Fietselfstedentocht 2020 Corona Edition
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Fietselfstedentocht 2020 – Corona Edition

Am Pfingstmontag ist ganz Friesland auf dem Rad und fährt durch die Fietselfstedentocht durch die 11 friesischen Städte Bolsward, Harlingen, Franeker, Dokkum, Leeuwarden, Sneek, Ijlst, Sloten, Stavoren, Hindeloopen und Workum.

Fietselfstedentocht Route

Ursprung dieser Rundfahrt ist das 1909 zum ersten Mal ausgetragene n Natureis-Langstreckenrennen im Eisschnelllauf durch Friesland, die Elfstedentocht.

Mit 15.000 Startern verschiedenster Art von gemütlich bis flott, von jung bis alt, alleine oder im Tandem, in Spandex oder Flipflops eigentlich immer ein Garant für riesig Spaß auf dem Rad und an der Strecke.

Fietselfstedentocht ohne Corona sieht es so aus
So sieht es ohne Corona aus

Eigentlich, dieses Jahr wurde die Veranstaltung aufgrund des Corona Virus abgesagt. Nun ist es aber schon Tradition das wir Pfingsten bei der Familie in Friesland sind und ich „mal kurz“ ne Runde mit dem Rad drehe und alte Tradition brechen, soll man nicht. So ging es Pfingsten mit dem Rad im Gepäck nach Friesland.

Das kleine Schwarze war zum Wellness beim Radsportladen meines Vertrauens. So kam das Winterrad zum Einsatz. Gut wenn man mehrere Räder zur Auswahl hat.

Da ich befürchtete das mehrere auf die Idee kommen die Fietselfstedentocht selbstorganisiert zu fahren, entschied ich mich Sonntag anstatt Montag zu fahren – passte auch privat besser ;-). Der Blick auf den Wind sagte Nord/Nord Ost mit 15-25kmh an, also Standard Route und die letzten 60 Kilometer Gegenwind oder verkehrt herum und die letzten 40 Kilometer Rückenwind? Bei geplanten 235 Kilometern entschied ich mich für den Rückenwind zum Abschluss.

Um 5:45 ging es los, etwas später als geplant aber dafür mit Kaffee und Frühstücksbrot von der lieben Frau. Los ging es nicht wie üblich in Bolsward, sondern in Franeker, ersparte die Anreise. Von Franeker ging es nach Harlingen und weiter nach Bolsward. Quasi auf den Spuren gern gefahrener „Hausrunden“.

Nach einer Stunde erreichte ich Bolsward, es war wie leergefegt, wie ausgestorben. Aber viele der gelben „Fietselfstedentocht“ Fahnen schmückten die Stadt und so fühlte es sich wenigstens etwas nach richtiger Fietselfstedentocht an.

Ich ließ Bolsward zügig hinter mir, wie zuvor kein Stempeln, kein Anstellen. Es ging weiter nach Süden über Workum bis nach Hindeloopen ans Ijsselmeer. Immer mal wieder kamen mir Grüppchen entgegen, mal 6, mal 10 aber auch ein zwei größere. Vielleicht die gleiche Idee wie ich gehabt? Ich folgte weiter einsam der Route, verkehrt herum wollte wohl keiner fahren. Einsam aber gut gelaunt ging es durch die schöne Landschaft, ich hatte das Gefühl man nimmt mehr wahr als wenn man „normal“ auf Fietselfstedentocht geht. In Oudemirdum drehte ich dem Ijsselmeer wieder den Rücken zu und es wurde waldig. Ich passierte das Waldgebiet „Starnumanbossen“ und gleizeitig mit 4m über Normalnull, den höchsten Punkt der Tour.

Nach kurzer Pause in Sloten ging es über Ijst und Sneek zurück nach Bolsward. Hier ist quasi die Mitte der wie eine Acht gezeichnete Route. Start, Halbzeit und Ziel sind normalerweise in Bolsward. Für mich war in Bolsward der Jumbo Supermarkt. 12 Minuten zu früh um 9:48 stand ich vor der Tür. Zwangspause bis der Supermarkt öffnete, dann schnell im mir unbekannten und somit völlig unübersichtlichen Jumbo alle Gänge dreimal nach was essbarem abgrasen zur Kasse und raus. 200g Erdnüsse, Wasser, Cola, Stropwaffeln und Smoothie einverleiben, den Rest verstauen und zack 10:32 Uhr also hopp hopp weiter geht’s es warten noch 114 von 235 Kilometern.

Mittlerweile saßen im Zentrum von Bolsward hier und da ein paar Fahrer, aßen was oder machten eine Pause. Von Bolsward ging es in nördlicher Richtung auf nach Leeuwarden. Wie vermutet kam nun der Teil mit dem Gegenwind. Irgendwie fahre ich das Stück Bolsward – Leeuwarden immer mit Gegenwind. Mein Schwiegervater verriet mir nach der Tour, man nennt diesen Abschnitt wohl liebevoll „Hölle des Nordens„. Aber vielleicht sind es auch die Beine nicht der Wind die mich fluchen lassen.

