Yeaaah Regen zum Start, man soll mit dem anfangen mit dem man aufgehört hat!
Die ersten Kilometer bis zum Supermarkt nieselte es nur, aber nach gestern nicht das was man braucht. Am Supermarkt füllten wir unsere Taschen mit Essen auf. Sicher ist sicher!
Nach dem Stopp wurde der Regen mehr, auch nahm der Wind zu, leider kam er dieses Mal nicht von hinten. Fieser kalter Wind von vorne oder von der Seite und Regen. Yeaah!
Al machte den Vorschlag dass wir uns alle im Wind abwechseln, jeder 5 Minuten und dann wird gewechselt. Es „kreiselte“ sich echt gut. Die 5 Minuten im Wind waren gerade in den Abfahrten eisig. Aber gut 5 Minuten fürs Team in den Wind und 15 Minuten vom Team windgeschützt ist schon sehr fair!
In Ivalo stoppten wir zur Mittagspause, 120 Kilometer noch zu fahren, aber man stoppt besser dort wo es auch etwas zu essen gibt. Es gab heiße Schokolade und was warmes zu essen.
Ich zog mir meine Northwave Polartec Jacke an und die nicht so „Aero“ Regenhose, damit sollte ich durch den Rest des Tages kommen. Al kam nicht mehr durch den Tag und entschied sich, nach der gestrigen Fahrt durch die Hölle und dem grauenhaften Vormittag, für heute zu stoppen.
Ich hoffe er erholt sich und vielleicht treffen wir uns noch vor dem Nordkap. War ein Spaß mit ihm durch die Gegend zu fahren. Aber keine Sorgen ich bin nicht alleine, Krishna und Sasi begleiteten mich weiterhin.
Mit Al ließen wir scheinbar auch den Regen hinter uns. Es wurde immer weniger. Fast drei Stunden kein Tropfen, selbst die Straße trocknete und die Sonne war hinter den Wolken zu erahnen.
Die Straße jedoch war weniger motivierend, lange gerade Straße mit ein paar Wellen drin. Allerdings zu steil um „Mal eben“ drüber zu rollen. Aber haben wir eine Wahl? Nein!
Gegen 19:30 erreichten wir quitschend das Hotel in Karasjok. Irgendwas am Fahrrad braucht etwas Pflege nach dem vielen Regen. Es gab Abendessen am Feuer, dann eine Dusche!
Zahlen des Tages 189 Kilometer 1294 Höhenmeter 8:20 Fahrzeit 10:29 Gesamtzeit 22,7 Km/h
Es ging direkt mit Begleitung los, Al und ich teilten das Zimmer, Krishna und Sashi, die indischen Fahrer, trafen wir direkt vor der Wohnung.
So schön das Apartment in Oulu auch war, es gab keine Frühstück. Also erstmal einkaufen!
Die Radinfrastruktur in Oulu ist großartig, wir würden über ein schönen Radweg aus der Stadt geführt.
Leider war das Wetter weniger schön, es fing früh an zu regnen. Aber haben wir eine Wahl? Nein!
Durch den Regen, über die einsamen Straßen Finnlands. Wobei die Hauptstraßen Recht voll waren und man große Teile der Tour aus Sicherheitsgründen nur hintereinander fahren konnte.
Unser erster und beinah letzter Stopp, war nach 40 Kilometer. Der erste heiße Kaffee des Tages.
Nach dem Stopp fing es wieder an zu regnen. Jacke zu und durch! Zwischenzeitlich hatten wir eine Gruppengröße 7 Fahrern, es rollte gut. Auf den großen Hauptstraßen war es schwer dem „Spray“ des Vordermans auszuweichen. Direkt hinter dem Vordermann war es kaum auszuhalten.
Ich ging in die Führung, James folgte mir und ich hatte das Gefühl es rollt super gut. Allerdings verloren wir den Rest der Gruppe. Scheinbar war ich zu schnell unterwegs. Ich sah nur James hinter mir und dachte, okay die anderen sind hinter mir. Dem war leider nicht so, es gab etwas Diskussionsbedarf weil die anderen sich abgehängt fühlten aber es konnte alles geklärt werden. Sicherlich war da auch etwas der Hunger und der Regen Schuld. Die letzten Tage funktionierte die Gruppe ja auch super.
