Der Flieger geht erst am Abend, also auf die Räder, fertig, los! Der Mallorca Urlaub began mit der Tour zum Randa also warum nicht genau so beenden? Die Strecke kennt man mittlerweile, so rollte man einfach vor sich hin.
Am Randa gab es dann noch mal etwas Druck aufs Pedal. Wer zu erst oben ist…. 3… 2… 1… Attacke! Am Ende reichte es sogar für ein neuen persönlichen Rekord, „Randa full climb“ in 16:12 Platz 14269 /63386. Denke die Top 10 ist mir bald sicher 😉
Abfahrt, die Belohnung für den Anstieg! Laufen lassen… es ging flott runter und auch flott weiter, 39er Schnitt vom Randa zurück zur Ferienwohnung. Da weiß man wenigstens später wo die Krämpfe im engen Flugzeugsitz her kommen. Starker Abschluss für ein paar starke Tage auf Mallorca!
Zahlen des Tages
50 Kilometer 487 Höhenmeter 29,7kmh Durchschnittsgeschwindigkeit
Heute teilten wir uns wieder auf, Stefan und ich fuhren zusammen erst in den Nordosten von Mallorca, Alex führ etwas später direkt in den Osten der Insel. Treffpunkt das Kloster Sant Salvador bei Felanitx.
So viele Straßen gibt es rund um die Wohnung nicht, da kennt man sich mittlerweile schon gut aus, also erstmal ab in Richtung Randa aber heute ohne ihn zu erklimmen. Es ging direkt weiter über Monturi nach Petra. Hinter Petra beginnt das Segment „Wellblech“ , wie der Name vermuten lässt, eine wellige Straße. Mit der Spiegelung der Sonne auf dem Asphalt wirkt es dann wirklich wie Wellblech. Kleine Wellen auf und ab, da ist der Rückenwind dein bester Freund.
Wir drehten noch vor Arta um und fuhren quasi parallel zur „Wellblech“ Strecke wieder in Richtung Süden. Eben noch Rückenwind, jetzt Gegenwind! Außerdem wurde auch die Straße deutlich schlechter, für Mallorquinische Verhältnisse erschreckend, vielleicht ist in der Gegend die lokale Gravelszene daheim?
Wir bissen uns durch in Felantix stoppten wir vor dem Anstieg hoch zum Kloster noch an einer Tankstelle, füllten die Speicher auf und machten uns auf den Weg nach oben. Es wurde Zeit, schließlich wartete Alex schon oben auf uns!
Der Anstieg hoch zum Kloster San Salvador ist richtig geil, 4 Kilometer 7,2% Steigung, schöne kurvige Straße mit weitem Blick übers Land. Oben im Kloster wartet eine kleine Galerie mit sechs Weltmeister Trikots von Guillermo Timoner. Der ehmaliger Radrennfahrer aus Felantix ist der erfolgreichste Steher aller Zeiten. Auch das Kloster und vor allem das etwas niedriger liegende Cristo Rei Monument ist beeindruckend. Am Kloster nutzten wir den kostenlosen Trinkwasserbrunnen und füllten unsere Trinkflaschen auf, quatschten mit interessierten Rentnern über den Radsport und genossen die Aussicht.
Die Belohnung für den Anstieg ist? Ja die Aussicht… aber viel mehr noch die Abfahrt! Im Gegensatz zu unserer Abfahrt nach Sa Calobra war hier mal überhaupt nix los… freie Straßen, gute Sicht auf die Strecke, einfach genießen und laufen lassen. Herrlich!
Nach der Tankstelle ist vor der Tankstelle. Unten gönnten wir uns noch mal etwas Nachschub für die restlichen 40 Kilometer. Entspannt rollten wir durchs schöne Porreres und dann über Llucmajor auf bekannten Wegen zurück zur Wohnung.
Letzter Abend auf Mallorca! Also noch mal aufs Rad runter ans Meer, Schwimmen, Bier und den Sonnenuntergang genießen!
Zahlen des Tages
142 Kilometer 1313 Höhenmeter 27,9 kmh Durchschnittsgeschwindigkeit
Gestern der Osten heute der Westen, am 4 Tag ging es durch das Mallorca was man aus dem TV kennt, zumindestens am Anfang. Von S’Arenal bis Can Pastilla quasi die Ballermann Tour, wir sparten uns allerdings jeglichen Stopp und rollten einfach so durch die Partyleichen und Sonnenbrandhugos. In Can Pastilla begann dann ein schicker aber sehr sehr enger Küstenradweg, manch ein Kurvenradius erforderte schon eine sehr gute Radbeherrschung. Eine besondere Herausforderung war, sich nicht ständig von dem schönen Ausblick aufs Meer ablenken zu lassen.
Vorbei an der Kathedrale La Seu am Ufer von Palma, durch den Sporthafen und dann zack rechts die Treppen hoch. Treppen? Ja, Treppen! Es ging gefühlt 2174 Stufen hoch, vorbei an lustiger Architektur und dann durch einen kleinen Wald bergauf hoch zum Castell de Bellver, eine Festungsanlage aus dem Jahr 1303. Von dort oben hat man eine großartige Aussicht auf Palma und die Küste.
Kurzer Stopp und dann über einen kleineren, weniger bekannten Schotterpfad wieder runter, durch kleine alte Gassen bis man wieder die bekannten großen Straßen kommt.
Von Palmanova nach Paguera führt ein seperater Radweg. Hinter Costa de la Calma war allerdings nicht mehr jede Bodenplatte fest, so kam es dazu, dass Stefan mit dem Vorderrad eine Bodenplatte anhebte und das Hinterrad dieser zum Opfer fiel. Ich vorne weg merkte nix, wunderte mich nur das die Jungs nicht hinterher kamen. Es dauerte und dauerte, ich wollte gerade umdrehen da kam Alex alleine, ich dachte schon scheiße da ist was passiert. Gott sei Dank, war es nur ein Platten, kein Sturz und kein großer Defekt. Gemütlich den Schlauch wechseln, ein wenig rumalbern und schon ging es wieder weiter, Glück gehabt!