Jammern nützt nix sind ja nur knapp 80km bis zum Rückenwind. Was mir bei der üblichen Fietselfstedentocht mit den anderen 15.000 Leuten nie aufgefallen ist, die Routen Führung nach Leeuwarden ist recht verknotet. Hätte man einfacher haben können. Nach 160 Kilometern war Leeuwarden trotzdem erreicht. Ne Banane on the bike und weiter den Kopf in den Wind. Was ich auf dem Rad nicht wusste nur es waren nur noch 24 Kilometer im Wind. Nach 184 Kilometern von 235 war ich in Dokkum.

Die große Freude den Dreckswind hinter mir gelassen zu haben und Gewissheit der 30er Schnitt ist sicher, beflügelt mich und als ab Holwerd der Wind dann auch von hinten schob konnte ich noch mal letzte Reserven ins Pedal drücken. So flog ich die letzten 40 Kilometer mit einem 36er Schnitt nach Hause.

Fietselfstedentocht geschafft!

Nach 7:40 Fahrzeit war meine 4. Fietselfstedentocht im Sack. Mit Pause war ich 8:44 unterwegs. Keine Stempelkaart, kein einziger Stempel, keine Medaille aber mich erwartete leckerer Kochen. Perfekt!

Fietselfstedentocht der Kuchen danach

Was war das ein Tag. Froh mich entschlossen zu haben die Fietselfstedentocht selbstorganisiert zu fahren und schon etwas stolz das Ding auf dem Winterrad, alleine mit nem Schnitt von 30,8kmh in den Asphalt gebrannt zu haben. Was wäre nur mit dem kleinen schwarzen möglich gewesen 😉

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Langstrecke

Die Idee

„Mann“ hat ja viele Ideen die so im Kopf herumschwirren, manchmal reicht ein kleiner Impuls um solch eine Idee frei zu lassen. Die Idee mit dem Fahrrad an einem Tag von Düsseldorf nach Franeker zu fahren war solch eine Idee und der Impuls kam Anfang April.

Anreise

Nicht von Düsseldorf sondern ab Franeker… der Plan, die Tochter freitags mit dem Zug zu den Großeltern und Samstag mit dem Fahrrad zurück. Das Fahrrad ging praktischer Weise eine Woche vorher mit den besagten Großeltern schon vorab auf die Reise. Wir folgten seltsamerweise reibungslos mit der Bahn.

Es geht los

Samstag ging es nach dem Frühstück um 8:45 Uhr auf die Strecke. Es war mit 4 Grad knackig kalt aber die Sonne strahlte mir entgegen und so ging es voller Motivation auf die ersten 30 Kilometer. Ein Teil der Strecke war mir von den Teilnahmen an der Fietselfestedentocht noch bekannt. In Sneek angekommen, waren die zu fahrenden „Landstraßenkilometer“ für den niederländischen Teil der Strecke geschafft.

Radinfrastrukturgenuss

Die Route verlief von da an immer auf breiten Radwegen getrennt von der Landstraße weiter über Lemmer, Emmeloord und Kampen. Kreuzungen konnten dank Kreisverkehr oft ohne Halt gequert werden ab und an gab es auch mal eine aufwändige Brücken oder Tunnelkonstruktion um z.B. die Autobahn inklusive Anschlussstelle reibungslos passieren zu können. Kontaktschleifen im Boden schalten Ampeln rechtzeitig grün und wenn es doch mal Rot bleibt, zeigt ein Zähler an wie lange es bis zur nächsten Grünphase dauert. Naben der großartigen Infrastruktur sind aber auch die Autofahrer aufmerksam, zuvorkommend und an den Radverkehr gewöhnt.

So machte das Radfahren doppelt Spaß, hinzu kam noch der andauernde Rückenwind nur das Wetter drohte zu kippen. Die Sonne verschwand immer mal wieder hinter bedrohlich dunklen Wolken.

Status an die Radkumpels nach 75km: „2,5h unterwegs, 75km, 30er Schnitt, Dank mega Rückenwind 130bpm, 170 Watt

Der Höhepunkt

In Wezep, im Waldgebiet unweit der „Prinses Margriet“ Kaserne war der höchste Punkt der Strecke erreicht, 56 Meter über Normalnull. Ich dachte erst ich hätte diese Hürde schon in Ens auf der Brücke über das „Zwarte Meer“ genommen, aber dort waren es nur 16 Meter über Normalnull. Nach dem „Anstieg“ gönnte ich mir in Heerde die erste richtige Pause. Immer hin, von Der eigentliche Grund für die Pause war „Nahrungsbeschaffung“, nach 2 Bananen und einem Riegel auf den ersten 110 Kilometern war Nachschub angesagt, nicht das auf den restlichen 160 Kilometern irgendwann der Mann mit dem Hammer an der Ecke steht und wartet.

