Artikel
1 Kommentar

Münsterland Giro

Münsterland Giro

Der 3. Oktober, Tag der Deutschen Einheit, Feiertag. Perfekt für ne Ausfahrt mit Freunden. Zufällig findet an diesem Tag der Münsterland Giro statt und da es im Münsterland ja sehr schön sein soll, hab ich mich mit den Jungs angemeldet.

4:30 Aufstehen, zwei Espresso, ne Banane und ein paar Nutella Brote. Radklamotten an und den Rest ins Auto packen. Um 5:25 hatten wir uns zur Abfahrt verabredet. Wir, das war das „L’Etape du Tour Kernteam“ plus Chris, Henning müsste leider aus Watt/Kg Gründen passen. 2 Autos, 4 Verrückte inklusive Fahrräder auf dem Weg nach Münster.

Nach dem wir unsere Startnummern abgeholt und alles ans Rad gedängelt hatten, standen wir um kurz nach 8 am Start. Um 8:25 starteten die Lizenzfahrer der Klasse A/B und wir durften 10 Minuten später auf die Strecke. Im Startblock trafen wir noch ein paar Bekannte Gesichter aus Düsseldorf und den üblichen Ausfahrten dort (Sunday Sunrise Ride, Facebook Radsport Gruppe, Schicke Mütze und Cycling Club Düsseldorf).

In unserem jugendlichen Leichtsinn gaben wir bei der Anmeldung einen Schnitt von 40Km/h an. Ein 40er auf fast 100 Kilometern ist noch keiner von uns gefahren. Aber man hörte die Aspekte vorher immer sagen, Münster ist schnell, sehr schnell. Unser Plan: einer schnellen Gruppe anschließen und die Tempoarbeit möglichst breit aufteilen.

Vom Start an ging es flott los, 54kmh und mehr im dichten Pulk, Konzentration war gefragt. Bremst einer bremsen alle, es stinkt nach Gummi. Eine Trinkflasche rollt durchs Feld, aber alle sind aufmerksam und bleiben auf dem Rad.

Am ersten „Anstieg“ nahm das Tempo abrupt ab und die Gruppe riss in zwei Teile. Ricardo hat sich taktisch klug vor dem Anstieg in eine gute Position gefahren und war in der vorderen Gruppe. Chris, Malte und ich hingen im Verfolgerfeld. Nach dem Anstieg sortierte sich die Gruppe und „Lokomo-Malte“ guckte vorne mal nach dem Wind.

Malte und der Wind, beide Vorne. Die Tempoarbeit war nicht gerade gut organisiert, es gab gelegentlich mal ein Wechsel, aber in der Regel nahm das Tempo ab sobald Malte aus dem Wind ging. Mit der Zeit bildete sich ein Feld von circa 20 Fahrern, welches durch das Münsterland rollte.

An den Anstiegen, hatte ich das Gefühl, fiel das Tempo enorm. Vielleicht lag es daran, dass die Jungs mit den dicken Beinen in der Regel etwas mehr Gewicht dabei haben und keine Bergziegen sind. Mir lagen die moderaten Steigungen und so ging es wie von alleine nach vorne. Nach dem Anstieg hinter Darup (ca. 36km) erreichte ich den „Gipfel“ ohne das Feld, abgehängt quasi aus versehen. Völlig alleine vorne im Wind macht das ganze kein Sinn, dann lieber ein Feld im Rücken dem der Windschatten etwas bringt. Ich verpflegte mich und kämpfte mit dem drecks PowerBar Energize Riegel, der nicht aus der Packung wollte. Der Riegel verlor am Ende und das Feld fing mich wieder ein. Malte und die anderen Maschinen übernahmen wieder die Kontrolle.

An Kilometer 40 führte ich die Gruppe durch Billerbeck, die Straße ging leicht bergauf, irgendwann fuhr ich raus, aber ich täuschte mich, da kam keiner. Die Gruppe war zurückgefallen. Ich dachte kurz daran den zweiten Riegel auszupacken, aber nach dem Desaster mit dem ersten Riegel verzichtete ich. Ich drehte mich um, nahm raus, hatte was von Profi rumgepimmel… Es dauerte etwas bis das Feld ran rollte. Aber auch dieses Mal stellte sich Malte wieder nach vorne in den Wind.

Chris war genial, wir fuhren immer mal wieder nebeneinander oder hintereinander oder er rollte an mir vorbei und rief nur laut in bester Laune „Was geht Ginooo“. Immer wieder frische Motivation.

40 Kilometer vor dem Ziel meldeten sich meine Waden. Das war wohl die Strafe für das Einstellen der Nahrungsaufnahme. Kack PowerBar Energize Riegel. Ich versuchte mich am Ende des Feldes zu erholen, aber der Kurs war verwinkelt und jede Kurve zog das Feld weit auseinander und es kostete enorm Kraft wieder ans Feld ran zu fahren.