150 Kilometer nach dem ersten Stopp hielten wir an einem kleinen Park. Fragten dort nach Kaffee und hatten Glück. Der Mann vor Ort machte uns Kaffee und bat uns rein. Es stellte sich heraus, es war die private Unterkunft des Mannes, kein öffentlicher Park.
Wir waren begeistert von der Gastfreundlichkeit. Kaffee, Kuchen, Saft, Joghurt alles wurde aufgetischt. Es ahnte noch keiner, das der Mann 10€ pro Nase für seine Gastfreundlichkeit habe wollte. Komische Wende, aber egal wir hatten Kaffee und fühlten uns gut für die letzten 40 Kilometer.
Am Polarkreis angekommen, war der Checkpoint bereits geschlossen. Unklar warum man einen Ort wählt der nur von 10-16 Uhr geöffnet hat, wenn direkt nebenan ein Hotel mit einer 24h Rezeption ist.
Check-in, lecker Abendessen und dann ab ins Santa Clause Cottage. Sehr sehr touristisch hier, ähnelt ein wenig einem Center Parcs.
Zahlen des Tages 234 Kilometer 774 Höhenmeter 9:14 Fahrzeit 11:49 Gesamtzeit 25,3 Km/h
Nach einem super Frühstück ging es wieder gemeinsam los, James ist von seiner Unterkunft, ca. 10km vor unserer, zu uns geradelt und zu fünft ging es los.
Die Straßen waren noch nass und es fing recht bald wieder an zu regnen. Aber wir haben keine Wahl! 270 Kilometer wollen gefahren werden also weiter immer weiter! Der Regen ließ nach, der Regen wurde wieder stärker. Wenigstens war es nicht kalt.
Die erste Pause nach 50km war herrlich, Kaffee für alle! Ach ja Kuchen natürlich auch.
Die Landschaft in Finnland ist wahnsinnig grün aber nicht besonders abwechslungsreich. Es wirkt als wäre man gerade eben schon Mal hier gewesen.
Es wurden weniger Verpflegungstationen, so hielten wir erst nach 100 Kilometer um zum ersten Mal richtig essen aufzufüllen. Wir füllten die Vorräte auf und unsere Bäuche.
Immerhin stellte sich der Regen ab und die Sonne kam mehr und mehr heraus. Mit dem Rückenwind wurde es beinah heiß. Beinlinge, Armlinge… Alles aus…
In der Gruppe gab es viel Abwechslung, sein es die Führung der Gruppe oder die Möglichkeit sich zu unterhalten. Oder man geht in den Wind und führt „alleine“ und in Ruhe. Brauchte ich ab und an auch Mal.
Zwischenzeitlich war der Verkehr grausam. Viele LKWs unterwegs, deutlich mehr Verkehr als in Schweden. Vermutlich einfach die einzige Straßen in Richtung Norden.
Die letzten 50 Kilometer zogen sich.. irgendwie ist das Ende immer zäh. Scheinbar besonders wenn du schon 220 Kilometer auf der Uhr hast. Das Grupetto wird leiser, jeder arbeitet für sich gegen die Kilometer. Ich deckte irgendwann die Anzeige der verbleiben Kilometer ab und versuchte einfach gleichmäßig zu pedalieren.
30 Kilometer vor Oulu war ein privat organisierter Kaffee & Kuchen Stopp. Großartig wir waren alle längst bereit für ein Kaffee. Und genossen diese Gastfreundschaft. Kaffee, Kuchen, neues Wasser. Noch ein par Fotos, kurz etwas Quatschen und motiviert ging es weiter!
Irgendwann wurde es urbaner. Ein guter Radweg führte uns nach Oulu. Um 21 Uhr erreichten wir Oulu. Direkt am Apartment war ein Italiener, wir gönnten uns Bier und Pasta zum Feierabend!
Zahlen des Tages 262 Kilometer 615 Höhenmeter 10:29 Fahrzeit 12:55 Gesamtzeit 25,9 Km/h
Wie schon 2020 ging es auch dieses Jahr auf Midsommar Tour. Letztes Jahr rollten Malte und ich noch den Größtenteil alleine, dieses Jahr hatten wir Stefan und Janosch als Unterstützung dazu gewinnen können. Die Route der „Midsommar 500“ Tour führte von Düsseldorf über Venlo, südlich vorbei an Breda bis nach Helwijk in den Westen der Niederlande. Von Helwijk ging es über Nijmegen und Arnhem zurück nach Düsseldorf. So weit der Plan.
Heute? Morgen?