Über Port d’Andratx ging es über s’Arracó nach Sant Elm. Eine schöne Strecke, ein paar Hügel aber schön um drüber zu drücken, ein Roller lockte mich aus der Reserve und ich hing mich hinten dran. Wieder mal ein großer Spaß. Sant Elm ist ein kleines feines Hafendörfchen, wenn auch dem Tourismus etwas zum Opfer gefallen. Wir spazierten durch die kleine Fußgängerzone und machten in einem netten Restaurant eine Pause und aßen eine Kleinigkeit. Den Nachtisch holten wir uns an der Eisdiele. Frisch gestärkt ging es wieder zurück bis s’Arracó und dann durch bzw. über die Ausläufer der Serra de Tramuntana.
Mit dem Essen im Bauch ging es auf kleine, teilweise fiese Anstiege hoch durch die Hügel. Schöne ruhige Straßen, kaum Verkehr und hier und da mal ein kleines verschlafenes Dorf. Besonders bergab, konnte man die schönen langen Abfahrten richtig genießen! In Galilea hatten wir nach knapp 90 Kilometer auf 400m Höhe den höchsten Punkt des Tages erreicht.
Es folgten 40 Kilometer Abfahrt… nicht steil aber kontinuierlich. Genau das richtige für das ein oder andere müde Bein. Wir rollten entspannt im Rücken der Hauptstadt Palma auf den uns bereits von der „Sa Calobra und Soller… Yeah„-Tour bekannten Wegen in Richtung Südosten. Kurz vor der Haustür ging es die Küstenstraße Ma6014 hoch und es gab noch mal 120 Höhenmeter Nachtisch!
Direkt um die Ecke von der Wohnung gab es eine kleine Pizzeria, die wir an dem Abend noch überfielen. Bier, Pizza und die Beine ausstrecken (zu Hause kurz schreiben wie anstrengend das Leben doch hier auf Mallorca ist) was will man nach so einem Tag noch mehr?
Der Tag in Zahlen
141 Kilometer 1682 Höhenmeter 22,7 kmh Durchschnittsgeschwindigkeit
Zum Einstieg erstmal zwei Mallorca Klassiker, Sa Calobra und Soller…. Yeah! Es ging wieder in Richtung Randa dieses Mal aber nur dran vorbei, nicht hoch. Von Algaida nach Inca auf vielen kleinen, ruhigen Straßen.
In Inca wurden wir im Kreisverkehr beinah abgeräumt… scheinbar auch nicht so wirklich ausversehen… Adrenalin, Puls… und das auf beiden Seiten… das Stefan den Autofahrer nicht aus dem Fenster rausgezogen hat ist alles… nach dem Stress erstmal eine kurze Pause. Getränke auffüllen, bevor es in die Berge ging.
In Caimari, circa 5 Kilometer nördlich von Inca ging es in die Serra de Tramuntana Gebirgskette, endlich Klettern! Zum Einstieg gab es den Coll de sa Bataia (3,89km, 239hm, 6,1%), der dritthöchste Pass Mallorcas lässt sich schön gleichmäßig fahren, oben wartet die vermutlich bekannteste Tankstelle der Insel. Neben der Tankstelle befindet sich ein kleines Cafe, ein Sammelbecken für Rennradfahrer. Im Anstieg ist jeder sein Tempo gefahren, Alex knackig vorne weg, ich hab versucht wenigstens Blickkontakt zu halten. Stefan ging es mit mir vermutlich genau so.
Von der Tankstelle ging es weiter auf der Ma-10 in Richtung Sa Calobra. Die Straße schlängelt sich knappe 10 Kilometer bis zum Aquädukt welches die beiden Stausseen Gorg Blau und Cúber verbindet. Dort zweigt von der Ma-10 die Straße nach Sa Calobra ab. Wahrscheinlich lässt es sich dort super fahren, wir hingen allerdings im Verkehr fest… viele Autos, Busse und dazwischen Rennradfahrer mit teilweise waghalsigen Manövern. Passend zu der Situation laß ich auf einem Trikot #stayruhiger mein Schmunzeln fiel auf und ich kam ins Gespräch mit den Jungs von FlaR Racing Team wir tauschten Sticker und rollten ein Stück zusammen weiter. Das Verkehrschaos blieb uns leider auf der Abfahrt runter vom Coll dels Reis nach Sa Calobra erhalten. Scheinbar war gerade Touristen-Anlieferungszeit, bestimmt 30 Busse quälten sich bergab durch die Kurven. Zusammen mit hochfahrenden Autos das perfekte Chaos. Wir manövrierten uns sicher durch, ein Radfahrer hat es kurz vor uns aus der Kurve geworfen, aber bis auf ein paar Kratzer nix passiert.
Unten am Port de Sa Calobra angekommen gab es natürlich erstmal ein Foto, dann ein Eis, ne Cola und dann ging es ab runter ans Wasser, einmal die Füße ins Meer hängen und den Ausblick genießen. Wir trafen unten neben dem Kurvenknutscher auch wieder die FlaR Truppe – schon praktisch so auffällige Trikots.
