Artikel
0 Kommentare

L’Enfer du Nord… Paris-Roubaix

Das Eintagesrennen Paris-Roubaix wird seit 1896 jährlich im April ausgetragen. Es gehört neben Mailand-Sanremo, Flandern Rundfahrt, Lüttich-Bastonge-Lüttich und der Lombardei-Rundfahrt zu den fünf „Monumente des Radsports“. Berühmt ist das Rennen für seine Kopfsteinpflaster „Pavé“. Mittlerweile preschen die Profis ihre filigranen Carbonrennräder über 30 sogenannte Sektoren mit bis zu 4 Kilometer Länge. Seit 1977 engagiert sich der Verein Les Amis de Paris und restauriert bestehende Sektoren, sucht neue Abschnitte und erhält so den Mhytos.

Das „Pavé“ nicht zu vergleichen mit irgendwelchem „möchte gern“ Kopfsteinpflaster hier in Düsseldorf und Umgebung (selbst nicht mit Krefeld). Sonntags fahren die Profi-Herren auf 250 Kilometern durch Nordfrankreich, früher im Ziel sind die Hobbyfahrer und Fahrerinnen, die dürfen schon Samstag ran. Keine 250 Kilometer, aber wer sich für die längste der 3 Strecken (70km / 8 Sektoren, 145km / 19 Sektoren, 170km / 30 Sektoren) entscheidet fährt exakt die gleichen Kopfsteinpflasteraschnitte wie die Profis. Ausgetragen als so genannte „RTF“ ohne Zeitnahme. Auch Samstags, aber erst nach den Jedermänner fliegen seit 2021 auch die Profi-Damen über das Kopfsteinpflaster. Endlich!

Vorbereitungen für und gegen Paris-Roubaix

Schon 2022 machte Christian Werbung für die Hobbyvariante von Paris-Roubaix, ich konnte mich wie viele andere im Team immer rausreden. Geburstag, Urlaub, Husten… das klappte ein paar Jahre. Als der Termin für die 2025er Austragung bekannt wurde, war der Moment gekommen Christian fragte, ich hatte keine Ausrede aber Lust. Zack es ist 2025, März und wir ballern über das Kopfsteinpflaster… Der Experte merkt, im März das kann nur ne Probefahrt sein. Riiichtig. Wir sind 3 Wochen vor dem Rennen ein Sonntag in die Nähe von Roubaix und haben auf einer 90 Kilometerrunder ein paar Sektoren unter die Räder genommen. Materialcheck und – für mich – der erste Kontakt mit richtigem Kopfsteinpflaster. Am Ende hatten wir 15 Kilometer erfahren unter anderem den 2,3 Kilometer langen Arenberg.

Material hielt und die Erfahrung war großartig. Aussagen wie „Schnell drüber dann tut es weniger weh“, „man muss über das Pavé fliegen, „Kopfsteinpflaster ist geil“ machten plötzlich Sinn. Ich hatte vorher in Düsseldorf nach Kopfsteinpflaster gesucht – normalerweise meide ich das sehr gerne, aber ich wollte gucken wie es sich anfühlt, was das Rad macht aber man kann es nicht vergleichen. Paris-Roubaix ist Paris-Roubaix!

Der Tag vor dem Tag

Freitagnachmittag kamen wir in Roubaix an, Auto parken, Startnummern abholen und dann ab in Richtung Start – so der Plan. Es ging schon in Düsseldorf los mit einem Vorderrad welches die Luft nicht hielt. Wir vermuteten das Ventil und zogen es mal so richtig fest. In Roubaix merkten wir die Luft hält nicht. Aber das Ventil, Dank Zange auch nur mit dieser wieder zu lösen. Gott sei Dank alles dabei, wenn auch im Auto. Schlauch rein und Abfahrt. 70 Kilometer, bestes Wetter, scheiß Rucksäcke und am Ende das Tageslicht im Nacken. Ist das schon diese Hölle von der man bei Paris-Roubaix spricht? Am Ende mit etwas Unterstützung der Straßenbeleuchtung schafften wir es gerade noch so rechtzeitig. Der Chef des Hotels emfing uns herzlich, die Küche hatte für uns noch leckeres Essen und das Nachwuchsteam von EF hatte uns noch Bier übrig gelassen – perfekter Tag würde ich sagen!

