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24h Rad am Ring – 4 Leoghini’s auf der Nordschleife

Nach der Wetterschlacht von 2019 wurde es Ende Juli wieder Zeit für Rad am Ring. 24h Radrennen im 4er Team, was man halt so am Wochenende macht…

Freitag, Anfahrt!

Freitag kurz nach 15 Uhr ging es los, das Auto war mindestens genau so voll mit Zeugs wie wir mit Vorfreude. Zu Dritt zum Nürburgring, Dank Stau – ist das diese Freiheit ohne Tempolimit von der immer alle reden? – erst gegen 18 Uhr an unserer Parzelle.

Die verlorene Zeit holten wir beim Zeltaufbau wieder rein, das Zelt zuletzt im Einsatz bei Rad am Ring 2019 hatte ich die Tage noch mal grob aufgebaut so wusste ich noch was zu tun war.

Nach dem Aufbau ging es gemeinsam zur Startnummernausgabe, im Beutel viel Papiermüll, WD40, ein paar Dextrotabletten. Nicht mal ein Aufkleber dabei, dabei hat Marcels Auto dringend einen neuen nötig!

Essen gab es früher auch mit einem Voucher für umsonst, zumindest konnte sich keiner daran erinnern ein 10er für ne Portion Nudeln gezahlt zu haben. Wie auch immer, auf den Schock gab es an der Parzelle erstmal ein Bierchen.

Samstag, letzte Vorbereitungen

7 Uhr irgendwas… gut ausgeschlafen… äh ne ist ja Camping… die Nacht war erst laut dann unbequem aber wir sind ja nicht für Wellness hier!

Das frühe Aufstehen hatte den Vorteil man hat Zeit für ein entspanntes Frühstück an der Parzelle, Kaffee, Müsli, Banane, etwas Nudelsalat eigentlich wie Gott in Frankreich!

Sonnenaufgang am Sonntag

Um 9 Uhr saßen wir schon auf den Rädern, einmal Alex die Route durch das Fahrerlager zeigen, ein paar Runden auf Teilen der Grandprix Strecke drehen, gucken wer alles an der Strecke sein Zelt, Camper oder LKW aufgestellt hat und den anderen zeigen das hier ein paar wilde Leoparden unterwegs sind.

Vor dem Start traf man auf die ein oder andere Strava Bekanntschaft oder kam einfach mit den Nachbarn oder Laufkundschaft ins Gespräch, so eine Horde Leoparden fällt bei Rad am Ring auf!

Alex und ich machten noch die Kameras ans Rad, Ricardo ging pinkeln, Bogi wuchtet noch seine Laufräder mit Golfgewichten aus, „marginal gains“ er hatte schließlich das Ziel die 100km/h zu knacken. Zwischendurch noch kurz zum Fahrerbriefing. Langsam kribbelte es in den Beinen…

Samstag, auf geht’s! Abfahrt!

24h Rad am Ring, 4 Leoghini's auf der Nordschleife

Start war um 12:56, vorher düsten schon die Starter für die 25, 75 und 150km Distanzen an unserer Parzelle vorbei und man merkte jetzt wird es ernst, Rennduft liegt in der Luft!

Ricardo startete wieder als erster, dann ich, Alex und Marcel. Genau wie 2019, statt Henning dieses Jahr mit Alex. Als Ricardo unterwegs war wurde es ernst, habe ich alles? Schuhe? Helm? Muss noch was ans Rad? Exakt… es ist keine Bikepacking… was soll man denn mitnehmen auf ein Rennen mit 25km Länge, das Warten macht ein wahnsinnig!

13:40 Uhr… nach einer Runde knapp über 40 Minuten war Ricardo schon am Start… erster Wechsel, mein erster Einsatz… Endlich Rad am Ring ich komme! #BALLERN!

Top motiviert ging es auf die Strecke, Wetter perfekt, vielleicht etwa viel wind aber trocken und sonnig!

Die Strecke

Unsere Parzelle lag auch wie 2019 im „L“ Bereich auf dem nördlichen Teil der GrandPrix Strecke im Advan-Bogen. Von dort ging es erst durchs Fahrerlager und dann falschrum durch die Boxengasse bevor man auf die Nordschleife kommt und es etwas ruhiger wird… nicht das Tempo aber der Trubel an den Parzellen fiel weg.