Sa Calobra, viele kennen es, ist eine Sackgasse… sprich den Spaß den wir bergab nicht so richtig hatten, hatten wir jetzt bergauf… auch nicht 😉 Es ging den Coll dels Reis (10,1km, 710hm, 7%) wieder hoch. Ein Anstieg der 1. Kategorie mit immer mal wieder knackigen aber kurzen Steigungen um die 14%. Wir quälten uns hoch, im Nacken schon wieder die Busse… das motivierte uns zusätzlich, bloß nicht überholt werden! Traumhafte Ausblicke und im Anstieg etwas mehr Zeit auch mal ein Foto zu knipsen. Ebenfalls wieder dabei die Flar Jungs, die perfekte Gelegenheit um sich noch schnell bei Instagram zu vernetzen. Kurz darauf hielt ich an, ließ die ersten paar Busse vorbei und weiter ging es! Dachte ich… aber das Anhalten hat scheinbar dafür gesorgt, dass meine Beine denken „fertig“, es lief nach dem Stopp um einvielfaches schwerer… wobei es lag bestimmt nur daran, dass der Coll dels Reis am Ende am steilsten ist.
Oben sammelten wir uns wieder, ne Cola, ein Eis… weiter geht’s! Hoch zum Cúber, man gönnt sich ja sonst nix. Weiter über die perfekt asphaltierte Ma-10 erst am Gorg Blau vorbei und dann im Schatten des höchsten Bergs der Insel, dem Puig Major, vorbei am Cúber. Nach dem Tunnel hat man es geschafft, bis Soller geht es jetzt eingentlich nur noch bergab… der Lohn für die harte Arbeit. BALLERN!
In Soller rollten wir gemütlich durch die kleinen Gassen, gönnten uns natürlich ein Orangen Eis und machten uns dann teilweise motiviert auf den Rückweg über den Col de Soller. Alex machte die Hitze zu schaffen aber wir fahren ja kein Rennen also ging es weiter, jeder sein Tempo, am Gipfel wurde gewartet. Der Coll de Soller (10km, 450hm, 4,5%) ist mein Anstieg, so mag ich es, moderate Prozente mit knackigen Kehren… davon allerdings sehr viele… ich fuhr mich in eine Art Rausch packte die 2. Motivation aus und hatte das Gefühl ich flieg den Anstieg hoch. Es waren dann doch nur 15 kmh im Schnitt, aber Strava sagt ich hab es auf Platz 21359 von 68622 geschafft. Proooost!
Auf dem Weg runter, warnte uns ein Rennradfahrer es sei rutschig in den Kurven. Also wieder runter langsamer als es muss! Uns kam nix rutschiges unter die Reifen aber sicher ist sicher, Straßenbelag war auch nicht so super. Über Sa Cabaneta ging es auf kleinen Straßen ohne weitere nenenswerte Erhebungen weiter bis S’Arenal. Da die Wohnung quasi am höchten Punkt der Ma-6014 liegt gab es auf den letzten 7 Kilometer noch mal ein paar Höhenmeter gratis.
Zahlen des Tages
175 Kilometer 2840 Höhenmeter 23,5 kmh Durchschnittsgeschwindigkeit
Wir starten erstmal nur zu zweit, Alex machte heute einen ruhigen Tag. Der Plan er entspannt, Stefan und ich fahren ne Runde und am Ende treffen wir uns am Strand. Stefan und ich entspannt… hätte man ahnen können, wir ballerten also wieder mal nach Llucmajor, von dort aber weiter über Campos bis nach Cas Concos des Cavaller (klingt wie ein Buchtitel aber ist nur der Name des Orts) in den Osten von Mallorca. Mal wieder schöne kleine Caminos bei bestem Wetter plattfahren.
Wir entschieden uns bis Cala Pi für eine Ein-Stopp-Strategie, erster und letzter Halt war somit in Santanyí. Frische Getränke, etwas Süßkram… und richtig, ein Eis und dann weiter nach Süden. Eigentlich wollten wir zu den Salinen aber der Komoot Track führte uns stattdessen zum Leuchtturm „Far“ del Cap Salines, auch wunderschön! Nur der Weg von Ses Salines ist eine Sackgasse, hin und zurück machte es dann 22 Kilometer auf ungewohnt schlechtem Asphalt.
In Sa Ràpita, unweit des Traumstrands Es Trenc verwarfen wir unsere Ein-Stopp-Strategie und gönnten uns noch mal ein Kübel Wasser bevor wir die letzten knapp 10 Kilometer bis Cala Pi unter die Reifen nahmen. Unter die Reifen nahm mein Hürzler Leihrad auch irgendwas anderes, spitzes. Kurz vorm ersten Tagesziel also noch ein Platten am Vorderad. Mit frischem Gummi trafen wir auf Alex. Er kam bestens ausgerüstet mit Badeklamotten für uns und Schlösser für die Räder. Wir gönnten uns ne Kleinigkeit zu essen und gingen runter zum Strand.
Nach zwei Stunden wurde es allmählich schattig in der hübschen Bucht und wir packten zusammen. Keine 20 Kilometer bis nach Hause, die letzten 5 Kilometer schön im Windschatten von einem Roller… großartiger Spaß, ich glaub dem Fahrer hat es auch gefallen. Stefan konnte sich auch an einen Roller hängen und kam kurze Zeit später angeflogen.
Zu Hause packten wir noch mal die Badesachen ein, denn nach dem Strand ist vor der Steilküste! Also ab runter an die Steilküste. Schwimmen, Bierchen bei Sonnenuntergang und dann kommen da doch zwei Typen mit einer Gitarre und sorgen für die passende chillige Musik. Genial! Was ein Tag!
