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L’Enfer du Nord… Paris-Roubaix

Das Eintagesrennen Paris-Roubaix wird seit 1896 jährlich im April ausgetragen. Es gehört neben Mailand-Sanremo, Flandern Rundfahrt, Lüttich-Bastonge-Lüttich und der Lombardei-Rundfahrt zu den fünf „Monumente des Radsports“. Berühmt ist das Rennen für seine Kopfsteinpflaster „Pavé“. Mittlerweile preschen die Profis ihre filigranen Carbonrennräder über 30 sogenannte Sektoren mit bis zu 4 Kilometer Länge. Seit 1977 engagiert sich der Verein Les Amis de Paris und restauriert bestehende Sektoren, sucht neue Abschnitte und erhält so den Mhytos.

Das „Pavé“ nicht zu vergleichen mit irgendwelchem „möchte gern“ Kopfsteinpflaster hier in Düsseldorf und Umgebung (selbst nicht mit Krefeld). Sonntags fahren die Profi-Herren auf 250 Kilometern durch Nordfrankreich, früher im Ziel sind die Hobbyfahrer und Fahrerinnen, die dürfen schon Samstag ran. Keine 250 Kilometer, aber wer sich für die längste der 3 Strecken (70km / 8 Sektoren, 145km / 19 Sektoren, 170km / 30 Sektoren) entscheidet fährt exakt die gleichen Kopfsteinpflasteraschnitte wie die Profis. Ausgetragen als so genannte „RTF“ ohne Zeitnahme. Auch Samstags, aber erst nach den Jedermänner fliegen seit 2021 auch die Profi-Damen über das Kopfsteinpflaster. Endlich!

Vorbereitungen für und gegen Paris-Roubaix

Schon 2022 machte Christian Werbung für die Hobbyvariante von Paris-Roubaix, ich konnte mich wie viele andere im Team immer rausreden. Geburstag, Urlaub, Husten… das klappte ein paar Jahre. Als der Termin für die 2025er Austragung bekannt wurde, war der Moment gekommen Christian fragte, ich hatte keine Ausrede aber Lust. Zack es ist 2025, März und wir ballern über das Kopfsteinpflaster… Der Experte merkt, im März das kann nur ne Probefahrt sein. Riiichtig. Wir sind 3 Wochen vor dem Rennen ein Sonntag in die Nähe von Roubaix und haben auf einer 90 Kilometerrunder ein paar Sektoren unter die Räder genommen. Materialcheck und – für mich – der erste Kontakt mit richtigem Kopfsteinpflaster. Am Ende hatten wir 15 Kilometer erfahren unter anderem den 2,3 Kilometer langen Arenberg.

Material hielt und die Erfahrung war großartig. Aussagen wie „Schnell drüber dann tut es weniger weh“, „man muss über das Pavé fliegen, „Kopfsteinpflaster ist geil“ machten plötzlich Sinn. Ich hatte vorher in Düsseldorf nach Kopfsteinpflaster gesucht – normalerweise meide ich das sehr gerne, aber ich wollte gucken wie es sich anfühlt, was das Rad macht aber man kann es nicht vergleichen. Paris-Roubaix ist Paris-Roubaix!

Der Tag vor dem Tag

Freitagnachmittag kamen wir in Roubaix an, Auto parken, Startnummern abholen und dann ab in Richtung Start – so der Plan. Es ging schon in Düsseldorf los mit einem Vorderrad welches die Luft nicht hielt. Wir vermuteten das Ventil und zogen es mal so richtig fest. In Roubaix merkten wir die Luft hält nicht. Aber das Ventil, Dank Zange auch nur mit dieser wieder zu lösen. Gott sei Dank alles dabei, wenn auch im Auto. Schlauch rein und Abfahrt. 70 Kilometer, bestes Wetter, scheiß Rucksäcke und am Ende das Tageslicht im Nacken. Ist das schon diese Hölle von der man bei Paris-Roubaix spricht? Am Ende mit etwas Unterstützung der Straßenbeleuchtung schafften wir es gerade noch so rechtzeitig. Der Chef des Hotels emfing uns herzlich, die Küche hatte für uns noch leckeres Essen und das Nachwuchsteam von EF hatte uns noch Bier übrig gelassen – perfekter Tag würde ich sagen!