24h Rad am Ring, Streckenplan GrandPrix Strecke

Die ersten Kilometer ging es eigentlich nur bergab, keine komplizierten Kurven, viel Platz, höchstens mal eine kleine Welle die man idealerweise mit viel Schwung einfach „wegdrücken“ kann. Am „Flugplatz“ (Kilometer 4, siehe Streckenplan weiter unten) musste man das erste Mal aus dem Sattel und dann geht es für manche Fahrer mit über 100 Km/h die „Fuchsröhre“ (Kilometer 6) runter. Vorteil um so schneller man da runter heizte um so einfach ist der Gegenanstieg, ich kann aber bestätigen auch unter 100km/h konnte man den Gegenanstieg locker hoch rollen.

Das Stück von „Kallenhard“ bis „Wehrseifen“ konnte man bei freier Strecke und somit freier Wahl der Linie bzw. freier Ideallinie Vollgas fahren. Es empfiehlt sich da durchaus der Blick auch mal nach hinten um da keinem in die Linie zu fahren. An der „Ex-Mühle“ (Kilometer 9) war dann Ende mit dem Rausch, die Kurve war einer der anspruchsvolleren und spätestens danach war sowieso Schluss mit fliegen, denn dann ging es rauf zur „Hohen Acht“.

Die Hohe Acht ist am Anfang bis zu 10% steil, flacht dann etwas auf 6-8% ab und hat sogar am „Karussell“ eine kleine Senke bevor es in den steilsten Teil mit bis zu 17% geht. Für die 4 Kilometer liegt die Bestzeit bei 9:41 (25,3km/h im Schnitt!), ich konnte in der ersten Runde meinen PR auf 13:22 (18,3km/h) um 38 Sekunden gegenüber 2019 verbessern.

Gerade in den späteren Runden war hier totenstille, das Hecheln der Teilnehmer war das Einzige was man hörte. Es kostet sicherlich auch mental viel Kraft auf dem scheinbaren „Flachstück“ so ans Limit zu müssen aber durch die Straßenbreite merkte man den Anstieg optisch kaum. Hier hatte man aber Zeit mal nach bekannten Gesichtern Ausschau zu halten und so traf ich zum Beispiel auf Stephan Hörsken vom Cycling Club Düsseldorf (CCD). Die Jungs vom Zoo Leipzig hatten ebenfalls ein Leomuster auf dem Trikot, mein „komm Leo“ wurde mit einem verzweifelten Lachen quittiert. Schweizer mit Posträdern aus den 40er Jahren oder Klappräder, es gab einiges zu sehen.

Wie immer gab es oben an der Hohen Acht ein Verpflegungspunkt (am Anfang übrigens auch) und ein DJ der Musik auflag und mit seiner Wattleistung dazu beitrug die Teilenehmer von Rad am Ring über die Kuppe zu pushen.

Von der Hohen Acht ging es dann erstmal wieder runter, über die üblichen Wellen „Eschbach“ (Kilometer 15,5) und vor dem „Pflanzengarten“ (Kilometer 17) konnte man, wenn man vorher gut durch die Kurven kam und die Beine noch da waren, gut drüber drücken. Hoch zum „Galgenkopf“ war man gut beraten eine Gruppe zu halten. Oder sich noch einer anzuschließen. Man hatte die Wahl, hier ein paar Körner investieren oder am Ende auf der „Döttinger-Höhe“ (Kilometer 19) im Wind sterben.

Wobei wenn keine Gruppe kommt, kam nur der Wind. Aber der in Gruppenstärke ?

24h Rad am Ring, Nordschleife

Die „Döttinger-Höhe“ ist sehr gerade und geht erst leicht bergab und dann spürbar bergauf. Es gab da durchaus Maschinen oder Teams die sind da zu zweit oder dritt ohne Wechsel wie eine Eisenbahn hoch, da konnte man sich im Windschatten noch entspannt die Fußnägel schneiden aber es gab auch Runden da war man selbst die Eisenbahn – wenn auch ein langsames Modell – oder ein einsamer Triebwagen auf der Suche nach Anschluss. Danke hier auch an das Team Strassacker, der Anfahrer des 1. Platzierten in der 24h Einzelwertung Daniel Novak hat mich da eine Runde mitgezogen, die Ablöse war dann zu schnell und das ganze Gruppetto zerfiel. Vermutlich passte es nicht zu seinem Pacing-Plan.