Raceday – Prolog

5:00 Uhr… der Wecker… aufstehen, anziehen und lecker frühstücken! Vom Hotel ging es noch knapp 30 Kilometer zum Start nach Busigny. Erst noch frisch durch den dunklen Morgen aber schon bald kam die Sonne um die Ecke und begrüßte uns mit einem traumhaften Sonnenaufgang auf nahezu leeren Straßen. Um sich schon mal einzugrooven hatte Christian kurz vorm Start noch 5 Kilometer Gravel eingebaut, herrlich. In Busigny war mächtig Stimmung, wir haben unsere Rücksäcke abgegeben. Noch ne Banane, etwas Luft auf die Reifen und dann ging es auch schon los. Yeeeahh

Auf das Pavé, fertig, los!

Es ging direkt zackig los, die Leute waren schon richtig heiß und noch war kein Kopfsteinpflaster in Sicht. Ich hatte doch etwas Respekt vor dem was der Tag so bringt, also easy auf die ersten 10 Kilometer bis es in den ersten Sektor in Inchy ging. 2,2 Kilometer, Kategorie 3 das rüttelt einen dann spätestens wach. Auf unserer Proberunde sind wir diesen auch ein paar der nächsten bereits gefahren, aber jetzt ist es voll mit anderen Fahrern und man ist schon darauf bedacht möglichst frei in den Sektor zu fahren um sich die Idealline aussuchen zu könne, zu sehen wo man lang fährt und das Risko zu minimieren, dass der Vordermann / Frau unerwartete Mannöver fährt. Aber schon im ersten Sektor merkt man, manche sind langsamer, manche schneller, also es wird überholt. man muss überholen. Für letzteres dann runter von der Idealline und meist rüber über richtig fieses Kopfsteinpflaster.

Aber wie beim Straßenrennen, Idioten gibt’s immer, wir haben uns gut durchgekämpft. Links, rechts in der Mitte immer auf der Suche nach dem besten Stück von all der Scheiße.

Am Arenberg in Walles, neben den Mons en Pévèle (Sektor 11) und Carrefour de l’Abre (Sektor 4) einer der drei 5 Sterne Sektoren und somit anspruchsvollsten Kopfsteinpflaster Abschnitten, zogen viele den Ausweg über den parallel verlaufenden asphaltierten Streifen. Es wurde wild. Manche recht spontan was diverse Schimpfwörter in unterschiedlichen Sprachen zwischen das Klappern und Knarzen der Räder legte. Radsport vom Feinsten.

Paris Roubaix Arenberg

Auf den Arenberg folgten noch gut 25 Kilometer bis zur zweiten Verpflegungsstation. An der Station angekommen gab’s endlich was zu trinken, orangen, Bananen, Haribo, Waffeln… Man mag kaum aufhören zu essen. 

Nach den Kopfsteinpflaster Passagen, fühlt sich das fahren auf dem Asphalt gleich wie Erholung an. Wir haben uns, wenn wir uns auf dem Pavé verlieren haben, hinteher immer wieder zusammen gefunden und sind auf der Straße zusammen oder wenigstens in der gleichen Gruppe gefahren. (Gerade auf dem letzten Drittel immer gut wenn man sich mal zusammen über die Unfähigkeit anderer aufregen kann – man muss aber sagen im Vergleich zu rund um Köln oder Eschborn Frankfurt kann man sich nicht beschweren. )

Was die Klassifizierung der Pavé Stücke angeht war ich doch überrascht, erst ein 4 Sterne Pavé, dann 3 aber das „leichtere“ fühlte sich doch härter an.. aber was willst du machen, muss ja eh über alle 30 drüber egal ob 1, 2, 3, 4 oder 5 Sterne. 

Wie sagte Christian – die Cross-Maschine – ist wie bei Hotels, um so mehr Sterne um so besser.

Apropos Sterne… mit dem „Mons en Pévèle“ wartete der nächste 5 Sterne Sektor. Das gute Stück kündigte sich schon mit dem Hinweis „3000m“ an, das war auch unüblich. Ist das gut? Schlecht? Es erwartete uns ein breiter Mix von Kopfsteinpflaster von zum Teil „an einander gelegten Bordsteinkanten“ bis Düsseldorf Altstadt Niveau. 

Gerade im letzten Drittel, guckte man eigentlich immer nur erwartungsvoll ob man irgendwo am Horizont das Banner vom Ende des Sektors sehen kann. Aber die Sektoren zählen runter… von 30 sind nur noch 10 übrig, dann 9…

Überall stehen die Camper an der Strecke und die Leute feuern einen an, es macht richtig Bock!

Der Carrefour de l’Abre war noch mal ein Higlight, unverkennbar durch den durch Barrieren abgesperrten Seitenstreifen. Man huscht vom Randstreifen zu Randstreifen, nur noch dieser und 3 weitere Sektoren. Und wer sich auskennt, weiß, der letzte Sektor vorm Velodrom der zählt ja nicht so wirklich.