Samstag um 5 Uhr sollte es losgehen, wäre da nicht der Regen im Anmarsch gewesen. Im Verlauf des freitagmittags kam aufgrund der Wettervorhersage der Vorschlag auf, unsere Midsommar Tour früher zu starten. Am Samstag um 4 oder gleich um 22 Uhr am Freitag? Schlussendlich entschieden wir uns für 0 Uhr. Das sollte reichen um nicht in den Regen zu kommen und Janosch behielt so etwas mehr Zeit zwischen Feierabend und Abfahrt.
Das letzte Abendmahl
Mein Gepäck
Alles in der neuen Rahmentasche
Fertig zur Abfahrt!
Zehn nach Mitternacht ging es los, über die Fleher Brücke nach Uedesheim. Uedesheim? Ja genau wir haben quasi als erste Amtshandlung die Route leicht verändert. Anstatt durch Grimmlinghausen ging es über Uedesheim raus, die Straßen waren eh frei, da ging es dann auch entspannt über die Landstraße.
Nachtexpress
Frisch und voller Energie drückten wir die ersten Kilometer in die Kette. „Kürzer“ rief man von hinten um dann langsamer zu werden und dem Nächsten ein „Kürzer“ nach vorne zu zurufen. Der Wille war da. Die ersten 30 Kilometer in einer Stunde, es lief. Doch Malte mahnte von hinten um etwas mehr Disziplin. Zu Recht, es warteten schließlich noch 470 Kilometer.
Wir pendelten uns schließlich auf 26-28 Km/h ein und erreichten nach 60 Kilometer gegen 2:15 Uhr die niederländische Grenze. Yeaaah nur noch 440 Kilometer.
Es wurde geplaudert und gewitzelt, die Führung wechselte regelmäßig. Nach einer Passage durch den Wald, ging plötzlich die Sonne schon wieder auf.
Quicky aufm Radweg
Es wurde heller, man sieht sich wieder und so ist Janosch auch die Dichtmilch an Stefans Tasche aufgefallen. Nur fuhr Stefan nicht mit tubeless. Die Dichtmilch entpuppte sich als undichte Fresubinflasche. Zeit für einen kurzen Stop. 4:30 Uhr irgendwo auf einem Radweg in den Niederlanden (Hooge Mierde), Stefan fing an die gesamt Tasche auszupacken um die Sauerei zu beseitigen. 120 Kilometer in den Beinen, Perfekt, dachte ich mir, dann Schlaf ich eine Runde. Also Rad zur Seite gelegt, mich daneben. 5 Minuten Power Nap. Malte und Janosch legten sich dazu. Gute Nacht!
Natürlich war Stefan ruck zuck fertig und es ging weiter. Quasi ausgeschlafen und mit dem Sonnenaufgang im Rücken gen Belgien.
Einmal um den Pudding rum
Plötzlich waren wir in Belgien, ohne dass wir es wussten. Zufällig führte die Route an einem Pudding Fachgeschäft vorbei. 6:47 Uhr, bei „aernouts“ räumte die Dame gerade die Auslage ein, wir räumten diese dann wieder aus.
Was ein Fest nach 164 Kilometern. Teilweise bereute man diese Eskalation mit Pudding schon bevor der Pudding gegessen war, aber gut – wird schon klappen. Pedal the Pudding! Energie ist Energie.
Kaffee gab es leider keinen und auch eine Tankstelle mit Verkauf suchten wir lange vergeblich. So fuhren wir immer weiter und weiter.
Aspirin, Doping fürs Knie
Nach 184 Kilometern machte Janoschs Knie leichte Probleme. Malte packte seine Reiseapotheke aus und half mit etwas Schmerzmittel aus. In guter Tradition der Midsommar500 Touren gab ich meine Beinlinge zur Unterstützung (bzw. es war dieses Jahr nur ein Beinling).
Knapp 50 zähe Kilometer später, in Numansdorp gab es wenigstens Gelegenheit die Getränke aufzufüllen und eine Drogerie für Janosch. Leider hatten die Restaurants noch zu, daher ging es ohne Mittagspause aber mit bandagiertem Knie und frischem Wasser weiter. Neuer Versuch im circa 20 Kilometer entfernten Dordrecht. Bis Düsseldorf waren es auch „nur“ noch 265 Kilometer.