Der Tag in Zahlen
Teil 1 112 Kilometer 414 Höhenmeter 30,8 kmh Durchschnittsgeschwindigkeit Teil 2 19 Kilometer 132 Höhenmeter 26,3 kmh Durchschnittsgeschwindigkeit
Unweit von unserer Ferienwohnung haben die Zabels eine Wohnung, also schnell eine Route vom Rick Zabel via Strava mopsen und auf geht es! Ziel der Puig de Randa
Eine alte Legende erzählt, dass vor langer Zeit ein Riese von Algier aus das Mittelmeer überquerte. Er trug einen Korb voller Steine und Erde auf seinem Kopf und hatte ein Schiff unter seinen Füßen festgebunden, damit er nicht unterging. Bei einem Sturm vor Cabrera trieben beide Schiffe auseinander und um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, stützte er sich mit seinem Stock am Ufer der Cala Pi ab. Aber es half nichts, er stürzte trotzdem und der Inhalt seines Korbes ergoss sich auf die Ebenen von Mallorca und bildete den „Puig de Randa“
Zum Randa geht es auf kleinen Seitenstraßen „Caminos“ relativ verkehrsarm aber bequem. In Llucmajor wird es etwas stressiger aber wenn die Mallorquiner etwas gewohnt sind, dann Radfahrer. Einmal raus aus dem Ort geht es langsam bergauf und dann rechts ab durch den Ort Randa hoch zum Puig de Randa (5km, 312HM, 6,2%). Der Anstieg lässt sich gut fahren und auf dem letzten Stück hoch wird man mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Bei 34 Grad den Berg hoch prügeln, da reichte uns die Aussicht nicht, wir gönnten uns oben, in einer kleinen Bar, direkt am Kloster eine Cola und freuten uns auf das was die nächsten Tage noch kommt!
Nach der Tour ging es in den Supermarkt im Nachbarort, erstmal einkaufen! Die Herausforderung alles was man so hungrig in den Einkaufswagen packt muss per Rad noch ca. 1,5 Kilometer (natürlich leicht ansteigend) transportiert werden.
Zahlen des Tages
53 Kilometer 496 Höhenmeter 28,5 Durchschnittsgeschwindigkeit
Um 8 Uhr rollten wir los. Ich fuhr die ersten 100 Kilometer mit Francesco (#cap200). Insgesamt schlängelten sich etwas über 300 Fahrer über die kleinen aber feinen Radwege von Rovereto Richtung Trient.
Die ersten 100 Kilometer nach Bozen waren quasi flach. Die Sonne klemmte hinter den Wolken, es wurde daher nicht so heiß wie erwartet. Nur der Wind war grausam. Volle Kanne Gegenwind. Aber das Grupetto war trotzdem ordentlich am „ballern“. Ob das gut geht?
Nach und nach zerlegten sich die großen Gruppen, der eine hält an um Trinkflaschen zu füllen, der andere will was Essen kaufen oder man nimmt einfach raus weil man noch ein paar Körner für die Anstiege aufheben will.
Francesco (#cap20) verlore ich am Brunnen, dafür fand ich Aleksander (#cap138) zu zweit rollten wir entspannt ein Stück zusammen, wurden von einer Gruppe eingeholt und verloren uns dann alle wieder in Meran. Und so lief es dann immer wieder, eine Gruppe aus drei, vier Leuten. Einmal hängt man sich dran, einmal lässt man sie druch.
Hinter Meran, in Algund ging es kurz und knackig bergauf, die Sonne scheinte mittlerweile auch wieder. Oben kurz die Trinkflasche ausfüllen und noch Mal ne Runde Sonnencreme.
Meine Mittagspause an einem Imbiss habe ich der Hygiene wegen ausfallen lassen. Es gab nur eine Cola als Alternative, die ist wenigstens verpackt. Im Anschluss führte die Route in eine Baustelle. Ein kleiner Umweg und weiter ging es!
Die Route zum Reschenpass war sehr schön, abseits der Hauptstraßen auf überwiegend Radwegen. Allerdings machte die Sonne früher Feierabend und ein Gewitter löste sie ab.
Der Nieselregen ließ sich noch ertragen aber als das Gewitter so richtig los ging, war natürlich kein Unterschlupf weit und breit um mal kurz zu stoppen und die Regenjacke über zu wwerfen
Als ich die Jacke an hatte war das Trikot schon komplett nass. Aber mit Jacke ging es dann. Mit etwas Hitze durch die teilweise steilen aber kurzen Anstiege und der Sonne (kam noch Mal raus) trockeneten die Sachen wieder Recht schnell.
Vom Reschenpass ging es auf die Norbertshöhe keine Nebenstraße aber man kam gut hoch. Runter noch besser. Sehr schöne Abfahrt, nicht besonders anspruchsvoll, einfach gut zu fahren.
In Pfunds bog ich ab und machte meine erste Pause. Schuhe aus, Bier an!
Netto 213 Kilometer und 2030 Höhenmeter. Mit Anfahrt zum Start und dem Umweg aufgrund der Sperrung waren es 220 Kilometer.
Der Supermarkt in Pfunds machte kurz nach meiner Ankunft zu, daher direkt unter die Dusche, etwas die Beine hochlegen und dann zum Italiener „Va Benne“ ein alkoholfreies Weizen, ein größer Thunfisch Salat und ein Teller Pasta. Die Speicher müssen schließlich gefüllt werden.
Fazit, der Tag war nicht so Nerven aufreibend wie gestern! Es war interessant die Leute kennenzulernen, man hat immer was zu quatschen aber, ja anstrengend war es auch.
Morgen
Morgen stehen 226 Kilometer und 1990 Höhenmeter auf dem Programm, Anstiege des Tages wird der Buchener Sattel in Telfs sein, nach 86 Kilometer warten 8km mit durchschnittlich 7,4% Steigung auf mich.
2021 startete mit angezogener Handbremse, Lockdown? Die nächste Corona Welle! Im Home Office braucht es eine extra Portion Motivation damit man sich aufs Fahrrad schwingt. Alte Ziele wie „La Doyenne“ aka „Lüttich Bastogne Lüttich“, wurde bereits auf Herbst 2021 verschoben. Es brauchte bis Juni, damit aus den gelegentlich gesammelten Home Office Kilometer ein geregeltes Vollzeit Pendeln wurde.