Kurz vom Ziel trafen wir mit unseren Startnummern 1507 und 1508 noch unseren Startnummernnachbarn mit der 1506, kurzer Schnack und dann die letzten Watts aufs Pedal!

Irgendwie machte es aber auch Spaß immer ein Sektor nach dem nächsten abzuarbeiten. Und so haben wir am Ende alle 30 Sektoren mit insgesamt 50km Kopfsteinpflaster abgearbeitet… Das Highlight war dann die Einfahrt im Velodrom in Roubaix, es war geschafft. Le enfer du Nord! Auf dem Tacho standen mit Anfahrt 200km. Der Dreck klebte uns am Körper aber genau so muss es sein. 

Es war einfach geil. Ich hab mir immer ein trockenes Paris Roubaix gewünscht. Geil wars!

Nackte Zahlen

Distanz: 165 km (5 km zu spät gestartet)
Höhenmeter: 754 Hm
Fahrzeit: 5h 42m
Pausierte Zeit: 48m
Durchschnitt: 28,9 km/h

Artikel
0 Kommentare

NC4K – Tag 5, Leg day

Donnerstag 28.07.2022

Bevor es weiterging erstmal wieder Tasche packen. Die kleine Toprak gegen die größere Apidura getauscht. Mit den warmen Klamotten passte dann aber doch nicht alles rein. Ein paar zivile Sachen unter anderem die Schuhe habe ich in Berlin gelassen. Lieber ne warme Jacke als Straßenschuhe!

Alex und ich frühstückten noch zusammen und dann hieß es für mich Abfahrt! Wieder alleine weiter! Dickes Danke an Alex für die 700km Motivation, jemanden zum quatschen oder auch Mal nicht 🙂 Windschatten…

Heute auf den Programm ein lockerer Tag „Leg day“, kaum Höhenmeter und nur 200 Kilometer. Damit die Beine sich auch mal erholen können. Fähre nehm ich dann Freitag früh entspannt, statt Donnerstag Nacht noch am Hafen ankommen zu müssen.

Berlin ist übrigens die Hölle (oder schrieb ich das schon?). Von der Wohnung ging es zum Brandenburger Tor auf die Route zurück und dann raus aus Berlin. Ich glaub das waren Mal eben 20km!

Außerhalb wurde es dann angenehmer, Radwege, ruhige Straßen, kleine Ortschaften und viel Landschaft.

Leider gab es auch schlechte Radwege mit Wurzelsalat und viel Passagen mit Kopfsteinpflaster, grobes Kopfsteinpflaster! Da kann man dann nur über den Gehweg. Auch sehr schmal und auch nicht ideal zu fahren. Wer so was als offiziellen Radweg ausruft ist da selbst nie lang!

Wetter war windig, bin Recht früh auf Armlinge umgestiegen und hab die beinah den ganzen Tag angelassen.

Ein Stopp beim Bäcker, 3 Kuchen ein Kaffee gegen die Müdigkeit. Die meldete sich Mal wieder. Im Radio lief auch eine Meldung und zwar von so Bekloppten die 4000 Kilometer mit dem Rad fahren. Mega cool, das die da im Radio drüber berichten.

30 Kilometer vor meinem Tagesziel Teterow, fuhr ich auf einen Franzosen #cap174 auf, er sprach so gut Englisch wie ich Französisch aber mit Händen und Füßen verständigten wir uns. Beinah 20 Kilometer spendete ich ihn Windschatten. Er selbst sagt irgendwann es tut ihm leid er schafft es im Wind nicht. War mir egal, ich hatte eine Motivation nicht die Beine hangen zu lassen. Perfekt! Muss ja eh in die Richtung ob da einer hinter mir ist oder nicht.

Nach 205 Kilometer erreichte ich Treptow, schnell das Rad abstellen, einkaufen und was essen. Der Grieche neben an gab noch ein Ouzu und ne kleine Flasche Wein aus (die ich nicht Mal halb getrunken habe). Duschen, bissl Social-Media, Telefonieren mit den Liebsten daheim und zack ist es wieder spät!

Per Zufall hatte ich gesehen, dass ich morgen spätestens um 6 Uhr in Rostock sein und nicht wie gedacht erst um 7 Uhr. Mist… Schnell alles zurecht gepackt, warme Jacke raus, Handschuhe… angesagt sind nur 8 Grad am Morgen. Wecker auf 2:30 Uhr gestellt. „Dein Wecker klingelt in 2 Stunden und 50 Minuten“… Gute Nacht!

Zahlen des Tages
212 Kilometer
566 Höhenmeter
8:12 Fahrzeit
9:25 Gesamtzeit 25,8 Km/h

1331km von 3800km (35%)