Mittagspause
Die grob 20 Kilometer bis Dordrecht, wurden 35 Kilometer bis kurz hinter Dordrecht. Mein persönlicher Tiefpunkt. Das erfolglose Suchen nach Mittagessen und die Müdigkeit machten mir zu schaffen. Visier hoch, Wind ins Gesicht und sturres Pedalieren. In Sliedrecht fanden wir, nach insgesamt 269 Kilometer und 10 Stunden Fahrzeit, in einer kleinen Fußgängerzone die erste Chance für eine Mittagspause. Endlich Kaffee! In einem kleinen Panini Laden „BEL PANiNi“ bestellten wir uns durch die Speisekarte. Panini für alle! Schließlich war die Hälfte der Midsommar Tour geschafft. Die Angestellten hatten viel Arbeit und wir Zeit um Mal kurz die Augen zu schließen.
Die Pause war nötig, zwei Stunden gönnten wir uns, insgesamt waren wir nun gut 14 Stunden unterwegs. Noch mal ab in den Supermarkt, frische Bananen und Wasser für die kommenden Kilometer einkaufen und dann weiter, nur noch 230 Kilometer. Gut gelaunt und reichlich erholt ging es auf feinsten Radwegen weiter.
Träumchen, ohne Stress und Amplen über die Hauptverkehrsstraßen
Einer für alle, alle für einen!
Janosch biss zwar ordentlich auf die Zähne, aber spätestens nach 280 Kilometer, knapp 100 davon mit dem Knieproblem, war allen klar, die Tour fährt er nicht zu Ende. Kurz vor Gorinchem guckten wir, wo wir ihn auf die Bahn setzten könnten. Wir passten unsere Route an und eskortierten Janosch in Richtung „s’Hertogenbosch“.
Neue Route in grün, Flexibilität ist das A und O, der Weg ist das Ziel… egal welcher!
Mit Windschatten und etwas Schieben versuchten wir es Janosch möglichst angenehm zu machen. Einer für alle, alle für einen.
In Zaltbommel erkannte Malte die Möglichkeit, Janosch noch 15 Kilometer zu ersparen und etwas früher auf die Bahn zu kommen. Janoschs Midsommer Tour war somit nach 313 Kilometern beendet. Stramme Leistung. Respekt! Ich hätte mit dem Knie keine 150 Kilometer mehr getreten. Die kurze Abschiedspause nutzte Malte noch um sein Fuß mit Panzertape zu bandagieren… Blasen drohten mit einem weiteren Ausfall!
Flotter Dreier
Nur noch zu dritt, verfranzten wir uns dann auch direkt und drehten eine Ehrenrunde durch Zaltbommel. Wieder orientiert wurde ordentlich in die Pedale getreten. Mit der Fähre ging es über die Maas und dann weiter bis nach Oss. 342 Kilometer geschafft. Der Wahoo sagt, 13:08 Stunden Fahrzeit. Kurzer Wasserstop und wieder mit Vollgas weiter.
Malte als Wasserträger
Die Beine fühlten sich gut an, die etwas entspannteren letzten Kilometer mit Janosch zahlten sich aus. Das Ziel Düsseldorf in unter 24 Stunden wieder zu erreichen, schien zum Greifen nah. Doch nach 348 Kilometern fing es in Koolweijk an zu tröpfeln…. Regen! Gott sei Dank nur wenige Tropfen… aber der Blick in den Himmel versprach nachschlag.
In Overloon gönnten wir uns eine letzte Pause, einmal Toilette, kalte Cola und Stefan gönnte sich frische Klamotten. Ein kurzer Videocall mit der Family gab noch mal eine extra Portion Motivation für die letzten 100 Kilometer. Nur die Frage ob es in Düsseldorf schon regnet verhallte im Off. Ein Zeichen?
Tut gut auch mal die Schuhe auszuziehen
Wasserschlacht
Nach der Pause ging es wieder zügig weiter, doch wir waren nicht lange zu dritt, ein alter Bekannter kam zurück. Der Regen! Das Wetter vor dem wir quasi schon zum Start der Tour geflüchtet sind hatte uns 70 Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Ich dachte „Midsommar“ hatte was mit Sommer, Sonne, Sahnetorte zu tun… aber vielleicht ist es dieser „Klimawandel“ an den keiner glaubt.