Kurz vor der Start/Ziel-Geraden geht es vom „Tiergarten“ noch in einer S-Kurve bergauf, man denkt nach der Kurve hat man den Anstieg geschafft, aber das Teil ist zäh und mit der Gegenwind der nach der Kurve auf der Start/Ziel-Geraden auf einen wartet durchaus auch schmerzhaft.

Mit der Start/Ziel-Geraden kommt man und viele andere (aber nicht alle) in einen Rausch, da will man Sprinten also egal wie schmerzhaft die Runde auf der Nordschleife war, da kommt dann noch mal alles in die Pedale und wenn man Glück hat bildet sich wieder ein kleiner Zug.

Hinter der Geraden geht es kurvig durch die Party Meile hier ist wieder mehr Fußvolk unterwegs und es wird etwas chaotischer, 180 Grad rechts, dann links und wieder rechts… und überall am Rand der Strecke stehen die Zelte der anderen Teams, Musik dröhnt einem um die Ohren und in der Dunkelheit der Nacht wird die Partybeleuchtung angeworfen und man wird über die letzten Kilometer der Runde gepushed. Das letzte Stück, hinter der Bilstein-Kurve, geht noch mal ordentlich bergab und so fliegt man mit Top-Speed an unserer Parzelle vorbei! Idealerweise wechselt man da noch irgendwie die Transponderflasche.

Erster Einsatz bei Rad am Ring 2023, gleich ein neuer PR „Nürburgring Nordschleife“ 38:26 (ohne Grand-Prix Strecke). 34 Sekunden rausgeholt… hatte ganz vergessen was das ein Spaß war! Erstmal was essen!

24h Rad am Ring, Rundenzeiten des Teams

Da man mitten auf der Strecke wechselt, sind die offiziellen Zeiten unterschiedlich zu den selbst gestoppten Zeiten, da man ja immer ein Teil des anderen mitfährt

Wechselstrategie & Wartemusik

Gewechselt haben wir dieses Jahr nach jeder Runde, auch in der Nacht, mit den Werten aus 2019 wussten, wir dies ist der schnellste Weg. Um den Speed mitzunehmen am Tag etwas weiter oben an der Strecke, nachts war es aber einfacher direkt an der Parzelle zu wechseln. Mit dem Wind war es dort auch deutlich angenehmer im Windschatten oder mit Jacke zu warten. So wirklich schlafen konnte man auch mit den doppelten Runden in der Nacht damals nicht, der ganze Trubel neben der Strecke, hier wird gegrillt, dort 8000 Watt aus dem Bluetooth Lautsprecher andere Philosophen unterhalten den halben Platz mit Lebensweisheiten. Daher jede Runde ein Wechsel, 24 Stunden durch!

Die Runden vergingen wie im Fluge, die Zeit in den Pausen daher irgendwie auch, Essen kochen, Essen essen, viel essen, quatschen, Social Media Instabitch-Stress, Ricardo musste alle 10 Minuten pinkeln, Marcel kürzte seine Fahrradkette noch um 10 Glieder… es wurde nie langweilig.

24h Rad am Ring, Relax

Nachts

In der Nacht wurde es noch mal besonders, dieses Jahr ohne Nebel oder Regen daher deutlich entspannter. Ich musste in der Nacht zwei Mal auf die Strecke, einmal gegen 23:30 Uhr und noch mal um 2:50 Uhr. Gefühlt war es deutlich voller oder diese ganzen Rücklichter täuschten einen nur, manche davon so hell und schrecklich blinkend, da konnte man kaum hingucken. Gefühlt war ich in der Nacht noch schneller, aber der Wahoo sagte am Ende das Gegenteil. Diese Technik, schrecklich! Vermutlich berauscht durch die Partybeleuchtung und Stimmung auf Grandprix Strecke und an der Hohen Acht. Die Stimmung war einfach Top-Speed!

Sonntag, Sonnenaufgang

Schlaf gab es dieses Jahr dafür nicht wirklich, einmal 15 Minuten liegen und einmal 30 Minuten, so richtig erfrischend war das nicht aber das Rennfieber hielt mich wach. Ricardo unser Spezialist für Sonnenaufgänge war auch – welch ein Zufall – passen zum Sonnaufgang an der Reihe! Ich durfte im Anschluss um 6:10 also eigentlich ein ganz normaler Sonntag nur leider ohne das anschließende leckere Frühstück.