Raceday – Prolog

5:00 Uhr… der Wecker… aufstehen, anziehen und lecker frühstücken! Vom Hotel ging es noch knapp 30 Kilometer zum Start nach Busigny. Erst noch frisch durch den dunklen Morgen aber schon bald kam die Sonne um die Ecke und begrüßte uns mit einem traumhaften Sonnenaufgang auf nahezu leeren Straßen. Um sich schon mal einzugrooven hatte Christian kurz vorm Start noch 5 Kilometer Gravel eingebaut, herrlich. In Busigny war mächtig Stimmung, wir haben unsere Rücksäcke abgegeben. Noch ne Banane, etwas Luft auf die Reifen und dann ging es auch schon los. Yeeeahh

Auf das Pavé, fertig, los!

Es ging direkt zackig los, die Leute waren schon richtig heiß und noch war kein Kopfsteinpflaster in Sicht. Ich hatte doch etwas Respekt vor dem was der Tag so bringt, also easy auf die ersten 10 Kilometer bis es in den ersten Sektor in Inchy ging. 2,2 Kilometer, Kategorie 3 das rüttelt einen dann spätestens wach. Auf unserer Proberunde sind wir diesen auch ein paar der nächsten bereits gefahren, aber jetzt ist es voll mit anderen Fahrern und man ist schon darauf bedacht möglichst frei in den Sektor zu fahren um sich die Idealline aussuchen zu könne, zu sehen wo man lang fährt und das Risko zu minimieren, dass der Vordermann / Frau unerwartete Mannöver fährt. Aber schon im ersten Sektor merkt man, manche sind langsamer, manche schneller, also es wird überholt. man muss überholen. Für letzteres dann runter von der Idealline und meist rüber über richtig fieses Kopfsteinpflaster.

Aber wie beim Straßenrennen, Idioten gibt’s immer, wir haben uns gut durchgekämpft. Links, rechts in der Mitte immer auf der Suche nach dem besten Stück von all der Scheiße.

Am Arenberg in Walles, neben den Mons en Pévèle (Sektor 11) und Carrefour de l’Abre (Sektor 4) einer der drei 5 Sterne Sektoren und somit anspruchsvollsten Kopfsteinpflaster Abschnitten, zogen viele den Ausweg über den parallel verlaufenden asphaltierten Streifen. Es wurde wild. Manche recht spontan was diverse Schimpfwörter in unterschiedlichen Sprachen zwischen das Klappern und Knarzen der Räder legte. Radsport vom Feinsten.

Paris Roubaix Arenberg

Auf den Arenberg folgten noch gut 25 Kilometer bis zur zweiten Verpflegungsstation. An der Station angekommen gab’s endlich was zu trinken, orangen, Bananen, Haribo, Waffeln… Man mag kaum aufhören zu essen. 

Nach den Kopfsteinpflaster Passagen, fühlt sich das fahren auf dem Asphalt gleich wie Erholung an. Wir haben uns, wenn wir uns auf dem Pavé verlieren haben, hinteher immer wieder zusammen gefunden und sind auf der Straße zusammen oder wenigstens in der gleichen Gruppe gefahren. (Gerade auf dem letzten Drittel immer gut wenn man sich mal zusammen über die Unfähigkeit anderer aufregen kann – man muss aber sagen im Vergleich zu rund um Köln oder Eschborn Frankfurt kann man sich nicht beschweren. )

Was die Klassifizierung der Pavé Stücke angeht war ich doch überrascht, erst ein 4 Sterne Pavé, dann 3 aber das „leichtere“ fühlte sich doch härter an.. aber was willst du machen, muss ja eh über alle 30 drüber egal ob 1, 2, 3, 4 oder 5 Sterne. 

Wie sagte Christian – die Cross-Maschine – ist wie bei Hotels, um so mehr Sterne um so besser.