Innerhalb von 10 Minuten stand das Wasser in den Schuhen. Windschatten fahren ohne Schutzbleche brachte einem näher wie eine Naturteichfilteranlage funktioniert. Noch 2 bis 3 Stunden durch die Nacht standen auf dem Zettel, bei dem Regen der Tod. Wir entschieden uns in Venlo den Zug zu nehmen. Abfahrt 22.15, keine Ahnung wie viel Uhr es war, aber ein „das schaffen wir locker“ gab mir keinen Grund, das in Erfahrung zu bringen.
In Venlo, kurz vorm Bahnhof sammelte Malte noch eine Scherbe auf, Platten! Unter einer Unterführung konnten wir, wenigstens im Trockenen, den Schaden beseitigen. Die Uhr sagte in 10 Minuten kommt der Zug, der letzte Zug! Zügig aber möglichst Zielgerichtet beseitigte Malte den Platten, Stefan und ich halfen so gut wir konnten und dann ging es zackig weiter… weil es gerade so gut rollte, rollten wir noch mal eben falsch. Schließlich erreichten wir aber den Bahnsteig zeitgleich mit dem Zug.
Endzug
Im Zug kämpfte Stefan mit der Bahn App, erst der nette Zugbegleiter konnte uns mit dem Trick als Start nicht etwa Venlo – nein, nein da steigt man ja nur ein – sondern Kaldenkirchen anzugeben. Zack klappte es auch. In Mönchengladbach mussten wir umsteigen, um nicht zu erfrieren zog ich mir im Bahnhof alles an was ich hatte, kurzes Trikot, langes Trikot, Windweste, Regenjacke. Nach 15 Minuten Warten im kalten Bahnhof ging es wieder in einen warmen Zug.
Um 22:15 erreichten wir Düsseldorf, Malte und ich stiegen aus, Stefan musste noch bis Mettmann. Kaum hatte ich mich von Malte an der Völklinger Straße verabschiedet, fielen die ersten dicke Tropfen vom Himmel. Der Regen aus Venlo hatte mich wieder eingeholt. Ich schaffte es vor dem großen Regen noch nach Hause, ab unter die Dusche und dann lud die beste Frau der Welt zur Pasta Party!
Nackte Zahlen
Am Ende unser Midsommar Tour waren 429,52 Kilometer und 408 Höhenmeter in den Beinen. 16 Stunden und 17 Minuten mit einer Durchschnittsleistung von 116 Watt. Alle Pausen inklusive roter Amplen, Zebrastreifen, offener Brücken summierten sich auf 6 Stunden und 11 Minuten. In Summe waren wir 22 Stunden und 28 Minuten unterwegs. Mehr Zahlen findet ihr auf Strava.
Am Wochenende vom 26. bis 28. August war es soweit, es ging das erste Mal zum Nürburg Ring. Mit unserem Team „Altbierexpress“ ging es als 4er Team ins 24 Stunden Rennrad Rennen „Rad am Ring“.
Anreise
Nachdem Klamotten, Zelt und Zubehör im Auto verstaut waren, das Rad hinten drauf, Ricardo eingesammelt und ging es los in Richtung Eifel. Schon auf dem Weg zum Nürburgring prasselte feinster Hagel auf das Auto und Ricardo lies den Blick nicht mehr vom Regenradar… wird es nass, bleibt es trocken? Gewitter?
Parzelle L115
Vor Ort war es trocken, Marcel war aus dem Süden angereist, war etwas schneller und wartete schon an unserer Parzelle „L115“. Die Parzelle war doch deutlich tiefer als die angekündigten 12 Meter, so dass alle Autos direkt an der Parzelle parken konnten. Die Lage war ebenfalls super, unsere Parzelle befand sich auf der Geraden hinter dem Schumacher S am linken Streckenrand, nicht zu überfüllt, da nur einseitig Parzellen, weit genug weg um in Ruhe ein Auge zu zumachen und nah genug um alle nötigen Infrastrukturen (WC, Duschen, Food Corner, Ausstellungsbereich) einfach zu erreichen, wenn auch der langen Treppenaufgang mit der Zeit immer anstrengender wurde 😉
Nach anfänglichen Schwierigkeiten das nigelnagelneue Zelt aufzubauen gelang es dann doch und wenn man es richtig macht ist es gar nicht so kompliziert. Strom legen, Klamotten und Co rein, noch ein 3 x 3 Meter Pavillion an die Strecke und fertig war unser Quartier.