Es gab Toast mit Nutella, belgische Waffeln (keine Sorge nur die abgepackten nichts Leckeres), Milchreis, Nudelsalat… Der Bauch sagte ich will nix essen, der Kopf sagte irgendwas muss da in den Ofen damit das Feuer am Ende nicht ausgeht… also rein mit dem Mist! Rad am Ring ist schließlich kein Gourmet Festival!

Rennabbruch

Mit dem Tageslicht war auch der Wind wieder zurück und machte es uns nicht leichter – aber den anderen Teams auch nicht. Je nach Gruppetto verlor man auf der „Döttinger-Höhe“ Minuten und gegen 9 Uhr gab es die offizielle Ansage vom Veranstalter die Zelte abzubauen oder gegen den aufziehenden Sturm zu sichern. Da unser Pavillon im Wind ähnlich litt wie wir, bauten wir ihn schon mal ab – endlich mal was zu tun zwischen den Einsätzen.

Meine letzte Runde startete ich um 9:30 Uhr im leichten Nieselregen, die Strecke war zwar auf der Idealline noch trocken aber mit dem Wind wurden die Abfahrten schon eine Nummer gefährlicher. „Fuchsröhre“ und auch „Kallenhard“ musste ich rausnehmen und mich etwas gegen den Wind wehren.

Andere fingen auch an abzubauen, was dafür sorgte, dass ich nach meiner letzten Runde an der Parzelle vorbei gefahren bin. Erst an der Seitenstraße hatte ich gemerkt ich bin zu weit, aber dann kam von hinten schon Marcel und löste mich ab… ich hatte mit Alex gerechnet und war so verwirrt, da fiel mir noch glatt die Transponderflasche aus der Hand…

Während Marcel seine Runde fuhr bauten wir weiter das Zelt ab, der Wind nahm mehr und mehr zu und dann hörte man etwas von Rennabbruch, wir waren uns unsicher aber vielleicht war der angesagte Sturm ja doch eine Nummer zu gefährlich. Die Durchsage kam dann prompt und so wurde aufgrund eines schweren Sturzes im Abschnitt „Kallenhard“ bis „Wehrseifen“ das Rennen abgebrochen, so dass ein Helikopter sicher an der Unfallstelle landen konnte. Wir hofften das Marcel da sicher durchgekommen ist und waren froh als er – ebenfalls ohne Orientierungspunkt – bei uns an der Parzelle vorbei rauschte und heil zurück war.

Das Zelt war abgebaut, das Rennen abgebrochen, wir waren trotzdem Zufrieden! Eine super homogene Teamleistung brachte uns am Ende den 17. Platz in der Gesamtwertung der Männer (771 Teams) und den 9. Platz in der Altersklassen Wertung Masters 1 ein. Darauf ne Pommes! Was ein geiles Rad am Ring Wochenende!

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24h Rad am Ring, bei bestem Eifelwetter…

Am Wochenende vom 26. bis 28. August war es soweit, es ging das erste Mal zum Nürburg Ring. Mit unserem Team „Altbierexpress“ ging es als 4er Team ins 24 Stunden Rennrad Rennen „Rad am Ring“.

Anreise

Nachdem Klamotten, Zelt und Zubehör im Auto verstaut waren, das Rad hinten drauf, Ricardo eingesammelt und ging es los in Richtung Eifel. Schon auf dem Weg zum Nürburgring prasselte feinster Hagel auf das Auto und Ricardo lies den Blick nicht mehr vom Regenradar… wird es nass, bleibt es trocken? Gewitter?

Parzelle L115

Vor Ort war es trocken, Marcel war aus dem Süden angereist, war etwas schneller und wartete schon an unserer Parzelle „L115“. Die Parzelle war doch deutlich tiefer als die angekündigten 12 Meter, so dass alle Autos direkt an der Parzelle parken konnten. Die Lage war ebenfalls super, unsere Parzelle befand sich auf der Geraden hinter dem Schumacher S am linken Streckenrand, nicht zu überfüllt, da nur einseitig Parzellen, weit genug weg um in Ruhe ein Auge zu zumachen und nah genug um alle nötigen Infrastrukturen (WC, Duschen, Food Corner, Ausstellungsbereich) einfach zu erreichen, wenn auch der langen Treppenaufgang mit der Zeit immer anstrengender wurde 😉

Nach anfänglichen Schwierigkeiten das nigelnagelneue Zelt aufzubauen gelang es dann doch und wenn man es richtig macht ist es gar nicht so kompliziert. Strom legen, Klamotten und Co rein, noch ein 3 x 3 Meter Pavillion an die Strecke und fertig war unser Quartier.

