo ist Rovereto? 3800 Kilometer in 21 Tagen… sind ja nur 180 Kilometer pro Tag… Bekomm ich da frei? Was sagt die Familie? Ich hörte Podcast, las Blogs, schaute mir bei YouTube diverse Videos an mir wurde klar die Gelegenheit ist einmalig!

Unmöglich! Dank großartiger Unterstützung vom Chef aber auch zu Hause von der Cheffin 😉 sind alle Zweifel ausgeräumt und die Tour sowohl mit dem Job als auch mit der Familie vereinbar.

Ich bin dabei!  


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Mit dem Rad in den Sommerurlaub

Der Sommerurlaub stand an, Ferien auf dem Bauernhof. Ziel westliche Eifel nahe der luxemburgischen Grenze. Was liegt da näher als mit dem Rad vor zu fahren und sich von der Familie einholen zu lassen. 205 Kilometer knapp 2000 Höhenmeter klingt spaßig, auf geht es!

Mit dem Fahrrad in den Sommerurlaub in die Eifel. Die Strecke und das Profil.

Alles schläft nur einer Wattnert

Um 5:30 ging es auf bekannten Routen durch die schlafende Stadt, nach Neuss, leichter Niesel, kräftiger Gegenwind. Hochmotiviert flott durch Ramrath und vorbei an Neurath. Der frische Brötchen Duft lockte mich in Bedburg zum ersten Stopp nach knapp 40 Kilometern. Käsebrötchen und Rosinenmürbchen und erstmal raus aus der Stadt.

Alles nur für die Kohle

Kurz hinter Bedburg beginnt der Terra Nova Speedway, eine alte Abraumbandtrasse zwischen dem Tagebau Bergheim und Hambach, kurze Frühstückspause und dann auf zum Tagebau. Kurz vorm Aussichtspunkt in den Tagebau, am Ende des Speedway, roch es nach Rennen. Schwalbe Fähnchen, Rose Zelte… es wurde für das CoronaChrono Zeitfahren aufgebaut, ich fuhr bestimmt eine Top 10 Zeit aber wahr wohl zu früh. Noch keine Zeitnahme 😉

Vom Aussichtspunkt ging es weiter zum Forum Terra Nova. Hier hat man einen weiten Blick über den Tagebau. Schon ein riesiges Loch und alles nur für die Kohle. Es ging noch ein Stück am Tagebau entlang und dann weiter südlich Richtung Nörvenich.

Wind, Gegenwind, Windschatten…

Es rollte gut, knapp 60 Kilometer in der Kette, doch irgendwie kam der Wind von hinten, ich guckte auf den Wahoo… scheinbar war das Piepsen bei Abweichungen von der Route aus. 1 Kilometer in die falsche Richtung was soll es, jetzt wo der Wind wieder ins Gesicht bläst passt die Route auch wieder. 145 Kilometer to go ?

Im Windschatten hinter dem Traktor mit Heu Anhänger

Nach knapp 80 Kilometern überholte mich in Vettweiß ein Traktor mit einem Anhänger voll Heu… was eine Gelegenheit. Kurz reinhauen und dann etwas im Windschatten ausruhen. Nur Schade das sich unsere Wege schon nach 2 Kilometern trennten.

Willkommen in der Eifel

Kaum war der Kollege weg wurden die Straßen enger und es wurde richtig hügelig. 85 Kilometern auf der Uhr, bis hier her war ich erst 370 von „geplanten“ 1950 Hm geklettert. Aber so sollte es nicht bleiben, es ging immer wieder knackig hoch und wieder runter. Die Eifel 😉 Für die nächsten 370 Hm brauchte es dann nur noch 20 Kilometer. Zusammen gefasst kann man sagen nach halber Strecke die halbe Menge an Höhenmeter geschafft… aber der Teufel steckte im Detail.

Nach einer flotten Fahrt ins Tal machte ich nach ca. 110 Kilometern in Gmünd eine kurze Pause. 10 Uhr, 4,5 Stunden unterwegs, Zeit für neues Wasser und etwas Gebäck für die nächsten Anstiege, wer weiß wann die nächste Gelegenheit zum Auffüllen kommt.

Ich dachte mir, wenn das so weiter geht war ich zu Beginn im Flachland wohl zu spritzig unterwegs. Aber was nützt das Jammern, weiter geht es, rauf und runter immer wieder. Was soll man auch erwarten wenn die Orte so Namen tragen wie „Sch-Leiden“?

Letzte Pause

In Berk rollte es sich gerade bequem bergab, ein Bäcker…ein Bäcker? Im Kopf dauerte es was, doch dann bremsen, umdrehen und rein in die urige Backstube. Es gab nicht mehr viel. Zucker Zucker… Ach ja zwei Donats, noch neues Wasser und kurzen Status an die restliche Familie. Noch 75 Kilometer.

Windschatten geliehen

Mitten im Wald, auf einer für die Eifel relativ ruhigen Landstraße, auf der nur ab und an ein paar PS Proleten ihre Golf GTIs und Opel Corsas durchnudelten (okay es waren drei Porsche und ein Lamborghini), hörte ich dann einen Freilauf, meiner war es nicht. Ich nahm direkt raus. Auf einen Lutscher hatte ich mal überhaupt kein Bock. Aber der vermeintliche Lutscher kam neben mich grüßte freundlich und gab mir Windschatten. Leider nur 3-4 Kilometer, da bog er rechts ab und ich musste alleine weiter. Aber nette Abwechslung.

Trasse gefunden

Nach knapp 170 Kilometern ging es in Pronsfeld, trotz des Versuchs mich durch wirre Baustellenabsperrungen davon abzuhalten, auf den Enztal Radweg, dort kreuzt auch der Eifel-Ardennen-Radweg und der Prümtal-Radweg. Der Enztal-Radweg ist eine ehemalige Trasse der Westeifelbahn, die seit 1996 zum Radfahren lockt. Aber all die Trassenfreude begann erstmal mit einem moderaten Anstieg von 1,5%. Meter für Meter. Nach 10 Kilometern drehte sich das Spiel in Atzfeld und es ging moderat bergab. In Üttfeld Bahnhof führte die Trasse direkt auf eine Schaukel zu und was liegt da näher als kurz umzusatteln und eine Schaukelpause einzulegen. Die Trasse führte 12 Kilometer moderat mit 1,5% bergab, perfekt um noch mal richtig zu #ballern. Der Wahoo zeigt zwischenzeitlich 50+ an und Spaaaaß drückte die vorherigen Anstiege und den nervigen Gegenwind aus dem Sinn.

Der letzte Hügel

In Neuerburg ging es leider runter von der Trasse noch 30 Kilometer. Der Radweg führte seltsam parallel zur Straße und auch immer mal wieder auf die enge Landstraße. Tendenz bergab aber irgendwo sollte am Ende noch ein Hügel warten. Und zack da war er… zäh zog es sich 5 Kilometer die Straße hoch. Von Mettendorf bis Hommerdingen. Wahrscheinlich Kategorie lächerlich, aber ich spielte – nach dem Tag in den Beinen – mit dem Gedanken aufs kleine Blatt zu wechseln 😉
Doch wo es hoch geht, geht es auch wieder runter, die letzten Kilometer hieß es ausrollen.

Nach 211 Kilometern, 7,5 Stunden auf dem Rad war es geschafft, das Ziel „Landgasthaus Hoffmann“ war erreicht!

Nackte Zahlen

Zahlen Eifel, Sommerurlaub 2020