Der letzte Abend
Auf der Boxenrückseite gab es eine kleine Ausstellungsfläche, auf der man etwas flanieren konnte, auch gab es dort die Startnummern und die Möglichkeit sich was zu Essen zu kaufen. Genau in der Reihenfolge machten wir es, erst Startnummer, dann eine Kleinigkeit zu Essen.
Mit Pasta und Eis im Bauch ging es zurück zu unserer Parzelle, Startnummern an die Räder und ab auf die Grand Prix Strecke… Formel 1 Feeling, nur auf dem Rennrad. Großartiges Gefühl wenn man über die Zielgerade fährt und denkt, Mensch hier ist der Schumi doch auch drüber… nach 3 Runden war Schluss, Teile der Strecke wurden für das Zeitfahren gesperrt, so dass man keine normale Runde mehr fahren konnte.
Fast komplett
Formel 1 feeling
Formel 1 feeling
Formel 1 feeling
Altbier für den Altbierexpress
Altbier für den Altbierexpress
Gute Nacht
An der Parzelle gönnten wir uns jeder ein Altbier und als Henning eintraf quatschten wir über Taktik und Ziele für das 24 Stunden Rennen. Ricardo sagte was von mindestens 24 Runden und Henning rief als Spaß „28 Runden locker„.
Renntag
Gegen 8 Uhr fing der Samstag an, die Nacht war mäßig, da die Luftmatratze über die Zeit Luft verlor, lag ich mehr und mehr auf dem Rasen. Mit Müsli, Haferpampe und Kaffee eröffneten wir den Tag. Gefrühstückt wurde direkt an der Rennstrecke, irgendwie lustig. Nach dem Frühstück ging es noch mal auf die Strecke letzter Material Check. Um 10 Uhr stand die Fahrerbesprechung auf dem Programm, neben Details zum Start, der Strecke und zum Ablauf wurde auch auf die Gefahrenstellen hingewiesen.
Ein neuer Tag
Frühstück an der Strecke
Fahrerbesprechung
Unser Rennplan stand, jeder Fährt etwa 50 Minuten, in folgender Reihenfolge: Ricardo, ich, Henning und Marcel. Gewechselt wird jede Runde, außer in der Nacht, da fährt jeder zwei Runden, so dass man in der Nacht nur einmal raus muss.
Start
Um 11:45 lieferte Marcel Ricardo am Start ab. Etwa eine Stunde später wurde das Rennen gestartet und wir restlichen Drei feuerten gemeinsam mit den Nachbarn die ersten Fahrer der verschiedenen Rennen an. Der Cycling Club Düsseldorf und Porno al Forno aus Düsseldorf waren ebenfalls am Start, mit Porno und Düsseldorf Rufen feuerten wir die Jungs noch mal besonders an.
Meine erste Runde
Mit dem Start des Rennen rannte auch die Zeit, ich sprang in meine Radklamotten und verfolgte Ricardo virtuell via Whats App Standort-Teilen-Funktion. Nach 43 Minuten war Ricardo schon zurück, wir verzichteten auf fliegende Starts und tauschten zügig, aber ohne großen Stress die Transponder-Trinkflasche aus.
Nach 2,2 Kilometern führte die Strecke von der Grand Prix Strecke auf die Nordschleife. Es ging nach einem kurzem Hügel, ordentlich runter und schon stand der erste Rettungswagen in der Kurve, scheinbar ein schwerer Sturz. Mit den Bildern und meinem Sturz vor einem Monat im Kopf ging es etwas moderater durch die erste Runde. Hinter dem Anstieg zur Hohen Acht fing es dann auch noch an zu regnen. Und die Worte aus der Fahrerbesprechung „wenn es Regnet wird es rutschig„, sprangen in den Kopf. Allerdings waren die „bösen“ Kurven schon gefahren. Nach 48:04 Minuten war ich an unserer Parzelle und Henning übernahm. Was war das geil!
Zwischen den Runden
Die Zeit zwischen den Einsätzen verflog, kurz Quatschen wie es war, gucken was die Nachbarn so machen, ein Blick auf den Live-Stream zur Tour de France, trockene Sachen anziehen, mal auf Klo, was essen und dann war man auch irgendwie schon wieder dran.
Henning und Marcel brannten in ihren ersten Runden eine 45:21 und 46:41 Zeit in den Asphalt. Und schon war Ricardo wieder dran. Wohingegen er Glück hatte und trocken blieb, war meine 2. Runde komplett verregnet, schon nach wenigen Metern waren die Füße nass, immerhin kannte ich die Strecke und am Anstieg zur Hohen Acht konnte ich 21 Sekunden auf meine 1. Runde gut machen. Trotzdem wurde es am Ende „nur“ eine 48:48 Zeit.