Der letzte Abend

Auf der Boxenrückseite gab es eine kleine Ausstellungsfläche, auf der man etwas flanieren konnte, auch gab es dort die Startnummern und die Möglichkeit sich was zu Essen zu kaufen. Genau in der Reihenfolge machten wir es, erst Startnummer, dann eine Kleinigkeit zu Essen.

Mit Pasta und Eis im Bauch ging es zurück zu unserer Parzelle, Startnummern an die Räder und ab auf die Grand Prix Strecke… Formel 1 Feeling, nur auf dem Rennrad. Großartiges Gefühl wenn man über die Zielgerade fährt und denkt, Mensch hier ist der Schumi doch auch drüber… nach 3 Runden war Schluss, Teile der Strecke wurden für das Zeitfahren gesperrt, so dass man keine normale Runde mehr fahren konnte.

An der Parzelle gönnten wir uns jeder ein Altbier und als Henning eintraf quatschten wir über Taktik und Ziele für das 24 Stunden Rennen. Ricardo sagte was von mindestens 24 Runden und Henning rief als Spaß „28 Runden locker„.

Renntag

Gegen 8 Uhr fing der Samstag an, die Nacht war mäßig, da die Luftmatratze über die Zeit Luft verlor, lag ich mehr und mehr auf dem Rasen. Mit Müsli, Haferpampe und Kaffee eröffneten wir den Tag. Gefrühstückt wurde direkt an der Rennstrecke, irgendwie lustig. Nach dem Frühstück ging es noch mal auf die Strecke letzter Material Check. Um 10 Uhr stand die Fahrerbesprechung auf dem Programm, neben Details zum Start, der Strecke und zum Ablauf wurde auch auf die Gefahrenstellen hingewiesen.

Unser Rennplan stand, jeder Fährt etwa 50 Minuten, in folgender Reihenfolge: Ricardo, ich, Henning und Marcel. Gewechselt wird jede Runde, außer in der Nacht, da fährt jeder zwei Runden, so dass man in der Nacht nur einmal raus muss.

Start

Um 11:45 lieferte Marcel Ricardo am Start ab. Etwa eine Stunde später wurde das Rennen gestartet und wir restlichen Drei feuerten gemeinsam mit den Nachbarn die ersten Fahrer der verschiedenen Rennen an. Der Cycling Club Düsseldorf und Porno al Forno aus Düsseldorf waren ebenfalls am Start, mit Porno und Düsseldorf Rufen feuerten wir die Jungs noch mal besonders an.

Meine erste Runde

Mit dem Start des Rennen rannte auch die Zeit, ich sprang in meine Radklamotten und verfolgte Ricardo virtuell via Whats App Standort-Teilen-Funktion. Nach 43 Minuten war Ricardo schon zurück, wir verzichteten auf fliegende Starts und tauschten zügig, aber ohne großen Stress die Transponder-Trinkflasche aus.

Nach 2,2 Kilometern führte die Strecke von der Grand Prix Strecke auf die Nordschleife. Es ging nach einem kurzem Hügel, ordentlich runter und schon stand der erste Rettungswagen in der Kurve, scheinbar ein schwerer Sturz. Mit den Bildern und meinem Sturz vor einem Monat im Kopf ging es etwas moderater durch die erste Runde. Hinter dem Anstieg zur Hohen Acht fing es dann auch noch an zu regnen. Und die Worte aus der Fahrerbesprechung „wenn es Regnet wird es rutschig„, sprangen in den Kopf. Allerdings waren die „bösen“ Kurven schon gefahren. Nach 48:04 Minuten war ich an unserer Parzelle und Henning übernahm. Was war das geil!

Zwischen den Runden

Die Zeit zwischen den Einsätzen verflog, kurz Quatschen wie es war, gucken was die Nachbarn so machen, ein Blick auf den Live-Stream zur Tour de France, trockene Sachen anziehen, mal auf Klo, was essen und dann war man auch irgendwie schon wieder dran.

Henning und Marcel brannten in ihren ersten Runden eine 45:21 und 46:41 Zeit in den Asphalt. Und schon war Ricardo wieder dran. Wohingegen er Glück hatte und trocken blieb, war meine 2. Runde komplett verregnet, schon nach wenigen Metern waren die Füße nass, immerhin kannte ich die Strecke und am Anstieg zur Hohen Acht konnte ich 21 Sekunden auf meine 1. Runde gut machen. Trotzdem wurde es am Ende „nur“ eine 48:48 Zeit.

