Weihnachten gerade gefeiert, Silvester steht vor der Tür, warum nicht mal zwei Tage Rad fahren? Aus einer spontanen Idee anlässlich der Festive500 wurden zwei Rennradtage von Koblenz über Trier nach Aachen.
Tag 1 Koblenz – Trier, 199 Kilometer, 551 Höhenmeter
Abfahrt 6.27 ab Hauptbahnhof Düsseldorf. Auf dem Weg zum Bahnhof sagte der Nieselregen schon mal guten Morgen. Pünktlich fuhr der Zug mit Christian, Malte und mir in Richtung Koblenz. Genug Zeit für Kaffee und so eine Art Frühstück.
Gegen 8 Uhr ging es auf die Piste erstmal zum Deutschen Eck, Fotosession mit dem Kaiser. Dann ab auf die Pferde und raus aus Koblenz. Das Wetter war nass, leichter Nieselregen begleitete uns, aber nichts wildes was uns hätte stoppen können. Von Koblenz aus ging es im Prinzip immer an der Mosel entlang. Der Plan war 25-27 km/h, kein Stress, Tisch im Hotel war für 18 Uhr reserviert.
Nach 50 Kilometern hielten wir in Cochem zur ersten Pause. Direkt am Marktplatz gönnte wir uns einen warmen Kaffee und ein Frika-Brötchen. Aber Malte ließ Christian und mich nicht lang rasten, wir philosophierten gerade darüber, dass so eine Pommes, wie die am Nachbartisch, auch nicht schlecht sei, da hieß es kommt weiter, besser Zeit am Ziel im Hotel-Wellness verlieren als hier.
Hinter Cochem verlief die Strecke zunächst parallel zur Landstraße, quasi auf dem gleichen Stück Asphalt, gutem Asphalt. Aber viel Zeit zum Genießen gab es nicht, nach nur 5 Kilometern trennte sich der Weg wieder von der Landstraße und die lockere Temporomantik nahm ein schnelles Ende. Der Weg am Ufer der Mosel war von Schlamm überdeckt und nachdem die ungebremste Durchfahrt dazuführte, dass mein Fahrrad ausbrach, lies ich erstmal nur rollen. Tempo raus, Konzentration und hoffen das es besser wird. Es half, es wurde besser, aber scheinbar war die Mosel hier zuletzt über die Ufer getreten und solche Schlammabschnitte wiederholten sich. Christian gab dem nix, Vollgas scheinbar taugen seine Pannaracer etwas bei solchem Untergrund. Malte war auch vorne dabei, bis er ebenfalls einmal kurz quer stand. Ich hab mich auf meinen Conti GP4000 nicht so wirklich auf gute Haftung verlassen und bin mit Gefühl auf dem Pedal hinterher. Nach weiteren 5 Kilometern war die „Tactical Session“ geschafft. Die Räder sahen aus wie aus der Mosel gezogen, man konnte quasi hören wie das Metal an Kette, Kassette und Felge weniger wurde.
Nach gut 70 Kilometern ging es hinter Senheim in den Wald. Gravelparadies. Äste, Steine – nein – ganze Felsen und der ein oder andere Baum lagen auf der hügeligen Strecke. Wir nahmen es gelassen, machten Witze und düsten knapp 10 Kilometer durch den Wald. Am Ende des Waldes teilte sich der Weg. Doch wir wussten nicht wo drauf wir uns einließen als wir uns für diesen einen der drei Möglichkeiten entschieden. Alle drei Wege waren eher Feldwege, nicht asphaltiert, aber fahrbar. Doch der auserwählte führte hoch, links rum, höher, höher, immer weiter in den Weinberg. Manch ein Hinterrad drehte an den Anstiegen durch. Nach Schlamm und Wald die nächste „Tactical Session“. Aber es lohnte sich die Aussicht war genial und die Abfahrt war asphaltiert. Das Abfahrtherz schlug höher, auch wenn die Nässe zur Vorsicht rief.
In Bernkastel-Kues machten wir nach 136 Kilometern und 7 Stunden (inkl. Pausen) die zweite Pause. Die Bedienung war reichlich verwirrt als wir 3 Tee, 3 Kaffee und 3 Cola bestellten, aber wir versicherten jeweils unsere Absicht und bekamen was wir bestellten. „Akkus“ aufladen für die letzten gut 60 Kilometer. Mit dem strengen Blick auf die Wellness Uhr löste Malte Christian und mich wieder aus Anfängen längeren pausieren.
Gestärkt ging es auf die Räder, aber nach so einer Pause hat man glatt vergessen wie kalt es draußen ist. Im Kopf rechnete man sich aus, noch 3 mal die Strecke ins Büro und so rollte es sich doch ganz gut. Irgendwann ereilte uns die Dunkelheit, die Lampen leuchteten uns zwar den Weg, aber es ist etwas anderes Nachts auf unbekannter Strecke als den Standardweg ins Büro oder die Hausrunde zu fahren. Wegweiser, Navigation und gute Aufmerksamkeit von allen brachte uns am Ende sicher ans Ziel. Doch bevor es Wellness für uns gab, hielten wir noch an einer Tankstelle und gönnten den Rädern etwas Wellness. Malte fegte mit Gefühl den Schlamm aus Bremsen, Kassette und ach einfach vom ganzen Rad. Wir wussten ja nicht das uns kurz vorm Hotel noch ein Regenguss einholte.
Nach 199 Kilometern und 10,5 Stunden Gesamtzeit errichten wir etwas später als geplant das Nells Park Hotel in Trier. Räder entladen, aufs Zimmer und erstmal heiß duschen. Aufgewärmt und umgezogen ging es zum Abendessen. Das Bier hatten wir uns verdient und die Sauna im Anschluss erst recht. Wellness und gute Nacht!
Zahlen am Rande:
199 Kilometer, 551 Höhenmeter, 8:47 Fahrzeit, 10:34 Gesamtzeit, 22,6 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, 0°C Durchschnittstemperatur