Mitte Juni hatte ich nach viel Überredungskunst der Kumpel ein Startplatz beim Ötztaler Radmarathon übernommen. Etwas Respekt vor der Strecke aber motiviert durch den Gedanken „Wer weiß was sich diese Chance noch Mal ergibt„! Gott sei Dank gab es durchs Home Office in der ersten Jahreshälfte schon deutlich mehr Höhenmeter als 2020. Außerdem waren ja noch 10 Wochen bis zum Ötztaler!
Midsommar
Im Juni war wie immer Midsommar! Auch 2021 sind wir wieder los 500km am Stück. Dieses Mal mit 4 Leuten nicht nur bis zur Grenze sondern die gesamte Tour. So war der Plan. Es lief anders aber es war wieder eine großartige Tour. Ich habe selten so gut auf dem Radweg geschlafen [zum Beitrag].
Rund um die Kö
Vor dem Ötztaler fand nach etwas zittern wieder feinster Radsport auf der Konigsallee in Düsseldorf statt. Bei bestem Wetter kämpften Kids, Lastenräder, Frauen, Männer und ein paar Raubkatzen um die Siege bei Rund um die Kö. Unser HakunaMatataRacingTeam verteidigte den 2. Platz aus der letzten Austragung.
Ötztaler
Der Ötztaler ein unglaubliches Event, gut organisiert, trotzdem hart zu fahren – insbesondere als nicht Bergfloh. Dank Felsrutsch kurz vorher, ging es auf hinter Oetz nicht hoch Richtung Kühtai, sondern weiter runter und erst in Heimingen den „Heiminger Sattle“ hoch. So sind die eigentlichen 220 Kilometer und 5050 Höhenmeter doch die auf den Finisher-Trikots gedruckten 238 Kilometer und 5500 Höhenmeter geworden. Dazu noch das Wetterchaos was 1250 Leute schon gar nicht erst an den Start lockte. Start bei 4 Grad, in Italien knapp unter 30, Schnee auf dem Timmelsjoch, Regen in Sölden. Was eine Tour… wahnsinniges Gefühl durchs Ziel zu rollen. Hartes Ding [zum Beitrag].
Querfeld.rhein
Neben Rund um die Kö hat das Team um Schicke Mütze und Cycling Club Düsseldorf dieses Jahr auch eine Gravel Veranstaltung auf den Schotter gezaubert. Querfeld.rhein lud auf die Galopprennbahn Düsseldorf. Zwei Tage Gaudi von Kind über Jedermänner und Frauen bis zu den Pros (u.a. der mindestens seit Paris Roubaix geschätzte Heinrich Hausler) war alles am Start. Ich war dieses Mal nur als Zuschauer dabei, zwei Tage Gaudi mit der Family in einer unglaublich geilen Location. Traumhaft!
Münsterland Giro
So kann das Jahr zu Ende gehen, aber nein da war ja noch der Münsterland Giro! Wie immer am 3. Oktober. Wie oft, bei scheiß Wetter. 95 Kilometer Dauerregen, Schlamm und nasse Kurven nahmen der Veranstaltung etwas das Tempo. Wenigstens war es mit 15-18 Grad nicht kalt. Quasi eine Warmduscher Wasserschlacht. Ich bin aus der Spitzengruppe geflogen und dem Rennen eigentlich nur hinter gefahren. Wenig Teamarbeit viel Arbeit im Wind, am Ende mit einer Handvoll Fahrern die Kilometer klein gekämpft. Am Ende reichte es mit nem 37er Schnitt nur für den 145. Platz. Die Kollegen von DixSept haben ordentlich abgeliefert und trotz des Wetters Max auf den zweiten Platz gefahren (02:08:41, 42er Schnitt!).
Rapha500
Bis zum Jahresende konnte ich auf ein paar Ausfahrten und dem üblichen ins Büro pendeln noch gut Kilometer sammeln. Das Ziel 11.111 Kilometer fiel somit am 5. Dezember. Bis zu den Weihnachtsferien standen 11.700 Kilometer auf dem Tacho. Mit Rapha 500 sollten auch die 12.000 Kilometer kein Problem werden.
Nach 4 Tagen Rapha Festive, standen 3 Tage Familienbesuch an, die restlichen 200 Kilometer großmutig geplant für den Abend des 30. und den 31.12… die erste Erkältung des Jahres machte mir dann einen Strich durch die Rechnung und mein Radjahr 2021 war somit am 27.12.2021 nach 12.005km und 50.726 Höhenmetern vorbei.
Termine 2022
Das neue Jahr bringt ein paar Events mit sich, die Klassiker
22.05.2022 Rund um Köln
12./13.08.2022 Rund um die Kö
03.10.2022 Münsterland Giro
aber auch das lang ersehnte Lüttich Bastogne Lüttich (23.04.2022) steht auf dem Kalender.
Ob es dieses Jahr wieder ein Ötztaler Radmarathon (28.08.2022) zu fahren gibt, wo die Midsomar Tour (ca. 24.06.) lang führt und ob ich dieses Jahr auf der Galopprennbahn in Düsseldorf bei Querfeld.rhein (22./23.10.2022) ins Gravelfieber komme ist noch abzuwarten.
Freitagnachmittag parallel zum Kindergeburtstag, Sachen rausgesucht, Tasche gepackt, Auto beladen. Sonntag ist der Ötztaler! Ein Blick aufs Wetter ließ mich alles einpacken von Kurz/Kurz bis Lang/Lang, selbst die Winterschuhe kamen in die Tasche.
Um kurz nach 21 Uhr geht es los, Nachtschicht auf der Autobahn. Knapp über 730km stehen auf der Uhr, im Radio läuft „Can’t stop“ von den Red Hot Chili Peppers. Auf geht es! Bis kurz hinter Stuttgart dort gönn ich mir nach 4 Stunden eine Pause.