Nacht und Nebel

Mittlerweile war der Rhythmus drin und wir fuhren Runde um Runde. Marcel fuhr als erster durch die Nacht. Runde 12 und 13. Wie geplant fuhr in der Nacht jeder 2 Runden. Der Regen machte eine Pause, dafür kam der Kollege Nebel vorbei und der Nürburgring verschwand in einer grauen Suppe. Henning und ich versuchten etwas zu schlafen, aber wir waren wohl die einzigen, rechts und links wurde noch gequatscht. Man reagierte auf jedes Wort und erst als wir jeweils in unsere Autos umgezogen waren, konnten wir ein Auge zu machen. Nach eine Stunde klingelte mein Wecker, ich versuchte mich aus dem Auto zu befreien, dank Kindersicherung gar nicht sooo leicht. Ricardo war schneller als gedacht und so blieben mir nicht ganz 10 Minuten um wach zu werden, in die Radklamotten zu springen, Licht zu montieren und ja da war Ricardo schon da. Mit ein paar Minuten Verzögerung ging es dann auch für mich zwei Runden in die Nacht.

Der Nebel und die Dunkelheit der Nacht sorgten zum Teil für Sichtweiten von gerade mal 15 Meter. Gut war es wenn man ein paar Fahrer vor sich hatte und die roten Rücklichter einem zeigten ob es nach links oder nach rechts weiter geht. Insgesamt wurde die Nacht etwas ruhiger gefahren, vielleicht lag es am Wetter, vielleicht war das Feld im Großen und Ganzen einfach vernünftig.

In der Nacht wurden die Gefahrenstellen „Fuchsröhre“, „Kallenhard“ und „Wehrseifen“ ausgeleuchtet. Am Anstieg zur Hohen Acht wurde man ebenfalls mit Licht und lauter Musik begrüßt, genau das richtige zur Motivation für die nächsten 4 Kilometer bergauf, mit Spitzen bis zu 17%. Den Verpflegungsstand am Ende des Anstiegs sparten wir uns. Nach knapp 20 Kilometer erstrahlte die Döttinger Höhe durch die Audi Sport Leuchtreklame in rotem Licht. Noch zwei leichte Hügel und man kommt auf die Zielgerade. Auf der Grand Prix Strecke wurde es chaotischer, die Teams wechselten an den Parzellen und so drehte auch mal einer Fahrer ohne Vorankündigung vor einem oder kam einem in der Kurve entgegen. Ich informierte die Jungs durch ein lautes „ficken“ über mein passieren der Parzelle und machte mich auf in die 2. Runde. Mein Nebenmann fragte sichtlich irritiert ob ich ihn meinte… ich erklärte es ihm. Nach 1:52 waren die beiden Runden geschafft.

Henning übernahm. Ricardo und ich machten uns an die Strecke um ihn für seine 2. Runde am Streckenrand anzufeuern. Anstatt weiterzufahren, hielt Henning an, sein Licht war leer. Glücklicherweise hatte er zwei Räder mit, so wechselt er auf sein anderes Rad, Ricardo steckte ihm noch die Transponderflasche ans Rad, ich schob ihn noch etwas an und so startete er mit etwas Verzögerung in die 2. Runde.

Der Morgen danach

4:30 Uhr, trotz der Probleme schaffte Henning die beiden Runden in 1:49. Die Nacht war geschafft und Marcel startete wieder im „ein Runden“ Modus auf die immer noch nebelverhangene Strecke. Nach 53:10 übernahm Ricardo. Ricardo begrüßte mich nach flotten 48:13 mit den Worten „Gino, ich hab dir den Regen mitgebracht„. Er hatte recht, der Nebel war weg, der Regen war wieder da und sollte den restlichen Tag bleiben.

Regen, Regen, Regen…

In den Abfahrten prasselte der Regel wie Hagel auf einen ein, die Regentropfen auf der Brille sorgten für nahezu keine Sicht. Und nach dem Anstieg zur hohen Acht war die Brille beschlagen… aber es machte doch irgendwie Spaß. Kleine Kinder spielen ja auch gerne im Matsch und Männer werden ja bekanntlich nie erwachsen. Am Anstieg zur Hohen Acht hieß es bloß nicht auf den Wahoo gucken wie lang man noch hoch muss und auch nicht nach vorne gucken… der Anstieg schien in den letzten Runden länger zu werden. Ich wählte den kleinsten Gang, vorne 34, hinten 28 Zähne, biss auf die meinen und fuhr ganz gleichmäßig mit starrem Blick auf mein Vorderrad zum 6. Mal die 246 Höhenmeter hinauf. Ein Niederländer fuhr das gleiche Tempo und so fuhren wir gemeinsam bis ins Ziel.