Nacht und Nebel
Mittlerweile war der Rhythmus drin und wir fuhren Runde um Runde. Marcel fuhr als erster durch die Nacht. Runde 12 und 13. Wie geplant fuhr in der Nacht jeder 2 Runden. Der Regen machte eine Pause, dafür kam der Kollege Nebel vorbei und der Nürburgring verschwand in einer grauen Suppe. Henning und ich versuchten etwas zu schlafen, aber wir waren wohl die einzigen, rechts und links wurde noch gequatscht. Man reagierte auf jedes Wort und erst als wir jeweils in unsere Autos umgezogen waren, konnten wir ein Auge zu machen. Nach eine Stunde klingelte mein Wecker, ich versuchte mich aus dem Auto zu befreien, dank Kindersicherung gar nicht sooo leicht. Ricardo war schneller als gedacht und so blieben mir nicht ganz 10 Minuten um wach zu werden, in die Radklamotten zu springen, Licht zu montieren und ja da war Ricardo schon da. Mit ein paar Minuten Verzögerung ging es dann auch für mich zwei Runden in die Nacht.
Der Nebel und die Dunkelheit der Nacht sorgten zum Teil für Sichtweiten von gerade mal 15 Meter. Gut war es wenn man ein paar Fahrer vor sich hatte und die roten Rücklichter einem zeigten ob es nach links oder nach rechts weiter geht. Insgesamt wurde die Nacht etwas ruhiger gefahren, vielleicht lag es am Wetter, vielleicht war das Feld im Großen und Ganzen einfach vernünftig.
In der Nacht wurden die Gefahrenstellen „Fuchsröhre“, „Kallenhard“ und „Wehrseifen“ ausgeleuchtet. Am Anstieg zur Hohen Acht wurde man ebenfalls mit Licht und lauter Musik begrüßt, genau das richtige zur Motivation für die nächsten 4 Kilometer bergauf, mit Spitzen bis zu 17%. Den Verpflegungsstand am Ende des Anstiegs sparten wir uns. Nach knapp 20 Kilometer erstrahlte die Döttinger Höhe durch die Audi Sport Leuchtreklame in rotem Licht. Noch zwei leichte Hügel und man kommt auf die Zielgerade. Auf der Grand Prix Strecke wurde es chaotischer, die Teams wechselten an den Parzellen und so drehte auch mal einer Fahrer ohne Vorankündigung vor einem oder kam einem in der Kurve entgegen. Ich informierte die Jungs durch ein lautes „ficken“ über mein passieren der Parzelle und machte mich auf in die 2. Runde. Mein Nebenmann fragte sichtlich irritiert ob ich ihn meinte… ich erklärte es ihm. Nach 1:52 waren die beiden Runden geschafft.
Henning übernahm. Ricardo und ich machten uns an die Strecke um ihn für seine 2. Runde am Streckenrand anzufeuern. Anstatt weiterzufahren, hielt Henning an, sein Licht war leer. Glücklicherweise hatte er zwei Räder mit, so wechselt er auf sein anderes Rad, Ricardo steckte ihm noch die Transponderflasche ans Rad, ich schob ihn noch etwas an und so startete er mit etwas Verzögerung in die 2. Runde.
Der Morgen danach
4:30 Uhr, trotz der Probleme schaffte Henning die beiden Runden in 1:49. Die Nacht war geschafft und Marcel startete wieder im „ein Runden“ Modus auf die immer noch nebelverhangene Strecke. Nach 53:10 übernahm Ricardo. Ricardo begrüßte mich nach flotten 48:13 mit den Worten „Gino, ich hab dir den Regen mitgebracht„. Er hatte recht, der Nebel war weg, der Regen war wieder da und sollte den restlichen Tag bleiben.
Regen, Regen, Regen…
In den Abfahrten prasselte der Regel wie Hagel auf einen ein, die Regentropfen auf der Brille sorgten für nahezu keine Sicht. Und nach dem Anstieg zur hohen Acht war die Brille beschlagen… aber es machte doch irgendwie Spaß. Kleine Kinder spielen ja auch gerne im Matsch und Männer werden ja bekanntlich nie erwachsen. Am Anstieg zur Hohen Acht hieß es bloß nicht auf den Wahoo gucken wie lang man noch hoch muss und auch nicht nach vorne gucken… der Anstieg schien in den letzten Runden länger zu werden. Ich wählte den kleinsten Gang, vorne 34, hinten 28 Zähne, biss auf die meinen und fuhr ganz gleichmäßig mit starrem Blick auf mein Vorderrad zum 6. Mal die 246 Höhenmeter hinauf. Ein Niederländer fuhr das gleiche Tempo und so fuhren wir gemeinsam bis ins Ziel.
