Am Pfingstmontag ist ganz Friesland auf dem Rad und fährt durch die Fietselfstedentocht durch die 11 friesischen Städte Bolsward, Harlingen, Franeker, Dokkum, Leeuwarden, Sneek, Ijlst, Sloten, Stavoren, Hindeloopen und Workum.
Ursprung dieser Rundfahrt ist das 1909 zum ersten Mal ausgetragene n Natureis-Langstreckenrennen im Eisschnelllauf durch Friesland, die Elfstedentocht.
Mit 15.000 Startern verschiedenster Art von gemütlich bis flott, von jung bis alt, alleine oder im Tandem, in Spandex oder Flipflops eigentlich immer ein Garant für riesig Spaß auf dem Rad und an der Strecke.
Eigentlich, dieses Jahr wurde die Veranstaltung aufgrund des Corona Virus abgesagt. Nun ist es aber schon Tradition das wir Pfingsten bei der Familie in Friesland sind und ich „mal kurz“ ne Runde mit dem Rad drehe und alte Tradition brechen, soll man nicht. So ging es Pfingsten mit dem Rad im Gepäck nach Friesland.
Das kleine Schwarze war zum Wellness beim Radsportladen meines Vertrauens. So kam das Winterrad zum Einsatz. Gut wenn man mehrere Räder zur Auswahl hat.
Da ich befürchtete das mehrere auf die Idee kommen die Fietselfstedentocht selbstorganisiert zu fahren, entschied ich mich Sonntag anstatt Montag zu fahren – passte auch privat besser ;-). Der Blick auf den Wind sagte Nord/Nord Ost mit 15-25kmh an, also Standard Route und die letzten 60 Kilometer Gegenwind oder verkehrt herum und die letzten 40 Kilometer Rückenwind? Bei geplanten 235 Kilometern entschied ich mich für den Rückenwind zum Abschluss.
Um 5:45 ging es los, etwas später als geplant aber dafür mit Kaffee und Frühstücksbrot von der lieben Frau. Los ging es nicht wie üblich in Bolsward, sondern in Franeker, ersparte die Anreise. Von Franeker ging es nach Harlingen und weiter nach Bolsward. Quasi auf den Spuren gern gefahrener „Hausrunden“.
Nach einer Stunde erreichte ich Bolsward, es war wie leergefegt, wie ausgestorben. Aber viele der gelben „Fietselfstedentocht“ Fahnen schmückten die Stadt und so fühlte es sich wenigstens etwas nach richtiger Fietselfstedentocht an.
Ich ließ Bolsward zügig hinter mir, wie zuvor kein Stempeln, kein Anstellen. Es ging weiter nach Süden über Workum bis nach Hindeloopen ans Ijsselmeer. Immer mal wieder kamen mir Grüppchen entgegen, mal 6, mal 10 aber auch ein zwei größere. Vielleicht die gleiche Idee wie ich gehabt? Ich folgte weiter einsam der Route, verkehrt herum wollte wohl keiner fahren. Einsam aber gut gelaunt ging es durch die schöne Landschaft, ich hatte das Gefühl man nimmt mehr wahr als wenn man „normal“ auf Fietselfstedentocht geht. In Oudemirdum drehte ich dem Ijsselmeer wieder den Rücken zu und es wurde waldig. Ich passierte das Waldgebiet „Starnumanbossen“ und gleizeitig mit 4m über Normalnull, den höchsten Punkt der Tour.
Nach kurzer Pause in Sloten ging es über Ijst und Sneek zurück nach Bolsward. Hier ist quasi die Mitte der wie eine Acht gezeichnete Route. Start, Halbzeit und Ziel sind normalerweise in Bolsward. Für mich war in Bolsward der Jumbo Supermarkt. 12 Minuten zu früh um 9:48 stand ich vor der Tür. Zwangspause bis der Supermarkt öffnete, dann schnell im mir unbekannten und somit völlig unübersichtlichen Jumbo alle Gänge dreimal nach was essbarem abgrasen zur Kasse und raus. 200g Erdnüsse, Wasser, Cola, Stropwaffeln und Smoothie einverleiben, den Rest verstauen und zack 10:32 Uhr also hopp hopp weiter geht’s es warten noch 114 von 235 Kilometern.
Mittlerweile saßen im Zentrum von Bolsward hier und da ein paar Fahrer, aßen was oder machten eine Pause. Von Bolsward ging es in nördlicher Richtung auf nach Leeuwarden. Wie vermutet kam nun der Teil mit dem Gegenwind. Irgendwie fahre ich das Stück Bolsward – Leeuwarden immer mit Gegenwind. Mein Schwiegervater verriet mir nach der Tour, man nennt diesen Abschnitt wohl liebevoll „Hölle des Nordens„. Aber vielleicht sind es auch die Beine nicht der Wind die mich fluchen lassen.
Jammern nützt nix sind ja nur knapp 80km bis zum Rückenwind. Was mir bei der üblichen Fietselfstedentocht mit den anderen 15.000 Leuten nie aufgefallen ist, die Routen Führung nach Leeuwarden ist recht verknotet. Hätte man einfacher haben können. Nach 160 Kilometern war Leeuwarden trotzdem erreicht. Ne Banane on the bike und weiter den Kopf in den Wind. Was ich auf dem Rad nicht wusste nur es waren nur noch 24 Kilometer im Wind. Nach 184 Kilometern von 235 war ich in Dokkum.
Die große Freude den Dreckswind hinter mir gelassen zu haben und Gewissheit der 30er Schnitt ist sicher, beflügelt mich und als ab Holwerd der Wind dann auch von hinten schob konnte ich noch mal letzte Reserven ins Pedal drücken. So flog ich die letzten 40 Kilometer mit einem 36er Schnitt nach Hause.
Nach 7:40 Fahrzeit war meine 4. Fietselfstedentocht im Sack. Mit Pause war ich 8:44 unterwegs. Keine Stempelkaart, kein einziger Stempel, keine Medaille aber mich erwartete leckerer Kochen. Perfekt!
Was war das ein Tag. Froh mich entschlossen zu haben die Fietselfstedentocht selbstorganisiert zu fahren und schon etwas stolz das Ding auf dem Winterrad, alleine mit nem Schnitt von 30,8kmh in den Asphalt gebrannt zu haben. Was wäre nur mit dem kleinen schwarzen möglich gewesen 😉