Apropos Sterne… mit dem „Mons en Pévèle“ wartete der nächste 5 Sterne Sektor. Das gute Stück kündigte sich schon mit dem Hinweis „3000m“ an, das war auch unüblich. Ist das gut? Schlecht? Es erwartete uns ein breiter Mix von Kopfsteinpflaster von zum Teil „an einander gelegten Bordsteinkanten“ bis Düsseldorf Altstadt Niveau. 

Gerade im letzten Drittel, guckte man eigentlich immer nur erwartungsvoll ob man irgendwo am Horizont das Banner vom Ende des Sektors sehen kann. Aber die Sektoren zählen runter… von 30 sind nur noch 10 übrig, dann 9…

Überall stehen die Camper an der Strecke und die Leute feuern einen an, es macht richtig Bock!

Der Carrefour de l’Abre war noch mal ein Higlight, unverkennbar durch den durch Barrieren abgesperrten Seitenstreifen. Man huscht vom Randstreifen zu Randstreifen, nur noch dieser und 3 weitere Sektoren. Und wer sich auskennt, weiß, der letzte Sektor vorm Velodrom der zählt ja nicht so wirklich.

Kurz vom Ziel trafen wir mit unseren Startnummern 1507 und 1508 noch unseren Startnummernnachbarn mit der 1506, kurzer Schnack und dann die letzten Watts aufs Pedal!

Irgendwie machte es aber auch Spaß immer ein Sektor nach dem nächsten abzuarbeiten. Und so haben wir am Ende alle 30 Sektoren mit insgesamt 50km Kopfsteinpflaster abgearbeitet… Das Highlight war dann die Einfahrt im Velodrom in Roubaix, es war geschafft. Le enfer du Nord! Auf dem Tacho standen mit Anfahrt 200km. Der Dreck klebte uns am Körper aber genau so muss es sein. 

Es war einfach geil. Ich hab mir immer ein trockenes Paris Roubaix gewünscht. Geil wars!

Nackte Zahlen

Distanz: 165 km (5 km zu spät gestartet)
Höhenmeter: 754 Hm
Fahrzeit: 5h 42m
Pausierte Zeit: 48m
Durchschnitt: 28,9 km/h

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Tour de France 2020

Es ist fast September… Zeit für die Tour de France… äh was? Ja ja… Corona schüttelt den Rennklander durcheinander, Grand Tours Spätsommer, Klassiker im Herbst aber immerhin ist die lange Pause im Frühjahr / Sommer geschafft!

Heute am 29.08. startet in Nizza die 107. Tour de France, 3484 Kilometer an 21 Tagen. Start, alle Etappen und natürlich das Ziel befinden sich in Frankreich, der größte Teil davon in der südlichen Landeshälfte. Auf die Kletterer warten Alpen, Zentralmassiv, Pyrenäen, Jura und Vogesen. Neben bekannten Anstiegen ist auch viel neues dabei, 12 der 35 Etappen Orte sind zum ersten Mal dabei!

Neben den Favoriten Bernal, Roglic und Buchmann geht es für 173 weitere Fahrer aus 22 Teams auf 21 Etappen durch Frankreich.

• 9 Flachetappen
• 3 hügelige Etappen
• 8 Gebirgsetappen
• 1 Einzelzeitfahren (vorletzte Etappe)

Erholen können sich die Fahrer an den Ruhetagen am 07.09. und 14.09. Nach dem Zeitfahren am 19.09.wartet am 20.09. das Finale auf der Champs-Élysées auf die Profis.

Im Nacken der Tour sitzt die Corona Pandemie, harte Sicherheitsmaßnahmen sollen das schlimmste, den Abbruch der Tour verhindern. So sind alle Teams schon 10 Tage vor der Tour von „externen“ abgeschirmt, Zuschauerzahlen vor Ort stark begrenzt und regelmäßige Test an der Tagesordnung. Sollte es doch zu Corona Fällen kommen, reichen zwei Fälle innerhalb von 7 Tagen in einem Team um das gesamte Team auszuschließen!