Erstaunlich gut erholt geht es um 04:20 Uhr weiter, noch 290km bis zum Frühstück in Sölden. Um kurz nach 8 Uhr sitze ich mit Henning am Frühstückstisch.
Einrollen
Im Anschluss gleich das zweite Frühstück, auf dem Rad! Einrollen für Sonntag. Henning und ich fuhren einmal nach Vent und zurück. Herrliche Gegend, traumhaft schön. 36 Kilometer und 730 Höhenmeter. Wahrscheinlich zählt das hier noch als flach, zu Hause muss man so eine Strecke erstmal suchen!
Afterwork
Der Nachmittag war entspannt, Startnummern abholen, ein wenig durch Sölden schlendern und viel essen. Zwischendurch gönnte ich mir ein Nickerchen. Neben dem ständigen Blick aus Wetter, war auch die mögliche Streckenführung eine spannende Unbekannte. Es sah so aus als sorgt ein Felssturz im Kühtai dafür das die 40. Austragung des Ötztaler Radmarathon, wieder über die Originalstrecke mit einer Länge von 238 Kilometern und 5500 Höhenmetern führt. Pacing Sheet und Erfahrungen aus vorherigen Austragungen verloren somit an Bedeutung.
Fahrerbriefing
Nach dem Abendessen wurde das Fahrerbriefing im Fernsehen übertragen, der Wetterbericht, wenn auch sehr fröhlich von der Wetterdame vorgetragen, ließ nix Gutes erahnen. Regen schon am Start bei circa 4 Grad, in Italien Föhn über 20 Grad und auf dem Timmelsjoch Schnee… Wir tauschten die Klamotten, pinnten die Startnummer um. Guckten noch mal durch diverse Apps. Der Start wohl doch trocken, Regen erst am Nachmittag. Nur der Schnee auf dem Timmelsjoch der war scheinbar sicher. So tauschten wir erneut die Klamotten inkl. Startnummer.
Letzte Infos vor dem Rennen!
Wintertrikot, Windweste und leichte Regenjacke?
Richtige Regenjacke, leichte Regenjacke und Wintertrikot?
Start
Um 4:30 klingelte der Wecker, anziehen, Kaffee, Frühstück, Blick aufs Wetter und noch Mal aufs Klo und dann ab in den Startblock. Eine Stunde vor dem Start hieß es warten, sich mit anderen Fahrern austauschen, die Atmosphäre genießen. Neben uns wurden die Heißluftballons eingeheizt und ganz langsam brach der Tag an. Alle hatten Bock, alle waren angespannt. 4 Grad, gefühlt kälter… Aber wenigstens war es wirklich trocken!
Sölden hinter sich lassen
Die Hubschrauber für die Live-Bilder waren gestartet. 6:45 Uhr es ging los, das Feld rollte, doch es kommt nicht weit. Ein Werbebanner liegt kurz hinter dem Start auf der Strecke. Erster Test ob alle aufmerksam sind war geglückt. Zügig ging es weiter. In den Ortschaften standen schon die ersten Zuschauer und feuerten uns an. Da Feld fuhr aufmerksam, Fahrbahnteiler wurden gut angezeigt und es ging flott bis nach Oetz.
Heiminger Sattel
Die Vermutung bestätigte sich, aufgrund eines Felssturzes, führte der 40. Ötztaler Radmarathon nicht direkt aufs Kühtai, sondern über Oetz auf den Heiminger Sattel zum Kühtai. Gute 10 Kilometer und 500 Höhenmeter extra. Die liebevolle lokale Aussprache „Heiminger Sattele“ trügt. 9,65 Kilometer 1009 Höhenmeter… wie heißt es auf Quäldich.de „ist auch für Tiroler Verhältnisse kein ganz leichtes Unterfangen“. Ich quälte mich diesen unrhythmischen Endgegner hoch. 11km/h, 12km/h, 8km/h… das Powermeter pendelt zwischen 250 und 280 Watt… ich glaub mein FTP ist irgendwo bei 235. Es wurde warm, erste Jacke auf. Kurze Zeit später das Trikot auf, die Handschuhe aus. Ich fuhr mein Tempo, möglichst gleichmäßig. Es tat weh, ich dachte den Ötztaler fahr ich niemals zu Ende.
Kühtai
Vom Heiminger Sattel kommt man auf die ursprüngliche Route. Eine kurze Abfahrt und dann folgt noch ein Anstieg. Das Orga-Team scheuchte die Kühe von der Straße, eine Frau feuerte uns an „gleich habt ihr es geschafft, der erste Berg“. Nur kam er nicht, der Gipfel. Vielleicht war ich zu langsam für ihr „gleich“, vielleicht meinte sie „mit dem Auto habt ihr es gleich geschafft“. Um kurz nach 9 Uhr passierte ich die Verpflegungsstation am Kühtai. Ich stoppte ein paar Meter dahinter, aß kurz ein Gel packte mich wieder warm ein und gönnte mir dann die Abfahrt runter nach Innsbruck. Die Abfahrt war, wie im Fahrerbriefing angekündigt, teilweise sehr schlecht und die angekündigten Weidegitter erforderten in der eigentlich nicht besonders anspruchsvollen aber durchaus schnellen Abfahrt etwas mehr Aufmerksamkeit.