Bei Kilometer 75, hatte Malte initiiert einen Ausreißversuch zu starten. Ich war irgendwie mit mir beschäftigt, konzentriert mich darauf keinen Krampf zu bekommen und kam nicht rechtzeitig nach vorne. Malte und ein Mitfahrer flüchteten und fuhren eine kleine, bei den Windverhältnissen, fiese Lücke raus. Ich dachte *fuck* da musst du mit. Es dauerte etwas bis ich nach vorne kam um dann mit Vollgas hinter her zu gehen. Es sah erst so aus als gingen zwei, drei mit, aber sicher war ich mir nicht. Eine scharfe Linkskurve, maximal durchfahren und dann richtig Druck und der Abstand wurde geringer, allerdings hatten die beiden vorne schon raus genommen. Malte sah mich kommen, rief mir motivierend zu und so waren wir zu dritt. Vorne, wie gehabt Malte. Allerdings gemeinsam mit dem Dritten im Bunde in perfekter Tempoarbeit. Ich durfte mich zwei Runden erholen und dann auch nach vorne. Fühlte sich nach dem Sprint und den Krampfproblemen gar nicht so schlimm an wie erwartet. Aber urplötzlich war auch das Feld wieder da.

Beim nach hinten „Kreiseln“ sagte eine Mitfahrerin noch zu mir, sie würde gern mithelfen, das vorne fairer gewechselt wird, aber sie könne nicht mehr. Ich sagte, ich auch nicht. Lachte und ließ mich weiter zurück fallen, bis ich am Ende des Feldes war. Hungrig, aber immer noch auf Kriegsfuß mit dem Riegel, versuchte ich es mit Trinken. Half nicht. Es riss eine Lücke auf, drei vier Fahrer, ich ging aus dem Sattel versuchte zurück an die Gruppe zu kommen. Das Begleitmotorrad im Nacken. Ich hatte das Gefühl wenn es mich überholt bin ich weg. Die Straße ging wieder leicht bergauf, meine Chance. Ich schaffte es zurück ans Feld. Im Feld frage ich mich dann, was war so schwer, hier roll ich ja nur.

Die Abfahrt war wie die anderen auch eher gemäßigt, ich hatte das Gefühl, niemand wollte nach vorne. Es wurde sogar gebremst! Verrückt, aber wir hatten ja Lokomo-Malte!

Nach Münster rein, nahm das Tempo wieder zu, die Absperrgitter zeigten quasi an, ihr habt es gleich geschafft. Ich glaube alle außer Malte versuchten noch mal alles. Kurz vorm Ziel hat sich bei einem Fahrer neben mir eine Mülltüte im Schaltkäfig verfangen und um die Kassette gewickelt. Gefährliches Ding, aber er hat sehr gut reagiert und das Rad Sturzfrei zum Stehen bekommen.

Malte, Chris und ich trudelten mit wenigen Sekunden Abstand ins Ziel. Nur Ricardo kam mit fast 7 Minuten weniger „weit“ vor uns an.

NameZeitPlatzPlatz AK-WertungGeschwindigkeit
Ricardo02:20:57772940,44km/h
Chris02:26:551184038,80km/h
Gino02:26:571214138,77km/h
Malte02:27:011304338,77km/h

Im Ziel angekommen, tauschten wir noch unsere Eindrücke aus, gönnten uns ein isotonisches Kaltgetränk, eine Ladung Pasta und machten uns dann auf den Weg zurück nach Düsseldorf.

Fazit:

Der Münsterland Giro ist eine gut organisierte Veranstaltung in der „Nachbarschaft“. Start, Ziel, Startnummernausgabe, Parkmöglichkeiten (gratis) alles nah beieinander und gut organisiert. Auf der Strecke merkt man das noch ein Grand Tour Rennen folgt, viel Polizei, alles gut ausgeschildert und abgesperrt. Vor Gefahrenstellen warnen Streckenposten mit Flaggen und durch Pfeifen und Begleitmotorräder und Polizei sichern das Feld von hinten. Das Rennen selbst ging sehr flott los und aufgrund des großen Fahrerfeldes musste man gerade am Anfang besonders aufmerksam sein. Insgesamt verlief das Rennen sehr gesittet, für die gute Teamarbeit sollte man aber sein eigenes Team mitbringen, es fährt halt doch der größte Teil sein „eigenes“ Rennen.

Aber auf jeden Fall: Nachahmung empfohlen 😉

1 Kommentar

  1. Pingback: Münsterland geballer... | radmomente

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.