Auch dieses Jahr gibt es leider keine Tour de France für die weiblichen Fahrer. Lediglich ein 96 Kilometer langes Rennen um Nizza wird am Rande der Tour ausgetragen. Schade das die ASO und alle Sponsoren da nicht mehr auf die Beine gestellt bekommen.

Bewegte Bilder zur Tour gibt es via Eurosport, GCN, der ARD (täglich ab ca. 16 Uhr), ONE oder auf sportschau.de.

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Vuelta, Giro, Tour…

Vuelta, Giro, Tour… dieses Jahr ist alles anders. Corona stoppte früh den Rennkalender, Termine wurden verschoben, noch mal verschoben abgesagt das traf nicht nur uns Normalos sondern zog sich durch bis zur Elite.

Die großen drei, Vuelta, Giro und die Tour hat die UCI zum größten Teil in Absprache mit den Veranstalter und im Rahmen der Möglichkeiten in das letzte Jahres Drittel gestopft. Anstatt Anfang Mai bis Anfang September heißt es jetzt Ende August bis Mitte November. Das wirkt sich natürlich auf den gesamten Rennklander aus und lokale Veranstaltungen wie die Deutschland Tour oder der Münsterland Giro haben keinen Platz mehr im Kalender.

Der Rennkalender
01.08. Strade Bianche
08.08. Mailand-Sanremo
05.08. – 09.08. Polen Rundfahrt
12.08. – 16.08. Critérium du Dauphiné
23.08. Nationale Strasenmeisterschaften
– 29.08. – 20.09. Tour de France (anstatt 27.06. 19.07.)
30.9. La Flèche Wallonne
– 03.10. – 25.10. Giro de Italia (anstatt 09.06. – 31.05.)
– 03.10. CyclassicsHamburg
– 04.10. Liege – Bastonge – Liege
10.10. Amstel Gold Race
– 18.10. Flandern Rundfahrt
– 20.10. – 10.11. La Vuelta (anstatt 14.08.-06.09.)
– 25.10. Paris-Roubaix
– 31.10. Lombardei-Rundfahrt

Alle Termine

Für den Radsport Fan daheim die Gelegenheit sich das Eurosport Monatsabo für 3 Monate a 6,99€ zu holen und so alle drei großen Rundfahrten im Wohnzimmer zu haben.

Für den Fan an der Strecke wird es kniffliger, kann man hinfahren? Findet die Jedermann Version statt? Wie sind die Regeln vor Ort? Möchte ich das Risiko eingehen?

Eine spannende Zeit, ich selbst wollte beim Start der Vuelta in Utrecht dabei sein, der fällt aufgrund der Pandemie und dem neuen Rennklander aus. Gleichzeitig findet angeblich die verschobene Austragung der Jedermann Version von Lüttich-Bastonge-Lüttich, bei der ich starten wollte, statt. Ich bin gespannt und werde, wenn ich nicht auf dem Rad sitze, die Rennen via Eurosport verfolgen. Allez Allez!

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L’Etape du Tour

Prolog

Freitagabend, die Räder werden schon mal gepackt. Samstag 5 Uhr in der Früh, es geht los von Düsseldorf nach Annecy. Ricardo einsammeln, Malte einsammeln und dann ab auf die Piste. 800 Kilometer, die Etappe vor der „L’Etape du Tour„.

Der Nachmittag in Annecy

Um 15:00 Uhr kamen wir in Annecy an. Parken, Auto ausladen und im Hostel einchecken. Kram ins Zimmer, eine Ladung Wasser ins Gesicht und weiter zum „L’Etape du Tour Village“ die Startnummern abholen. Auf dem Weg zum Village ging es durch das Zentrum von Annecy, eine traumhaft schöne Stadt. Urig, wenn auch etwas überfüllt. Aber das lag wohl an den fast 15.000 Teilnehmern der L’Etape du Tour. Kurz auf einem Fernseher in einer Bar im vorbei gehen noch den Ausgang der ersten Etappe der Tour de France verfolgt. Und weiter.