Mittagspause

Wasser, Fanta, Schoko-Croissants, Datteln, Nüsse und Stroopwaffels. Radfahrer ernähren sich ja immer gesund und nachhaltig. Kaum raus aus dem Supermarkt fing es an zu schneien, ein Blick auf den Wetterbericht verriet mir das es wohl nur ein Schauer ist, auch blieb der kram nicht liegen. Die Schneepause nutzte ich um ein wenig zu essen. Nach dem Schauer ging es gestärkt und noch gut gelaunt weiter.

Kreuzfahrt Teil 1

In Welsum ging es zur Abwechslung mal ein Stück mit der Fähre. Einmal rüber über die IJssel nach Olst. Nach 2 Minuten war die Schiffsreise auf der Olsterveer auch schon geschafft.

Deventer

Nach 130 Kilometern erreichte ich Deventer, scheinbar eine etwas größere Stadt, aber die Befürchtung das man sich durch den Stadtverkehr kämpfen muss war unbegründet. Fahrradspur, Grünpfeil (ohne Pfeil), eigene Fahrradampeln und die gewohnt guten Radwege ließen mich gut durch die Stadt rollen. Das so etwas die Leute aufs Rad lockt merkt man an jeder roten Ampel. Da stehen nicht zwei oder drei, sondern eher 10 bis 15 Radfahrer und warten geduldig auf die nächste Grünphase. 

Ab Deventer folgte die Route der IJsselline, eine alte Verteidigungsanlage, die zum Schutz vor einer Invasion Überschwemmungen entlang der IJssel und des Umlands herbeiführen konnte.

Bei Kilometer 150 Kilometer war es wieder Zeit für ein kurzen Status an die Jungs in Düsseldorf:

„150km, 5:12 Fahrzeit, 29er, zwischendurch mal Schnee“

Grenzübertritt

Zeit war es auch für getrennte Wege nach fast 40 gemeinsamen Kilometern, trennten ich mich von der IJssel und nahm die letzten 30 niederländischen Kilometer in Angriff. Ich motivierte mich mit der Idee an der Grenze ein Kaffee und Kuchen Pause einzulegen. Doch in Netterden ging es dann nach 180 Kilometern äußerst unspektakulär über die Grenze. Radweg neben der Landstraße, ein Schild, mehr nicht.

Aber was soll man machen, es muss weiter gehen, in Rees geht es mit der Fähre über den Rhein, da ist bestimmt eine Gelegenheit. Nach 10 Kilometern in Deutschland, das erste „Schlechter Radweg“ Schild, kurz darauf der erste Autofahrer der meine Vorfahrt missachtet, endlich wieder in der gewohnten Umgebung.

Kreuzfahrt Teil 2

Nach 200 Kilometer ging es durch Rees, eine Stadt die am Samstagnachmittag wohl schläft. Es war so ruhig, dass ich vor Schreck auf die Uhr guckte, es war doch erst 16:30. Ich entschied mich dank zurückgewonnener Motivation (Datteln machen glücklich) ohne Stopp die Fähre zu nehmen.

Der Fährmann war ein sehr netter Mann, erklärte mich aufgrund meiner Distanz für etwas bekloppt, aber lud ich ein gerne noch mal wieder zu kommen, empfahl mir aber auf besseres Wetter zu warten. Das Wetter hatte mich nämlich eingeholt, es regnete, der größte Teil zum Glück während der Überfahrt.

Rote Welle

Von Rees nach Xanten führte um größten Teil ein schöner Radweg zum Teil am Rhein zum Teil Xantener See entlang. Der beste Teil der deutschen Strecke. Hinter Xanten folgte die Route durch Rheinberg, Moers bis Uerdingen auf gut 30 Kilometer fast nur der Landstraße. An Kreuzungen hatte der parallele Autoverkehr grün, als Radfahrer / Fußgänger musste man erst den Taster an der Ampel drücken um dann auch direkt grün zu bekommen, Allerdings hieß das immer wieder anhalten, losfahren. Nervig. Gerade wenn man über 200 Kilometer in den Beinen hat.

Zielsprint

Nach 250 Kilometern war ich in Uerdingen, man kannte sich wieder aus, schön war es nicht aber die letzte „ich bin gleich zu Hause“ Motivation machte sich breit noch ein Foto und weiter. So langsam machte sich der Sonnenuntergang breit aber es war geschafft, 272 Kilometer, 9 Stunden 20 Minuten Fahrzeit, 11 Stunden (Gesamtzeit) ich war zu Hause!

Erstmal duschen, essen und dann bin ich auf dem Sofa eingeschlafen.
Was ein Tag!

Zahlen

  • 272 Kilometer,
  • 637 Höhenmeter
  • 9:20 Fahrzeit
  • 10:55 Gesamtzeit
  • 29,1 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit
  • 46,1 km/h maximal Geschwindigkeit
  • 76 Umdrehungen die Minute
  • 167 Watt
  • 5006 Kalorien
  • 2 bis 11 Grad, 6 Grad Durchschnitt

Die Tour auf Strava [link]