Nach mir stieg Henning wieder aufs Rad, unsere 23. Runde und noch knapp 4:50 Stunden zu fahren. Die 24 Runden waren uns sicher und das zum Spaß ausgerufene Ziel von 28 Runden wurde ernst. Ist ja keiner zum Spaß hier 😉

57 Minuten und 29 Sekunden später und Henning war zurück und Marcel startete zum 6. und letzten Mal. Nach 52:10 war er zurück und fertig. Raus aus den nassen Klamotten und ab unter die warme Dusche. Auf meiner letzte Runde hatte ich das Gefühl das Feld ist müde, kaum einer überholte mich. Die Hohe Acht flucht der ein oder andere sich hoch und als ich auf der Zielgerade los sprinte bleibe ich alleine, 55:29. Geschafft nach 6:11 Stunden war ich 7 Runden und 182 Kilometer gefahren. Jetzt wartete die Dusche, die schöne warme Dusche und eine heiße Kartoffelsuppe. Das tat gut!

Letzte Runde

11:44 Uhr, 27 Runden gefahren, Platz 23 von 635. Laut Live-Tabelle waren wir nur ein paar Minuten von einer Top 20 Platzierung entfernt. Zusammen mit den Nachbarn konnten wir unseren direkten Konkurrent ausfindig machen und ordentlich angestachelt schickten wir kurze Zeit später Ricardo auf seine letzte Runde. Wir wussten der Junge ist heiß, sehr heiß! Es regnete unaufhörlich, mittlerweile sammelte sich das Wasser in der Fuchsröhre aber Ricardo gab alles, lies die Konkurrenz am Anstieg zur Hohen Acht stehen und brannte eine 44:29 in den Asphalt. Nach 23 Stunden 51 Minuten und 46 Sekunden fuhr er unser Team „Altbierexpress“ ins Ziel. In der 28. Runde machte er noch mal 3 Plätze gut und fuhr auf den 19. Platz bzw. 9. Platz der Altersklasse! Wahnsinn!

Abbauen

Nach dem Rennen hieß es abbauen, der Regen legte noch was zu, es wurde matschig, man hörte Leute nach einem Abschleppseil rufen. Wir packten alles ein, machten uns auf dem Weg zurück, Marcel hatte noch 5 Stunden Fahrt vor sich, Henning, Ricardo und ich nur etwa 1,5 Stunden. Ich hab zu Hause noch das Auto ausgeladen, Zelt, Pavillon, Campingstühle, Klamotten und bin um 17 Uhr völlig müde eingeschlafen. Nur der Wecker um 6:30 am nächsten Tag störte die Idylle.

Fazit

Eine 24h Schlacht gegen das Wetter. 19. Platz was für eine großartige Teamleistung, wo das Team als solches zum ersten Mal zusammen an einen Start gegangen ist und sowohl Marcel als auch ich vor 2 bzw. 4 Wochen noch gestürzt waren. Zu mindestens mir hing der Sturz auch im Hinterkopf und ließ mich das ganze Rennen eine Stufe vorsichtiger bestreiten. Abseits des Rennens glänzte das Rad am Ring Team mit einer super Organisation, kurze Wege, saubere Sanitäranlagen, leckeres Essen. Auch die Stimmung zwischen den Teilnehmern super locker, man feuert sich an, hilft sich an der Parzelle aus und meckert gemeinschaftlich über das Wetter. Sicherlich nicht das letzte Mal, dass sich der Altbierexpress auf der Nordschleife austobt.

Das Rennen in Zahlen

Gefahrene Runden: 28
Fahrzeit: 23:51:46
Kilometer: ca. 728 Km
Höhenmeter: ca. 15.680 m
Platzierung: 19. Platz (Männer), 9. Platz AK Master 1
Schnellste Runde: 39:50
Langsamste Runde: 58:58
Rundenschnitt: 51:24
Durchschnittsgeschwindigkeit: 30,35 Km/h