Die Startnummern gab es ohne langes Warten, dazu noch ein paar Goodies und ein Rucksack und innerhalb von wenigen Minuten hatte man alles. Noch ein Stop bei Rapha um dort Steffen, einen alten Weggefährten aus Düsseldorf zu treffen und dann ging es zurück. Erst etwas Einkaufen und dann ins Hostel. Hunger!

Im Hostel wurde dann erstmal gegessen, entspannt, die Räder vorbereitet und um ganz sicher zu gehen ging es noch auf eine kurze Testfahrt. Gucken, ob die Räder den Transport am/im Auto gut überstanden haben und schon mal gucken wie wir zum Startsektor kommen. Fazit, bis auf letzte Feinheiten an Maltes Schaltung kein Handlungsbedarf, alles funktioniert und Annecy ist wunderschön.

Der Start

Nach einer langen Nacht ging es um 7 Uhr los Richtung Startblock 11. Für die Väter unter uns war quasi „Ausschlafen“ angesagt. Im Startblock angekommen war noch massig Zeit, erstmal entspannen! Um 7:30 wurde unser er Startblock geschlossen, 7:45 ging es zum Start um dann dort um 7:52:30 zu starten. Ich glaube wir waren nicht ganz pünktlich 😉

Von Annecy ging es zunächst flach um den Lac de Annecy. Das Feld suchte sich zunächst noch. Viele Leute, viele Geschwindigkeiten. Man quatschte mal hier, mal da und fuhr das nächste Gruppetto an. Wach sein empfahl sich allerdings von Beginn an, da die ersten Kilometer an einigen Verkehrsinseln, Kreisverkehren und Hubbeln vorbei führten. Insgesamt standen 169 Kilometer und ca. 4000 Höhenmeter auf dem Plan.

Nach 30 Kilometer ließen wir den See hinter uns und es ging ins Hinterland. Mit dem Col de Bluffy (2,3 Km, 141 Hm, 6%) stand der erste Hügel vor der Tür. Eine leichte Prüfung für uns alle, ich glaub Ricardo hat die Erhebung noch nicht mal gemerkt 😉


Col de la Croix Fry

Vom Bluffy ging es ins Hinterland nach Thônes an den Fuß des Col de la Croix Fry. Malte und ich füllten noch mal die Trinkflaschen auf. Ricardo verabschiedete sich und ging in den Kampf mit den Bergen. Mit frischen Getränken ging der Spaß los: Col de la Croix Fry – ein Berg der 1. Kategorie, 11km, 11% durchschnittliche Steigung.
Der Blick auf den Wahoo zeigte beim Anstieg nach nicht ganz der Hälfte nur 4% an, da wusste man da kommt noch was über 11% und so war es auch Spitzen bis 20% ließen einen auch mal aus dem Sattel steigen, die ersten Garmin’s schalteten auf „Auto Pause“, es wurde reichlich transperiert und viele stiegen auch schon vom Rad ab und erwanderten den Croix Fry. Malte und ich kämpften uns hoch, jeder fuhr sein Tempo und so verlor ich ganz langsam Malte. Nach lockeren 56 Minuten war ich auch schon oben. Sagenhaft, Emanuel Buchmann hat das in 31 Minuten geschafft. Wieder mit Malte vereint ging es dann direkt wieder runter, 7 Kilomter Abfahrt was ein Spaß!