Brenner
Vom Kühtai ging es nach Innsbruck, aus der Wildnis in die Stadt. Verpflegen, im Windschatten rollen und genießen. Selbst die Sonne blinzelte durch die Wolken. Das Gruppetto rollte auf den Brennerpass. Etwa 38 Kilometer 3-4% durchschnittliche Steigung. Nach den bisherigen Steigungen redet man sich ein es wäre flach! Erholung? Mir kamen die Worte in den Sinn „am Brenner brauchst du eine gute Gruppe“. Ein italienischer Fahrer machte das Tempo, 38kmh, wir wechselten ein paar Mal, doch außer uns beiden wollte keine mitmachen. Das Tempo fiel, man rollte so vor sich hin. Alle wollten Körner sparen. Am Ende brachte ich das Stück Innsbruck bis Brenner in 1:20 Stunden mit einem Schnitt von 28,4 km/h hinter mich. Nach insgesamt 120 Kilometern gönnte ich mir an der Labestation am Brenner neue Getränke, eine Kleinigkeit zu essen, motivierende WhatsApp Nachrichten aus der Heimat und eine Toilette.
Jaufen
Gestärkt und gut gelaunt ging es vom Brenner auf überwiegend breiten Straßen runter nach Sterzingen. Mit 50km/h im Schnitt schaffte man die 15 Kilometer in 17 Minuten. Schon stand man am Fuß des Jaufenpass. Nun hieß es wieder 15 Kilometer, allerdings bergauf. 1100 Höhenmeter mit durchschnittlich 7,5% Steigung. Ich nahm ein großer Schluck von der Trinkflasche und es ging weiter, was willst du auch machen, der kürzeste Weg nach Hause war genau dieser. Der Jaufenpass fühlte sich angenehm an, schön gleichmäßig durch den Wald. Gott sei Dank, denn in der Sonne war es schon elendig heiß. Ich fuhr mein Tempo, stur den Pass hoch. Das letzte Stück bis zur Verpflegungsstation am Jaufenpass hat man freie Sicht auf genau diesen, das motivierte – mich zumindest. Nach 1:45 Stunden war ich oben. An der Verpflegungsstation gab es Banane, Kuchen, Wasser, Gels… Quasi einmal Buffet. Schließlich warteten ja noch 70 Kilometer und ca. 1800 Höhenmeter auf mich.
Von der Verpflegungsstation ging es, welch eine Gemeinheit, ging es noch 100 Meter weiter hoch bis zum Gipfel. Doch dann folgt die Belohnung. Eine traumhafte Abfahrt, schnell aber auch technisch anspruchsvoller. Mit jeder Kurve wurde das Grinsen im Gesicht breiter und es waren einige Kurven.
Timmelsjoch
Am Ende der Abfahrt vom Jaufenpass bremste einen eine schöne enge 180 Grad Kurve, angefeuert von den Zuschauern wurde im Anschluss wieder kräftig in die Pedale gedrückt. Aus dem bergab wurde wieder mehr und mehr bergauf. Das Timmelsjoch steht auf dem Programm, der Endgegner vom Ötztaler? 29 Kilometer und läppische 1724 Höhenmeter. Man hat ja auch erst gut 190 Kilometer und knapp 4100 Höhenmeter in den Beinen. Aber es wäre nicht der Ötztaler, wenn es einfach gewesen wäre. Die zusätzliche Mini Verpflegungsstation am Fuß des Anstiegs sparte ich mir, geht ja auch auf Zeit hier, ist ja keine Kaffeefahrt. Es war elendig warm, das Tacho zeigt 29 Grad. Ich packte meine Weste in die Jacke, die Jacke hinten in die Bib. Handschuhe unters Trikot. Mein Plan war erst an der letzten Station „Schöne Aussicht“ zu stoppen. Also weiter! Der Tacho zeigte 11, 8, 9 km/h an. Ich versuchte gleichmäßig zu pedalieren.
Erinnerte mich wie ich auf dem Stück 2013 hier von Sölden kommend mit dem Stahlrenner runter bin. Ich kam zu dem Entschluss, runter ging es schneller. In Gedanken versunken, rief jemand meinen Namen. Simon! Wie geil, am Start nicht zusammengefunden, aber dann auf der Strecke. Mega! Wir quatschten uns die Höhenmeter in die Beine. Die Sicht auf das Timmelsjoch wurde offener, man sah wo man hoch musste. Simon sagte leicht witzelnd nur noch 2,5 Stunden.
Es ist der Wahnsinn, es sind doch nur noch 20 Kilometer. Man hört die Schaltungen ins Leere schalten, da ist kein kleinerer Gang mehr. Ich sagte zu einem unbekannten Mitfahrer „ist scheinbar ein größeres Problem hab jetzt schon mehrere getroffen die ähnliches Problem haben“. Man lachte, leicht verzweifelt. An der letzten Verpflegungsstation, war es Mal wieder Zeit für ne Toilette. 9 Stunden unterwegs, hauptsächlich Gels, da sagt der Magen auch gerne Mal „f#@k dich“. Ich gönnte mir Käsebrot, Banane, eine Suppe, Cola und füllte auch meine Flaschen wieder auf. Simon saß auf einer Bank, ich blieb stehen. Ich dachte, jetzt sitzen und ich steh erst wieder für den Besenwagen auf.
Noch 11 Kilometer und 750 Höhenmeter bis zum Gipfel. Weiter ging es. Das quatschen wurde weniger. Jeder konzentriere sich auf den Anstieg. Mal lagen ein paar Meter zwischen uns aber wir kamen immer wieder zusammen. Vor einer Kehre ploppte eine Bierflasche auf. Unverschämt. Die Streckenposten sauften. Simon ergatterte ein Schluck und mit neuer Energie ging es gleich viel einfacher weiter, bestimmt! Das Wetter wurde schlechter, es fisselte. Der Wind blies kalt um die Ohren. Am Tunneleingang vor dem Gipfel zogen wir uns die letzten Klamotten an. Der Tunnel führte in eine andere Welt. Auf der österreichischen Seite wartete schlechtes Wetter auf uns. Doch es war geschafft, um kurz nach Fünf, passierten wir den Gipfel auf 2488m. Schneeregen von oben und eine ganz leichte Schneeschicht auf der Straße. Es war nass, es war kalt. Aber es war geschafft!