Nach mir stieg Henning wieder aufs Rad, unsere 23. Runde und noch knapp 4:50 Stunden zu fahren. Die 24 Runden waren uns sicher und das zum Spaß ausgerufene Ziel von 28 Runden wurde ernst. Ist ja keiner zum Spaß hier 😉
57 Minuten und 29 Sekunden später und Henning war zurück und Marcel startete zum 6. und letzten Mal. Nach 52:10 war er zurück und fertig. Raus aus den nassen Klamotten und ab unter die warme Dusche. Auf meiner letzte Runde hatte ich das Gefühl das Feld ist müde, kaum einer überholte mich. Die Hohe Acht flucht der ein oder andere sich hoch und als ich auf der Zielgerade los sprinte bleibe ich alleine, 55:29. Geschafft nach 6:11 Stunden war ich 7 Runden und 182 Kilometer gefahren. Jetzt wartete die Dusche, die schöne warme Dusche und eine heiße Kartoffelsuppe. Das tat gut!
Letzte Runde
11:44 Uhr, 27 Runden gefahren, Platz 23 von 635. Laut Live-Tabelle waren wir nur ein paar Minuten von einer Top 20 Platzierung entfernt. Zusammen mit den Nachbarn konnten wir unseren direkten Konkurrent ausfindig machen und ordentlich angestachelt schickten wir kurze Zeit später Ricardo auf seine letzte Runde. Wir wussten der Junge ist heiß, sehr heiß! Es regnete unaufhörlich, mittlerweile sammelte sich das Wasser in der Fuchsröhre aber Ricardo gab alles, lies die Konkurrenz am Anstieg zur Hohen Acht stehen und brannte eine 44:29 in den Asphalt. Nach 23 Stunden 51 Minuten und 46 Sekunden fuhr er unser Team „Altbierexpress“ ins Ziel. In der 28. Runde machte er noch mal 3 Plätze gut und fuhr auf den 19. Platz bzw. 9. Platz der Altersklasse! Wahnsinn!
Abbauen
Nach dem Rennen hieß es abbauen, der Regen legte noch was zu, es wurde matschig, man hörte Leute nach einem Abschleppseil rufen. Wir packten alles ein, machten uns auf dem Weg zurück, Marcel hatte noch 5 Stunden Fahrt vor sich, Henning, Ricardo und ich nur etwa 1,5 Stunden. Ich hab zu Hause noch das Auto ausgeladen, Zelt, Pavillon, Campingstühle, Klamotten und bin um 17 Uhr völlig müde eingeschlafen. Nur der Wecker um 6:30 am nächsten Tag störte die Idylle.
Fazit
Eine 24h Schlacht gegen das Wetter. 19. Platz was für eine großartige Teamleistung, wo das Team als solches zum ersten Mal zusammen an einen Start gegangen ist und sowohl Marcel als auch ich vor 2 bzw. 4 Wochen noch gestürzt waren. Zu mindestens mir hing der Sturz auch im Hinterkopf und ließ mich das ganze Rennen eine Stufe vorsichtiger bestreiten. Abseits des Rennens glänzte das Rad am Ring Team mit einer super Organisation, kurze Wege, saubere Sanitäranlagen, leckeres Essen. Auch die Stimmung zwischen den Teilnehmern super locker, man feuert sich an, hilft sich an der Parzelle aus und meckert gemeinschaftlich über das Wetter. Sicherlich nicht das letzte Mal, dass sich der Altbierexpress auf der Nordschleife austobt.
Das Rennen in Zahlen
Gefahrene Runden: 28 Fahrzeit: 23:51:46 Kilometer: ca. 728 Km Höhenmeter: ca. 15.680 m Platzierung: 19. Platz (Männer), 9. Platz AK Master 1 Schnellste Runde: 39:50 Langsamste Runde: 58:58 Rundenschnitt: 51:24 Durchschnittsgeschwindigkeit: 30,35 Km/h
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