Plateau des Gliéres

Vor dem Anstieg zum Plateau des Gliéres holten wir die oben am Croix Fry ausgelassene Verpflegung nach. Neues Wasser, etwas Stropwaffeln, Banane und weiter ging es. Der Berg des Tages wartete. Hors Catégorie, 6 Km, 11% durchschnittliche Steigung. Nix unter 9,8%. Ein Kampf, meiner dauerte fast eine Dreiviertelstunde. Auch hier kämpften Malte und ich zunächst zusammen, quatschten das Peleton voll und ernteten ein „ihr schon wieder“ von einer Mitfahrerin. Irgendwann wurde es ruhiger. Alle wurden ruhiger, die Gespräche verstummten, man hörte nur noch das Atmen und immer wieder das Rufen der Leute am Straßenrand: „allez allez, bon courage!„. Mehr und mehr Leute lagen am Straßenrand, machten Pause oder schoben das Rad. Leider auch mal links und auch die langsamen Fahrer kämpften und fuhren teilweise orientierungslos den Berg hoch. Einer fiel fast vom Rad konnte sich dann aber noch im Pedal halten. Aber wenn man wie ich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 8,6 km/h auf der Überholspur unterwegs ist, dann kann man sich vorstellen das andere da mit dem Umkippen kämpfen. Nach dem Anstieg wartete die groß angekündigte „Schotterpassage“ auf uns. Wieder mit Malte vereint, ging es mit einem lauten Schrei „Graaaaavel“ seiner Seits auf das Schotterstück. Leider war der Spaß schnell vorbei, da trotz nur leichter Steigung das Feld die Geschwindigkeit auf 10km/h drosselte, ob es an der Bodenbeschafenheit lag oder an dem Bergrestaurant am Rand war uns unklar. Für uns Düsseldorfer Berufspendler war der Schotter ja quasi gewohnter Radweg *lach* und so machten wir eine dritte Spur auf und versuchten uns mit ein paar anderen an den Genußradlern vorbei zu kämpfen.

Ballern von Boneville bis Cluses

Zu jedem Anstieg gehört ja eine Abfahrt, so ging es vom Plateau wieder genüsslich 11,5 Kilometer bergab. Schöne Kurven führten durch die wunderschöne Landschaft. Ein Traum. Die Route führte weiter über den Col de Fleuries der mit 5% auf 5 Kilometer gut zu fahren war und auch der darauf folgende Anstieg in Saint Laurent lies sich locker fahren. Mit der Abfahrt begann auch ein Flachstück von etwa 20 Kilometern. Der Wind blies von hinten und so entschied sich Malte für Vollgas. Ich hörte zwar kurz zuvor noch ein „meine Beine“ von ihm, aber die kerzengerade, breite, gut asphaltierte – extra für uns – gesperrte Straße – aktivierte bei ihm wohl den „Baller-Modus“. Der Wahoo zeigte zwischenzeitlich 50km/h an. Der Versuch irgendeine Gruppe zu finden die unser Tempo fährt schlug fehl. Wir überholten nur. Ich fuhr an Malte ran und sagte ihm da kommt noch was, aber er meinte egal, baaaaallern und ließ mich im Windschatten genießen. Als wir die Verpflegungsstation vor dem Col de Romme erreichten heimste Malte einige bewundernde Kommentare á la „that was fucking fast“ für seine „Ballerei“ ein.


Col de Romme

Nach der Verpflegung und dem Spaß mit der Ballerei wartete der Ernst der Tour wieder auf uns. Der Col de Romme. 8,8 Kilometer mit 9,8% im Steigung im Schnitt. Wieder ein Berg der 1. Kategorie. Es ging direkt zur Sache, auf den ersten 4 Kilometern 10%. Ich verabschiedete mich wieder von Malte und fuhr mein Tempo. Ich fand zwei Italiener die mein Tempo / Rhythmus fuhren und folgte ihnen. Es folgte ein quasi flacher Kilometer mit lächerlichen 6% und ich verlor meine beiden Mitstreiter. Auf den letzten 3 Kilometer mit 9-10% Steigung nahm ich vermehrt Leute wahr die abstiegen, das Rad schoben, am Straßenrand Pause machten. 140 Kilometer in den Beinen. Man fängt an zu grübeln, aber ich dachte mir eine Pause bringt auch nix und Absteigen wozu? Schieben ist doch in der Hitze auch kein Vergnügen. Zähne zusammen beißen und weiter. Bei jedem Kilometerschild rechnete ich mir die Zeit die ich bei meiner Geschwindigkeit noch benötigte aus. Neben mir der Fahrer leerte seine Trinkflaschen fast komplett aus, vermutlich um noch ein Kilo Gewicht zu sparen. Verrückt. Ich hab so viel getrunken, da wäre weg schütten das Ende gewesen. Das letzte Stück feuerten die Leute am Streckenrand einen an, einer sagte auf Französisch nur noch 500m, man merkt wie ein zwei das Tempo anziehen und dann war es geschafft. Nur noch ein Berg.