Nach kurzem Foto-Stopp, ging es runter ins Ziel nach Sölden. Ich fuhr gemäßigt bergab. Vor mir ein Fahrer als Orientierung, bis diese plötzlich die Kontrolle über sein Rad verlor und nur mit viel Mühe und Geschick nicht in die Mauer knallte. Ich war erschrocken. Nahm noch etwas mehr raus. Ich dachte mir, sich so kurz vorm Ziel noch lang machen, das muss nicht sein. Es geht um nix, Hauptsache ankommen! Nach einer schönen, aber dieses Mal sehr nassen Abfahrt kam der gerne vergessene Gegenanstieg hoch zur Mautstation. 2,5 Kilometer, 110 Höhenmeter. Das tat richtig weh. Mental war das Ziel der letzte Gipfel und dann so ein Gegenanstieg. Verflucht! Aber Zähne zusammenbeißen und dann war dieser auch geschafft. Von der Mautstation ging es nur noch runter, es war nass und kalt aber gleich geschafft. Das letzte Stück ab Zwieselstein führte auf der gleichen Route wie der Rückweg von Vent, man kannte die Strecke und konnte laufen lassen.
Zielsprint
Es roch nach Ziel, die Füße standen im Wasser, der Regen prasselte auf mich ein. Ich überholte noch schnell das Auto der Organisation und fuhr auf die Zielgerade. Kuhglocken, Jubel von Zuschauern. Noch 500m… Vollgas… Eieieiei sind 500m lang, ich strecke die Siegerfaust in die Kamera und erreiche das Ziel nach 11:12 Stunden!
Im Ziel wartete schon Simon, wir fielen uns in die Arme. Was war das für ein Tag, hart, härter Ötztaler! Unglaublich was man da hinter sich gebracht hat. Der Radcomputer zeigt 236,64 Kilometer, 5585 Höhenmeter 204 Watt (NP), 10 Stunden und 17 Minuten in Bewegung (23 Km/h), insgesamt 11 Stunden und 13 Minuten zwischen Temperaturen von 3 bis 29 Grad unterwegs!
Epilog
Zurück im warmen, trockenen Hotel wartete bereits Henning. Er war etwas flotter und fuhr mit 09:04:35 auf den 208. Platz! Wahnsinn! Aber dafür verpasste er den Regen. Wir tauschten uns aus, wie lief es am Sattel, wer litt wo, wie war die Gruppe am Brenner, wann schlug das Essen auf den Magen… Geduscht und aufgewärmt ging es zusammen mit Ronny ins Vaya den Abend kulinarisch ausklingen lassen.
Fazit
Der Ötztaler ist jede Pedalumdrehung wert. Selbst ohne den perfekt organisierten Radmarathon ist die Region traumhaft schön. Das zu erleben, wenn Sölden zum Radsport Mekka wird, mit gesperrten Straßen, Verpflegungsstationen und vielen anderen „verrückten“ Radsportlern, kann ich jedem empfehlen! Eine großartige Herausforderung! Ich selbst würde mich bei meinem nächsten Ötztaler besser vorbereiten, dies war aufgrund der knappen Zusage, zwei Monate vorher nicht wirklich möglich. Trotzdem Danke Henning, für das Überreden, ich habe es nicht bereut! Bei der Klamottenfrage würde ich in Zukunft wohl anders entscheiden und eher weniger als zu viel mitnehmen. Aber wenn man eins nicht planen kann, dann ist es das Wetter, vor allem beim Ötztaler!
Registriert für einen Kumpel, keinen Startplatz bekommen, Thema begraben. Plötzlich ist ein Startplatz übrig, fahren oder nicht fahren? DEN Ötztaler?
Die sportliche Herausforderung meines Lebens. Von Sölden über Oetz, rauf aufs Kühtai (2020m), Brenner, Jaufenpass (2090m) und zum Schluss noch der Endgegner das Timmelsjoch (2509m). 248 Kilometer und 5500 Höhenmeter „Spaß“.
Ötztaler Radmarathon Höhenprofil Pässe
Ich überleg hin und her. Eigentlich passt es nicht in den Kalender, Freitag vorher noch Kindergeburtstag im Haus. Keine Ferien um mit der ganzen Familie ein paar schöne Tage in der Gegend um Sölden zu verbringen. Aber die Chance dabei zu sein ist so klein. 4000 Plätze für über 15.000 Bewerber. Nach Rücksprache mit der Liebsten, reichlicher Überlegungen und hartnäckiger Überzeugungsarbeit der Radsport Kumpels hab ich mich dafür entschieden Ötztaler zu fahren.
Jetzt sind es noch genau 9 Tage bis am Morgen des 29. August der Startschuss in Sölden zu hören ist. Die Tage von der Ummeldung bis heute hab ich Podcasts gehört, Videos geguckt und in Rennradzeitungen geblättert und mir alles rund um den Ötztaler reingezogen. Leicht wird es nicht aber ich bin fitt, hab immerhin 6.750 Kilometern in den Beinen und mit 33.000 Höhenmeter fast 1000 mehr als im gesamten letzten Jahr. Aber wichtiger als diese Zahlen, ich hab richtig Bock.
Viel Zeit bleibt nicht mehr, das Rad war noch Mal beim Mechaniker meines Vertrauens, Packliste steht. Eigentlich kann es los gehen. Die Tage gönne ich mir noch ein paar Höhenmeter und vielleicht ein paar Bier weniger… Mal sehen…
Für alle daheim gebliebenen wird von 6:30 bis 21:30 Uhr ein Livestream des Ötztaler Radmarathon angeboten.
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