Col de la Colombière

Wie gewohnt ging es vereint mit Malte wieder in die Abfahrt. Die Anstrengung des Anstiegs am Col de Romme sind direkt wieder vergessen und Kurve für Kurve wird genossen. Nach etwa 7 Kilometer steht man am Fuß des Col de la Colombière. 7,5 Kilometer, 8,5% im Schnitt, gleiche Kategorie wie der Romme. Erst etwas unterm Schnitt und die zweite Hälfte dafür drüber. Es war wieder anstrengend, im Stehen ging nicht mehr so locker wie zuvor am Croix Fry oder Gliéres. Aber ich fühlte mich besser als auf dem Anstieg zum Romme. Mit durchschnittlich 10km/h ging es zum Gipfel. Langsam aber Meter für Meter. Auf dem letzten Stück konnte man den weiteren Verlauf der Straße gut sehen und wusste bis dahinten muss man. Das half und auch zu wissen, dass dies der letzte Anstieg ist motivierte und so wurde auch der Col de la Clombière erreicht. Kurz was trinken und ab in die letzte Abfahrt.

Die letzte Abfahrt

Kein Berg mehr. Nur noch diese 11 Kilometer bergab! Meine Fahrzeit lag bei 7:15, eine Zeit unter 7:30 war noch in Aussicht. Es ging in die Abfahrt. Mit jeder Kehre wurde das Grinsen im Gesicht immer größer. Das letzte Stück führte durch Le Grand Bornand, die Party lief schon. Leute feierten. Das Ziel war im Blick, letztes mal Druck aufs Pedal und dann war es geschafft. Ziel! 7 Stunden 27 Minuten Fahrzeit!


Im Ziel

Nach dem Ziel gab es direkt die Finisher Medallie und es ging übers Buffet. Käse, Gebäck, Wasser, ein Traum. Ricardo war nach 6 Stunden und 25 Minuten im Ziel und war bereits regeneriert, fitt für den nächsten Berg. Malte rollte nach 8 Stunden und 1 Minute durchs Ziel.

169 Kilometer, 4017Hm! Wir haben es geschafft! Geil!

Kurze Meldung in die Heimat, noch ein Gruppenfoto und dann ging es zur Pasta Party und dem Bier. Wir quatschten im Schatten, genossen unsere Leistung und auf einer Großleinwand fuhr Sagan gerade die 2. Etappe ins Ziel.

Die Rückfahrt ins Hostel

Unser Tagesziel war aber noch nicht erreicht. Wir mussten noch etwa 30 Kilometer zurück nach Annecy. Überwiegend bergab aber zunächst durch den dichten Verkehr, denn alle wollten zurück auch die Autos und Busse. Wir mogelten uns durch und fuhren gemütlich zurück in Hostel. Duschen, etwas Essen, ein Bier und weiter wildes Austauschen der gesammelten Eindrücke. Bei all dem gequatsche haben wir nicht mitbekommen, dass die Bar um 21:15 schloss. Es war ja Sonntag. Kein Bier mehr? Ja kein Bier mehr! Bitter. Scheinbar sind wir im Profibusiness angekommen 😀

Der Morgen danach

Am Montag ging Ricardo noch mal auf Höhenmeterjagd, der Crêt de Châtillon (17km, 1200Hm) war sein Frühstück. Malte und ich hatten Bock auf ein richtiges Frühstück. Auschecken, Auto packen und dann ab nach Annecy. Die Stadt war im Vergleich zu Samstag wie ausgestorben. Kaum Menschen auf der Straße, alles zu. Fast alles. Die Bäckerei Le Boulanger Du Faubourg hatte auf, die Leute standen bis auf die Straße, alles Franzosen. Hier muss es gutes Zeugs geben! So kaufte Malte die halbe Bäckerei leer und mit Baguette, Croissants und Espresso ging es dann zum See. Frühstücken! Ein Traum! Das Frühstück und dieses Annecy. Wären wir vor uns hin frühstückten, schrieb Ricardo er wäre nun oben und kommt zurück. Wir dachten „what the fuck“ und ab zurück. Rest ins Auto packen und zurück nach Düsseldorf.

Fazit

Die L’Etape du Tour war eine super organisierte Veranstaltung in wunderschöner Umgebung mit einer tollen Truppe. Es war – zumindest für mich – kein Zuckerschlecken (nicht immer), gerade der Col de Romme kostete viel „mentale Stärke“ aber es war perfekt. Denkt man drüber nach was wir wahnsinniges da am Wochenende gemacht haben, 1600 Kilometer mit dem Auto um knapp 170 Kilometer Fahrrad zu fahren, bereut man ein wenig, dass man nur so kurz vor Ort war, gerade weil wir nicht ahnten wie fantastisch es vor Ort sein wird. Aber es ist auch schön wieder bei den Liebsten zu sein!


Hinweis wer sich das ganze in bewegten Bildern ansehen möchte, am Dienstag den 17.07. fahren die Profis diese Etappe im Rahmen der Tour de France.

Eurosport 1 HD
Rennen 13:15-18:15
Zusammenfassung 21:00-22:00

ARD
16:05 – 18:00

Oder im Internet über den Eurosport Player (kostenpflichtig) oder Sportschau.de (kostenlos)

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Le Etape du Tour… noch 100 Tage

Juli, Frankreich, Annecy… das Jedermannrennen auf einer original Etappe der diesjährigen Tour de France wartet auf 15.000 Teilnehmer. Noch 100 Tage und Malte, Ricardo, Henning und ich und ungefähr 14.996 Verrückten gehen an den Start. 4 Alpenpässe, einer mit Schotterabschnitt, Steigungen von 11,9% über 6 Kilometer, über 4000 Höhenmeter und 169 Kilometer und ich bin mittendrin!

Los geht es in Annecy, einmal fast komplett um den See von Annecy dann ins Hinterland. Nach gut 40 Kilometern erreicht man Thônes, wo mit dem Col de la Croix Fry der erste Anstieg wartet. 12,8 km, 6,8% durchschnittliche Steigung mit einer Maximalen von 9,3 Kilometern

Oben angekommen erwartet einen der herrliche Ausblick auf den Arravis Gebirgszug. Es folgen 20 Kilometer Abfahrt von 1480 runter auf 720 Metern über normal Null.
Genug Erholung für den zweiten Anstieg? Es wartet das Plateau de Glières: 6 Kilometer um wieder auf eine Höhe von 1390 Meter zu klettern. Die durchschnittlichen 11,2% Steigung müssen auf den letzten 1,5 Kilometern auf unbefestigter Straße erklimmt werden. Auf dem Gipfel ist dann auch schon fast Bergfest was die Etappendistanz betrifft, 80 von 169 Kilometern in den Beinen!

Nach anschließender Regenerationsfahrt auf etwa 50 flachen Kilometern (ein kleiner Hügel ist noch dabei) folgt der Col de Romme. 8,8 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von 8,9%. Die anschließenden 3 Kilometer Abfahrt zum Anstieg des Col de la Colombière führen an der letzten Verpflegungsstation vorbei. Gestärkt wartet dann der letzte Berg. der Col de la Colombière mit 7,5 Kilometern und 8,5% durchschnittlicher Steigung. Ist dieser geschafft geht es gemütlich die letzten paar Kilometer hinab ins Ziel nach Le Grand-Bornand.

Weil das bestimmt nicht genug ist wartet nach der L’Etape du Tour dann noch die Rückfahrt von Le Grand-Bornand nach Annecy (ca 30km) ins Hotel. Zu mindestens warm gefahren sollten wir dann ja sein 😉

Le Etape du Tour
Ein von der ASO organisiertes Jedermannrennen auf der Strecke einer Etappe der Tour de France.
Gefahren wird oft die Anspruchsvollste Etape der in dem Jahr zu fahrenden Tour de France.
Bis zu 15.000 Teilnehmer gehen an den Start. 
Zur Event Webseite